Kritik an Flickschusterei:Risse im Asphalt

22 Brücken und 40 Prozent aller 190 Staatsstraßen-Kilometer im Landkreis sind sanierungsbedürftig. Florian Streibl (FW) fordert mehr Geld, Martin Bachhuber (CSU) spricht lieber über das Erreichte.

Von Benjamin Engel

Viele Staatsstraßen und Brücken im Landkreis sind marode. Dies geht aus der Antwort der Staatsregierung auf eine Anfrage hervor, die der Abgeordnete und parlamentarische Geschäftsführer der Freien Wähler, Florian Streibl, im Landtag gestellt hatte. Demnach sind im Landkreis 22 Brücken und 40 Prozent aller 190 staatlichen Straßenkilometer sanierungsbedürftig. Verantwortlich dafür seien die Verkehrsbelastung und Witterungsschäden. Das hat die Oberste Baubehörde im Innenministerium Streibl schriftlich mitgeteilt. Der fordert die Staatsregierung nun auf, mehr Geld bereitzustellen und die Flickschusterei zu beenden.

Bedenklich findet Streibl vor allem, dass so viele Brücken von Staatsstraßen marode sind. In diesem Jahr lässt das Staatliche Bauamt Weilheim für 200 000 Euro die Brücken über den Flutgraben und über den Ascholdinger Bach in der Gemeinde Dietramszell sanieren. 10 000 Euro sind kommendes Jahr für die Brücke über den Tegernseebach zwischen Beuerberg und Königsdorf vorgesehen. Vier Baumaßnahmen an Staatsstraßen im Landkreis sind in diesem und im kommenden Jahr vorgesehen. Für 1,44 Millionen werden die Fahrbahnen westlich von Dorfen, nördlich und südlich von Ascholding sowie westlich von Humbach saniert.

Nach Ansicht von Streibl ist das alles viel zu wenig. Wenn die Staatsregierung die Brücken den kommenden Jahren nicht umfassend sanieren lasse, seien sogar weit höhere Kosten zu befürchten. "Dann muss man die Brücken gleich völlig neu bauen", und das werde die Kosten wesentlich erhöhen. Dringend notwendig ist es für Streibl ferner, die Staatsstraße von Tölz nach Dietramszell zu sanieren. Deren schlechter Zustand fällt ihm besonders auf. Dabei sei Dietramszell ohnehin nur auf wenigen Routen zu erreichen. Ohne gute Straßen sei die Kommune aber praktisch von der Außenwelt abgeschnitten. "Das ist ein unmittelbarer Standortnachteil. Außerdem hat die Infrastruktur mit Lebensqualität zu tun."

Den schlechten Zustand der Staatsstraßen im Landkreis möchte der CSU-Landtagsabgeordnete Martin Bachhuber aus Bad Heilbrunn nicht schönreden. Von den 23 Landkreisen und kreisfreien Städten im Regierungsbezirk Oberbayern liege Bad Tölz-Wolfratshausen nur an der 20. Stelle. Im Schnitt sind in Oberbayern nur knapp 32 Prozent der Staatsstraßen sanierungsbedürftig.

Bachhuber sieht aber positiv, dass der Freistaat in den vergangenen Jahren mehr Geld zur Verfügung gestellt hat. So sei im Landkreis viel investiert worden. Zufrieden geben will er sich damit nicht. "Ich werde weiter mit Argusaugen dafür kämpfen, dass sich der Abstand zu Garmisch-Partenkirchen verringert." Dort sind nur 29 Prozent der Staatsstraßen sanierungsbedürftig. Das Streckennetz umfasst aber auch nur knapp 75 Kilometer.

Die großen Investitionen der vergangenen Jahre dürfe man demgegenüber aber auch nicht übersehen, sagt Bachhuber. Er verweist auf die Staatsstraße von der Jachenau nach Sachenbach oder auf Sanierungsmaßnahmen auf Dietramszeller Gemeindegebiet. Und bei den Brücken fielen den meisten Menschen Sanierungsarbeiten gar nicht auf, sagt Bachhuber. Die Tattenkofener Brücke bei Geretsried über die Isar instand zu setzen, habe allein einen Millionenbetrag gekostet.

Eine Rolle spielt aber auch der "ewige Kampf" ums Geld, den Bachhuber als Mitglied im Haushaltsausschuss selbst miterlebt. Ansprüche meldeten auch andere an, sagt er. Deshalb trete er dafür an, verantwortungsvoll mit den Finanzen umzugehen. Trotzdem möchte er weiterhin, mehr Geld für Staatsstraßen im Tölzer Landkreis fordern. Rund 250 Millionen Euro gibt der Freistaat laut Oberster Baubehörde in diesem und in kommenden Jahr aus, um seine Straßen zu erhalten. Nach Kriterien wie der Länge und Zustand werden die Gelder auf die Regierungsbezirke verteilt.

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