Kultur:Klassik soll sich selbst fördern

Geretsrieder Räte lehnen Zuschuss für den Konzertverein Isartal ab

Der Konzertverein Isartal (KVI) erhält von der Stadt Geretsried keine grundlegende Förderung seiner Konzertreihe "Klassik pur! im Isartal". Nur für ein konkretes Projekt des KVI, eine Aufführung des "Karnevals der Tiere" von Saint-Saëns war der Ausschuss für Jugend, Senioren, Soziales, Kultur und Sport bereit, einen Zuschuss zu geben. Im ersten Fall standen 5000 Euro zur Diskussion, im zweiten 1000 Euro.

Der Ausschuss zeigte sich überzeugt davon, dass es in Geretsried keiner finanziellen Förderung klassischer Musik bedürfe. Kulturreferent Hans Ketelhut (CSU) betonte, wie schwer er sich mit diesem Antrag tue. Er sei ja für Kultur, sagte er, aber wer "auf die Richtung Musik steht und sich ein Abo kauft", der könne sich das leisten. "Wer geht auf eine klassische Reihe?", fragte er. "Sind das unsere Bürger?" Und beantwortete sich die Frage selbst: "Das ist bestimmt nicht die Schicht, die gefördert werden muss." Seine Fraktionskollegin Karin Schmid stieß ins gleiche Horn. Wer, wie der KVI, Sponsoren habe, der könne eine Unterstützung von Kommunen allenfalls verlangen, wenn er dafür "wenigstens ein paar Freikarten" gebe. Da müsste "auch was rüberkommen", sagte Schmid.

Volker Witte (Grüne) differenzierte: Die Stadt habe dem Geltinger Kulturfestival "Pipapo" gerade einmal 500 Euro gewährt, das sei für ein einheimisches Festival ganz wenig, zumal die Kleinkunst im Allgemeinen darbe. Da könne man dem Konzertverein Isartal nicht ohne Weiteres 5000 Euro geben. Witte hatte allerdings auch aus einem anderen Grund, wie er sagte, ein Problem mit dem Antrag: "Wir haben hier München vor der Haustür mit klassischen Konzerten en masse." Dem schloss sich Bürgermeister Michel Müller (CSU) an. Schließlich werde "auch die Münchner Kunst, wo die Großkopferten reingehen", öffentlich gefördert.

Der Konzertverein Isartal bietet in jeder Saison drei Konzerte unter dem Motto "Bürger für Bürger" mit engagierten Laienmusikern aus dem Landkreis. Zusätzlich präsentiert er je drei Kammerkonzerte hochrangiger Ensembles. Im kommenden Jahr sind dies das Goldmund-Quartett mit Werken von Beethoven, Brahms und Rihm; das Armida-Quartett, das 2012 den ersten Preis des ARD-Wettbewerbs gewonnen hat, mit Haydn, Strawinsky und Schubert und das Trio Sax Allemande mit einem Repertoire von Brahms bis Gershwin. Alle Konzerte finden in der Loisachhalle Wolfratshausen statt, da nur dort ausreichend Platz für 300 Abonnenten und weitere Besucher ist. Trotz der ehrenamtlichen Arbeit des Vorstands, so begründet der Konzertverein seinen Antrag, seien die Kosten für die Reihe enorm. Der KVI sieht sich als Träger kommunaler Kultur, die allen Bürgern des nördlichen Landkreises zugutekommt.

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