Süddeutsche Zeitung

Kulturbühne "Hinterhalt":Grooviger Soulpopfunk

Lesezeit: 1 min

Saxofonistin Stephanie Lottermoser tritt mit Band in Gelting auf

Von Leonard Scharfenberg, Geretsried

Mit dem Jazz sei es hier nicht so einfach, sagt die Wolfratshauser Saxofonistin und Sängerin Stephanie Lottermoser bei ihrem Konzert im Geltinger "Hinterhalt". In der Kellerkneipe war davon indes nichts zu spüren. Für die junge Musikerin war der Abend ein besonderer. Im Hinterhalt hatte Lottermoser vor vielen Jahren ihre erste Jam-Session gespielt.

"Suddenly" heißt das Stück, mit dem die Band in den Abend startet. Angetrieben von einer funkigen Basslinie und Schlagzeugpattern mündet es in wilden Tonkaskaden von Keyboard und Saxofon. Nach diesem fulminanten Einstieg stellt die international bekannte Künstlerin und ihre dreiköpfige Band, bestehend aus Keyboarder Jan Leschke, Bassisten Stephan Pfaff und Schlagzeuger Christoph Buse, den ersten Song ihres neuen Albums "This Time" vor. Diesen hat Lottermoser zusammen mit dem Star-Produzenten Steve Greenwell in New York und Paris aufgenommen. Der gleichnamige Titelsong, der mit atmosphärisch schwebenden Synthesizer-Malereien und gemächlichem Groove beginnt und in von Hammond-Orgelklängen ausgestalteten Funk endet, offenbart die große Qualität von Lottermosers Stimme. Sie kann beides: süßlichen Pop und soulig-dunklen Jazz. Es ist diese Vielfalt, die den Abend so aufregend macht. Man weiß nie, was als nächstes kommt. Swingender Blues, heller Pop über gurgelnden Rockbegleitungen oder schneller Jazz. Nur eben der Funk, der scheint es ihr angetan zu haben. Er bleibt in fast allen Songs zu erkennen, mal versteckt mal offensiv: der ständige Begleiter.

Die zierliche Wolfratshauserin füllt nicht nur mit ihrer klaren Stimme und ihrem vollen, weichen Saxofonsound die Bühne aus. Gelassen tänzelt sie zwischen ihren Bandkollegen und steckt damit die Zuhörer an. Spätestens beim Instrumentalstück "Flip It" fängt jeder im Raum an mitzunicken. Einigen sieht man an, dass sie jetzt gerne tanzen würden.

Mit einem Jazz-Standard von Eddie Harris leitet Lottermoser ihr Cover der bekannten Hymne für Toleranz und Respekt "Everyday People" von Sly & The Family Stone ein. Eigentlich ist dies der letzte Song des Abends, doch der Applaus zwingt die Band noch zwei Mal auf die Bühne. Mit einem fetzigen Instrumentalstück und dem leicht lateinamerikanisch eingefärbten Jazz-Chanson "Que reste-t-il de nos amours?" von Charles Trenet entlässt die Künstlerin das begeisterte Publikum schließlich beschwingt in die kalte Geltinger Nacht.

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Quelle:
SZ vom 19.03.2018
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