Süddeutsche Zeitung

Kultur in Geretsried:Zur Bibliothekarin berufen

Hannah Vogel ist neue Leiterin der Stadtbücherei Geretsried. Mit Literatur ist sie aufgewachsen

Von Felicitas Amler

Hannah Vogel ist buchstäblich mit Büchern groß geworden. Die 27-Jährige ist die Tochter der Wolfratshauser Stadtbücherei-Leiterin Silke Vogel - und inzwischen selbst Bibliothekarin. Anfang dieses Jahres hat sie die Leitung der Stadtbücherei Geretsried übernommen, nachdem ihr Vorgänger Björn Rodenwaldt nach China gegangen ist.

Diese Stelle sei ihr "absoluter Wunsch" gewesen, sagt Hannah Vogel. Die Nähe zu ihrem Wohnort Wolfratshausen, das Team und die Bücherei, in der "schon einiges gemacht worden ist". Tatsächlich hat Rodenwaldt das Haus an der Adalbert-Stifter-Straße in den sechs Jahren seiner Leitungstätigkeit in vielerlei Hinsicht vorangebracht, von der Möblierung über die technische Ausstattung bis zum Gaming Room, der eine Attraktion für Jugendliche ist. Vogel will erst einmal aufnehmen und fortführen, was ihr Vorgänger begonnen hat. Die neue Möblierung im Sachbuchbereich im Untergeschoss stehe noch aus, sagt sie.

Die neue Büchereileiterin hat an der Hochschule der Medien in Stuttgart ihren Bachelor in Bibliotheks- und Informationsmanagement gemacht, anschließend ein Jahr an der Zentralbibliothek in Köln gearbeitet, drei Jahre beim Michaelsbund in München und zwei Jahre als stellvertretende Leiterin der Pullacher Bücherei. Die Leitung einer Bibliothek sei "der nächste logische Schritt", sagt die 27-Jährige. Und natürlich kannte sie die Geretsrieder Stadtbücherei, nachdem sie das gegenüberliegenden Gymnasium besucht und dort ihr Abitur abgelegt hatte.

"Harry Potter rauf und runter"

Noch besser kannte sich Hannah Vogel allerdings in der Stadtbücherei Wolfratshausen aus. Dort habe sie als Jugendliche schon ehrenamtlich mitgewirkt. "Ich hatte immer viel Kontakt mit Büchern und Medien", sagt sie. Als Kind seien es mehr die Hörbücher gewesen, "alle Harry Potter rauf und runter".

Ihre erste Tätigkeit in Geretsried war eine eher trockene - sie musste die Jahresstatistik erstellen. Ihr Eindruck danach: Wenn man bedenke, dass es eine Corona-Zeit war, sei das Jahr ganz gut gelaufen. "Das Team kann stolz darauf sein, was geleistet wurde." Dieses Team - mit ihr vier Vollzeitkräfte und eine Auszubildende - hat die einzelnen Bereiche der Bücherei unter sich aufgeteilt. Vogel ist für die Sachbücher zuständig. Das liege ihr, sagt sie, es mache ihr Freude, sich in Themen einzulesen. Zuletzt sei es das Buch der fernsehbekannten Wissenschaftsjournalistin Mai Thi Nguyen-Kim "Die kleinste gemeinsame Wirklichkeit" gewesen. In der Belletristik, so Vogel, reizten sie Romane zu aktuellen Themen, etwa die Gesellschaftssatire "Ciao" von Johanna Adorján oder "Three Women" von Lisa Taddeo (über das die SZ schrieb: "Es ist ein fragwürdiges Buch, aber geradezu unwiderstehlich").

Eigentlich sei es in ihrem Beruf schwierig, von einem Lieblingsbuch zu sprechen, da das Spektrum groß sei. "Ich hatte auch eine Phase, in der ich viele Klassiker als Hörbuch gehört habe."

Eines ihrer persönlichen Ziele für die Geretsrieder Bücherei ist eine "Bibliothek der Dinge", wie es sie zum Beispiel in Rosenheim gebe. Dort können nicht nur Medien wie Bücher und CDs, sondern auch Werkzeuge, Küchengeräte und andere Gegenstände ausgeliehen werden. Vogel sagt, man könne auch an einen Bereich Freizeit denken, in dem Slacklines und Skateboards angeboten werden.

Man kann sich das ganz gut vorstellen. Denn schon jetzt erreicht die Geretsrieder Bücherei jene Altersgruppe, die gewöhnlich am schwersten fürs Lesen zu gewinnen ist - die über 13-Jährigen - durch ihre Gaming-Angebote besser. Eine "Bibliothek der Dinge" könnte da eine zusätzliche Attraktion sein. Und auch wenn Hannah Vogel sagt, sie trete in sehr große Fußstapfen - vielleicht ist sie ja genauso kreativ wie ihr Vorgänger.

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SZ vom 04.02.2022
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