Kultur in der Grabenmühle:Jo eh Hodero!

Kultur in der Grabenmühle: Erster Auftritt des Trios "Bajoabe": Johanna Lexa, Barbara Lexa und Bettina Pfluger (von links).

Erster Auftritt des Trios "Bajoabe": Johanna Lexa, Barbara Lexa und Bettina Pfluger (von links).

(Foto: Hartmut Pöstges)

Jodelkünstlerin Barbara Lexa tritt erstmals mit zwei Gesangspartnerinnen auf

Von Petra Schneider, Dietramszell

Wer die Staatsstraße bei Egling verlässt und in eine Schotterstraße zum Haus an der Grabenmühle einbiegt, den hat die geschäftige Welt zumindest für eine Zeit lang verloren. Still ist es beim Haus der Kinderbuchautorin Sigrid Heuck, die hier bis zu ihrem Tod 2014 gelebt hat. Barbara Holzmayr hat das Haus geerbt, öffnet es einmal im Monat für Kulturveranstaltungen und hat praktisch nichts verändert: Die Stube mit der niedrigen Decke und dem alten Holzboden, die am Mittwoch mit rund 20 Gästen gut besucht ist. Die Wände voller Bücher, der mächtige grüne Kachelofen. Auch die Klappe ist noch da, die sich zum Stall hin öffnen lässt, damit Heuck abends ihrem Pferd Gute Nacht sagen konnte, wie ein Gast erzählt. Ein Fensterausschnitt über die gesamte Länge des Raumes gibt den Blick frei auf den Weiher; wenn man das Stimmengewirr in der Stube ausblendet, kann man dem Vogelkonzert draußen lauschen.

Die Grabenmühle ist ein besonderer Ort - wenn auch keine Alm. Gejodelt wird hier am Mittwoch trotzdem, und heitere Geschichten auf Bairisch werden erzählt. Es ist der erste Auftritt des Trios Bajoabe; ein Name, der nach Exotik und Weltmusik klingt, sich aber aus den Anfangsbuchstaben der Vornamen der Sängerinnen zusammen setzt, wie man erfährt: Barbara Lexa, ihre 19-jährige Tochter Joa und die Kufsteinerin Bettina Pfluger. Das Programm enthält traditionelle Stücke wie das österreichische Volkslied "Linzerische Buam" und Eigenkompositionen von Lexa, die mit Gitarre oder Steirischer Harmonika die dreistimmigen Lieder, Kanons und Jodelmantras begleitet. Dabei werden Textzeilen, leicht variiert, ein ums andere Mal wiederholt; etwa bei "In mir drinnen", bei dem sich die Zeile "Im Licht voller Liab bleibt koana alloa" zur Beschwörungsformel verdichtet.

Jodler, ursprünglich entstanden als Kommunikationsmittel der Senner auf den hoch gelegenen Almen, können mit ihren schlichten, lautmalerischen Silbenfolgen die Seele in Schwingung versetzen. In der Grabenmühle wirken Raum und Musik in schönster Harmonie zusammen, auch wenn manchmal die Töne leicht verrutschen, was der Nervosität des ersten Auftritts geschuldet sei, wie Joa in der Pause erklärt. Sie hat das Jodeln bei ihrer Mama gelernt, die seit 2012 Jodelkurse anbietet und so auch Bettina Pfluger kennengelernt hat. Barbara Lexa ist in der Region als Musikkabarettistin und Mundartautorin bekannt. Ihre Texte kommen oft als Kalendergeschichten daher, die in schwankhafter Form Lebensweisheiten vermitteln: Etwa "Der Weg zum Paradies", der für den gwamperten Gust, den langen Veit und den Gscheidhansl über einen Berg führt und mit der Einsicht endet: "Der Weg zum Paradies, den findst am End nur du selber für di alloa". Schön auch ein altbekannter Märchenklassiker, den Joa in vollmundigem Bairisch vorträgt: "Dornreserl".

Unter der kundigen und motivierenden Anleitung von Barbara Lexa ("Bitte Obacht gebn, der Jodler kimmt plötzlich"), singt auch das Publikum gerne und kräftig mit. Etwa beim "klanglichen Bild von einer Alm": Der Senner, blauer Himmel, Sonnenschein - "Hei hoi ridi di". Der Hirtabua, "der schon im Stimmbruch war" - also ein etwas tieferes "Jo eh Hodero". Und die Kühe und Kälbchen mit ihren Glocken: "Tri lei ho". Und so schallt dann ein Kanon aus der Grabenmühle, dass es eine wahre Freude ist.

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