Kulturereignis in Wolfratshausen:Entdeckungen im Vorbeigehen

Die Wolfratshauser Kunstmeile 2021 ist eröffnet. Bis 10. Oktober sind die Werke von 60 Kreativen zu sehen

Von Susanne Hauck, Wolfratshausen

Kunstmeile Acht - 2021

Auf eine Nebelwand aus Wasser projiziert Alfred Fraas einen Farbenrausch.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Es ist die achte Auflage der als Biennale stattfindenden Wolfratshauser Kunstmeile, die Bürgermeister Klaus Heilinglechner und Ernst Gröbmair vom Verein Lebendige Altstadt Wolfratshausen (LAW) am Freitagnachmittag im Rathaus-Innenhof eröffnet haben. Insgesamt 60 Kreative aus der Region stellen ihre Werke bis zum 10. Oktober an 50 Orten und Schaufenstern in der Stadt aus.

Anderthalb Jahren hatten die bildenden Künstler wenig Gelegenheit gefunden, ihre Werke zu präsentieren. Um so größer ist deshalb der Output der Ateliers. Zu sehen ist ein breites Spektrum an Bildern, die von Pop-Art über Realismus bis zur abstrakter Kunst reichen und mal mehr, mal weniger ernst gemeint sind, dazu Grafiken, Fotografien, Skulpturen und Installationen. Ein Kunstwerk wird der Stadt sogar auf Dauer erhalten bleiben, wie Bürgermeister Heilinglechner ankündigte: Die Lichtinstallation mit farbenfrohen LED-Lämpchen von Günter Klügl erhellt auch in Zukunft die Loisachpassage am Obermarkt.

Die meisten Kunstschaffenden blieben ihren Sujets treu, mit der Pandemie künstlerisch auseinandergesetzt haben sich nur wenige. Eine davon ist Gabriele Riedel, die beim "Tausend" das Bild "Freundschaft" von zwei sich umarmenden Frauen zeigt und dazu fragt, wonach sich die Menschen in der Pandemie sehnen. Eine Sammelausstellung gibt es im Obermarkt 25-27. In dem leer stehenden Laden, der zuletzt an eine Bäckerei vermietet war, haben sich die aus vier Künstlerinnen bestehenden "Isarkiesel" einquartiert, darunter Caroline Weiss mit ihren hochkarätigen Monotypien zum Thema Tiere. Es handelt sich um eine spezielle Druckmethode, bei der es nur einen einzigen Papierabzug gibt.

Mit vier Fünftel weiblicher Beteiligung ist die Kunstmeile 2021 fest in Frauenhand. Es gibt ein Wiedersehen mit Yaya Bela Roth, Katharine Andree oder Carolin Kunz, die bereits mehrmals zu Gast waren - oder auch Gregory Prade, der den Japanischen Garten wieder mit seinen Lampions illuminiert. Zum ersten Mal dabei ist Nadine Pasianotto, die frisch von Tübingen nach Münsing umgezogen ist. Auf den ersten Blick hält man ihre kleinformatigen Werke, die bei "Conny Broenner" ausgestellt sind, für ein besonderes Textilhandwerk. Der Eindruck täuscht: Den raffinierten Effekt erzielen feinste filigrane Tuschestriche mit verschieden starken Farbaufträgen.

Kunstmeile Acht - 2021

Die Lichtinstallation von Günter Klügl in der Loisachpassage soll bleiben.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Schade und auch verwunderlich ist, dass es nach der pandemiebedingten Zwangspause keine größere Beteiligung gibt. Zur Erinnerung: Bei der Kunstmeile 2019 waren es noch 110 Kunstschaffende an 85 Orten gewesen. Dieses Jahr herrscht ein gewisser Ausstellerschwund: Von den 70 angekündigten Künstlern sind 60 übrig geblieben, was Organisatorin Carmen Gröbmair-Jonas mit "coronabedingten Absagen" begründet. Aus den Reihen der Kreativen ist indes zu hören, dass die organisatorische Vorlaufzeit arg knapp gewesen wäre.

Das hat zur Folge, dass der Kunstspaziergang durch die Altstadt von vielen nicht beteiligten Geschäften unterbrochen wird. Ein wenig kompakter hätte man sich das Ganze schon gewünscht. Der Stimmung tat das bei der Eröffnung keinen Abbruch. Überall ließ sich beobachten, wie neugierige Besucher und gut gelaunte Ausstellende an weißen Stehtischen miteinander ins Gespräch kamen.

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