Kunstpreis:Axel Berger für Tölzer Adventskalender-Projekt ausgezeichnet

virtueller Adventskalender

Mixtur aus realer und digitaler Kunst: Axel Berger hat den Betonpfeiler an der Tölzer Isarbrücke für ein Kunstprojekt genutzt - und wurde bei einem internationalen Wettbewerb dafür nun mit dem ersten Preis ausgezeichnet.

(Foto: Manfred Neubauer)

Der Künstler holt beim internationalen Wettbewerb "Start simple, start now" den ersten Preis in der Kategorie Kunst

Von Florian Zick, Bad Tölz

Eine wirklich besinnliche Adventszeit hatte Axel Berger vergangenes Jahr nicht - und das, obwohl nach dem Lockdown ein paar Tage vor Weihnachten sogar das große Shopping-Gerenne vorbei war. Der Gaißacher Künstler hat vergangenen Dezember an einem Betonpfeiler der Tölzer Isarbrücke den, wie er selbst sagt, "verrücktesten Adventskalender der Welt" installiert. Jeden Tag hat er bis zu 19 Stunden gearbeitet, damit auch wirklich hinter jedem Türchen eine neue Überraschung warten konnte. Für Ruhe und Besinnlichkeit war da nicht wirklich Zeit.

Der große Aufwand hat sich allerdings gelohnt. Nicht nur, dass sich vergangenen Advent in den sozialen Netzwerken jeden Tag Tausende Besucher die Installation angeschaut haben. Beim internationalen Kulturwettbewerb "Start simple, start now" wurde Berger am Wochenende mit seinem Projekt in der Kategorie Kunst nun auch noch mit dem ersten Preis prämiert. "Das ist schon eine tolle Sache", sagt Berger, der gleich noch am selben Abend mit seiner Frau und seinen Eltern virtuell auf den Erfolg angestoßen hat.

Den Wettbewerb "Start simple, start now" hat Dan Ram ins Leben gerufen, ein aus Dubai stammender Unternehmer, der mit vollem Namen Joe Daniel Ramamoorthy heißt. Ramamoorthy ist vor allem bekannt als Moderator. Auf dem Münchner Oktoberfest fungiert er als Gastgeber von "Bits & Pretzels", einer Bierzeltkonferenz der jungen Start-up-Szene. Er moderiert in den kommenden Tagen auch die Großmesse Ispo, die heuer coronabedingt nur digital stattfinden kann.

Mit einem Geldpreis dotiert war Ramamoorthys neuer Wettbewerb zwar nicht, dafür bekommt Berger nun ein Jahr lang Unterstützung aus dessen weit verzweigten Netzwerk. "Und Support von einem erfolgreichen Unternehmer aus Dubai, das ist eigentlich mehr wert als finanzielle Hilfe", sagt Berger.

Advenskalender #isarstreetart

Axel Berger beim Aufsprühen der Tölzer Stadtsilhouette.

(Foto: Manfred Neubauer)

Für seinen ungewöhnlichen Adventskalender hatte der Künstler die Tölzer Stadtsilhouette an den Brückenpfeiler gemalt. Auf die Fassaden der Häuser hat sein Projektpartner Florian Beyer am Computer dann kurze Videos von 24 Künstlern und Kulturschaffenden projiziert, darunter Beiträge der Tölzer Goaßlschnalzer, der Malerin Bo Starker, des Tölzer Knabenchors oder auch ein Minikonzert der Bananafishbones. So entstand eine einmalige Mixtur aus realer und digitaler Kunst. Und während auf der gegenüberliegenden Isarseite der Christkindlmarkt wegen Corona abgesagt wurde und so in Bad Tölz ein Kommunikationsort verloren ging, entstand unter der Brücke, "an diesem eigentlich schiachen Ort", wie Berger sagt, mit modernen Mitteln ein ganz neuer Kommunikationsort. Und für das Projekt dann auch noch das Symbol der Brücke nutzen zu können, "das war natürlich großartig", sagt Berger.

Die Stadtsilhouette ist inzwischen längst übermalt. Der Brückenpfeiler sei eine der wenigen Flächen südlich von München, auf denen sich jugendliche Sprayer offiziell mit Graffiti verewigen könnten, sagt Berger, der selbst Graffitikurse gibt. Unter der Isarbrücke sind deshalb neue Kunstwerke entstanden. Es sei aber nicht ausgeschlossen, so der 44-Jährige, dass man nächsten Advent oder zu einem anderen Anlass ein solches Projekt wiederholen werde. Bad Tölz alleine schon sei ein "El Dorado für Architekten", so Berger. Es gebe in der Stadt noch mindestens drei weitere Häuserzeilen, die man in ähnlicher Weise abmalen und wieder mit Videos bespielen könne. Letztlich sei man aber auch nicht auf die Kurstadt begrenzt. "Wir sind offen für alle, die uns eine Partnerschaft anbieten wollen", sagt Berger.

Durch die Unterstützung aus dem Netzwerk von Joe Daniel Ramamoorthy könnten auch noch ganz neue Ideen entstehen. Nur eines möchte Berger gerne beibehalten: die Zusammenarbeit mit der örtlichen Kulturszene. Denn auch, wenn sich durch den Erfolg bei dem Wettbewerb jetzt vielleicht neue Kontakte ergeben: "Das, was ferner ist, ist nicht zwingend immer auch schillernder", sagt Berger. Und auch bei "Start simple, start now" sei es schließlich darum gegangen, den Leuten etwas zurückzugeben, "die in schwierigen Zeiten auch mal eine gute Nachricht produziert haben", sagt er.

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