Gesellschaftliches EngagementEin Haus mit großer Pforte

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Peter Priller bringt während der Wintermonate Kultur ins Hanfstänglhaus.
Peter Priller bringt während der Wintermonate Kultur ins Hanfstänglhaus. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Mit dem Tölzer Hanfstänglhaus hat Peter Priller nicht nur ein schmuckes Anwesen geerbt. Er sieht es als seine Aufgabe an, die Räume mit Leben zu füllen. Nun öffnet er die Tenne regelmäßig für Menschen, die Lust auf Kultur haben.

Von Stephanie Schwaderer, Bad Tölz

Was macht man in einem alten Haus mit 17 Zimmern? Eine Antwort, die Peter Priller darauf gefunden hat, lautet: Man öffnet die Türen und lädt Gäste zu sich ein. Im vergangenen Herbst hat er zusammen mit Roland Hellrigl und Sepp Kloiber die Reihe „Kultur im Hanfstänglhaus“ ins Leben gerufen – ein Angebot, das die Tölzer Kulturszene in den Wintermonaten belebt und bereichert.

Das denkmalgeschützte Hanfstänglhaus an der Benediktbeurer Straße in Bad Tölz ist vielen Leuten schon länger ein Begriff. Der markante Bau mit Walmdach und biedermeierlichem Balkon beherbergt seit 2003 die Kapelle der alt-katholischen Gemeinde und das Büro des Vereins „Schutz“, der seit 1994 eine Anlaufstelle für Schwule und Lesben im Oberland ist. Auch Konzerte hat es dort immer wieder einmal gegeben. Die Idee, die Tenne im Winter regelmäßig zu bespielen, habe der Gaißacher Musikant Sepp Kloiber gehabt, erzählt Priller. „Er hat gesagt, lasst uns doch nicht nur sporadisch Konzerte, sondern gleich eine Reihe machen.“

Mit seinem Walmdach fällt das denkmalgeschützte Anwesen in Tölz auch optisch aus der Reihe.
Mit seinem Walmdach fällt das denkmalgeschützte Anwesen in Tölz auch optisch aus der Reihe. (Foto: Harry Wolfsbauer)
Die ausgebaute Tenne wird nun auch für Kulturabende genutzt.
Die ausgebaute Tenne wird nun auch für Kulturabende genutzt. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Priller hat das Anwesen von seinem 2009 verstorbenen Lebenspartner Josef Hanfstängl geerbt. Dessen Vorfahren hatten es um 1870 erworben und die dazugehörige Säge betrieben. Auch eine kleine Landwirtschaft gehörte damals dazu. Nachdem Stall und Tenne lange Zeit verwaist waren, krempelten die beiden Männer vor 25 Jahren die Ärmel hoch, räumten die Tenne, die zuletzt als Rumpelkammer gedient hatte, leer und feierten dort mit der alt-katholischen Gemeinde die Osternacht. „Probeweise“, wie Priller sagt. Das Ergebnis habe alle überzeugt. Also renovierten sie die Tenne und bauten sie zur Kapelle aus. Die alt-katholische Gemeinde, die bis dato im alten städtischen Krankenhaus zusammengekommen war, hatte ein neues Zentrum.

Die Kulturveranstaltungen, die ebenfalls in der Tenne über die Bühne gehen, haben keinen geistlichen Kontext, wie Priller betont. „Wir nutzen einfach den Raum, so wie es in Kirchen auch weltliche Konzerte gibt.“ Das Programm gestaltet er zusammen mit Kloiber und seinem neuen Lebenspartner Roland Hellrigl.

Das kulturelle Spektrum ist breit. Zu Gast waren bereits Georg Unterholzner mit einer Krimi-Lesung, das Papiertheater Kastlzauber und die bayerische Band Bunter Regen. Je nachdem wie viel Platz die Künstler beanspruchen, finden zwischen 40 und 50 Besucher in der Tenne Platz. Die Reihen sind laut Priller fast immer gut gefüllt.

Das Vokal-Ensemble „Quantare“ gestaltet den nächsten Kulturabend im Hanfstänglhaus.
Das Vokal-Ensemble „Quantare“ gestaltet den nächsten Kulturabend im Hanfstänglhaus. (Foto: Bettina Krinner/oh)

Den nächsten Abend gestaltet das Vokal-Ensemble Quantare. Monika Franzreb, Barbara Kubiczek, Leonhard Schwaighofer und Stephanie Waldherr bringen am Sonntag, 23. Februar, allein mit ihren Stimmen Pop-Songs, Schlager und Gospels zum Klingen. „Durch eigene Texte oder kleine eingestreute Mundart-Strophen wird jedes Lied zu etwas ganz eigenem“, sagt Stephanie Waldherr, die das Quartett leitet und die Lieder arrangiert. Zum Abschluss der Saison am Palmsonntag, 13. April, liest der Tölzer Sprecher Klaus Wittmann das Osterspiel von Carl Orff.

Das gastronomische Angebot hingegen hält Priller bewusst eng begrenzt. Durstige haben die Wahl zwischen Wasser und Apfelschorle. Der Eintritt ist frei, allerdings werden Gäste um Spenden für die Kunstschaffenden gebeten. Mit der Reihe „Kultur im Hanfstänglhaus“ wollten sie nicht in Konkurrenz zu etablierten Veranstaltern wie dem Tölzer Kulturverein Lust oder den städtischen Angeboten treten, erklärt Priller. Ebendarum fänden die Abende auch nie samstags statt, sondern donnerstags, freitags oder sonntags. Im Sommer, wenn in der Stadt wieder viel geboten ist, wird die Reihe pausieren.

Und worin liegt der Lohn für die Gastgeber? „Dieses Haus mit Leben zu füllen, ist eine Lebensaufgabe“, sagt Priller. Nach dem Tod Josef Hanfstängls sei ihm dies schmerzlich bewusst geworden. Mittlerweile fühlt er sich in den 17 Zimmern wieder gut aufgehoben.  „Hier ist einiges los.“

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