Kultur für alle:Bitte mehr davon!

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Der Landkreis hat mit seiner Kulturpreisverleihung am Mittwoch einem äußerst breiten Publikum einen vielfältig unterhaltsamen Abend geboten

Von Felicitas Amler

Was für eine schöne, runde, gelungene Veranstaltung. Welch sinnfällige Auswahl an Künstlern. Und - wow! - was für eine großartige Ausstellung, die das Landratsamt dank seinen neuen Kulturpreisträgern Ruth Kohler und Otto Süßbauer zeigen kann. Wunderbar in Szene gesetzt, herrlich anzuschauen. Insbesondere die großformatigen, von unstillbarer Farblust und praller Vitalität strotzenden Kohlers haben hier den Raum zur Entfaltung, die derartig grandiose Arbeiten brauchen. Selten war es so ein Vergnügen, eine Behörde zu betreten.

Der Landkreis hat mit seiner Kulturpreisverleihung am Mittwoch einem äußerst breiten Publikum - von der konservativen Münsinger Bauernfamilie bis zur bekennend "gottlosen" Wirtin einer Geretsrieder Kulturbühne - einen vielfältig unterhaltsamen Abend geboten. Die jungen Musiker von Tromposaund haben mit ansteckender Spielfreude vorgeführt, dass Kultur immer auch Entwicklung bedeutet: Hier von der traditionellen Blasmusik zu jazzigen, moderneren Versuchen. Die Laudatoren haben mit feinfühligen und teils ziemlich gescheiten Worten einen Eindruck davon gegeben, wie viel Freude das reine Betrachten, aber eben auch die intellektuelle Auseinandersetzung mit Kunst machen.

Und so könnte diese Kulturpreisverleihung am Ende mehr sein als ein schöner Abend. Ein Impuls. Eine Anregung, der Kunst und der Kultur mehr Raum zu geben. Im übertragenen, aber auch im eigentlichen Sinn des Wortes: Raum für Kunst. Denn dass es im ganzen Landkreis keinen einzigen öffentlichen, dauerhaften und angemessenen Ausstellungsraum für zeitgenössische Kunst gibt, das macht die Schau im Landratsamt wieder einmal schmerzlich bewusst. Wenn Kohlers große Farbrauschformate hier abgehängt werden, wird man sie zwischen Icking und Lenggries so bald nicht wieder zu sehen bekommen. Wer das nicht schade findet (und Kohler ist hier ein Beispiel für viele andere Künstler, deren Werkschau man doch sehen möchte), der hat sich am Mittwoch nicht von der Lust auf Kunst infizieren lassen. Eigentlich unvorstellbar.

P.S.: Für Amts- und Bedenkenträger ließe sich noch ergänzen, dass Zweckverbände keineswegs nur fürs Abwasser und EU-Zuschüsse nicht nur für Kräuterwege möglich sind. Sondern - anderswo bereits erfolgreiche Praxis - auch für Kultur. Nur ein Hinweis, damit die Idee einer Galerie für zeitgenössische Kunst in öffentlicher Hand nicht gleich mit dem Kostenhammer platt gemacht wird.

© SZ vom 04.10.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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