Kritik am "Klotz":Erschreckende Dimensionen

Kritik am "Klotz": Stadträtin Claudia Drexl-Weile sagt, sie sei regelrecht erschrocken über die Dimensionen des geplanten Parkhauses am Hatzplatz.

Stadträtin Claudia Drexl-Weile sagt, sie sei regelrecht erschrocken über die Dimensionen des geplanten Parkhauses am Hatzplatz.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Die Wolfratshauser CSU diskutiert über die geplante Gestaltung des Parkhauses am Hatzplatz und wirft der Stadt "ungeschicktes Agieren" vor.

Von Wolfgang Schäl, Wolfratshausen

Jahrelang hat sich der Wolfratshauser Stadtrat mit der Frage beschäftigt, wie am Hatzplatz städtebaulich schonend zusätzliche Stellplätze geschaffen werden könnten, um den mit der geplanten Umgestaltung des westlichen Loisachufers einhergehenden Verlust an Parkplätzen auszugleichen. Nun aber ist ihm das Vorhaben weitgehend aus den Händen geglitten. Es zeichnet sich ab, dass hier, an einer der sensibelsten Stellen der Altstadt, ein zehn Meter hohes Parkhaus entstehen wird, das optisch wohl wie ein kantiger Klotz die umgebende Bebauung dominieren wird. Von einem "Sarkophag" ist mittlerweile die Rede, das der Tölzer Investor, der Bauunternehmer Siegfried Adlwarth, der das Gelände in Erbpacht von der Stadt übernimmt, errichten werde.

Vorrangiges Thema war der Hatzplatz nun auch in der für alle Bürger offenen CSU-Gesprächsrunde "Red mit", einmal mehr war die Rede von einem "Sarkophag" nach Tschernobyl-Art, den niemand so gewollt habe. Sie sei regelrecht erschrocken über die Dimensionen, bekannte CSU-Stadträtin Claudia Drexl-Weile. Fraktionssprecher Günther Eibl skizzierte die aktuelle Lage so: Es bestehe mittlerweile Baurecht, und die Stadt stehe mit dem Rücken zur Wand - "für uns heißt es jetzt: Friss, Vogel, oder stirb". Bürgermeister Klaus Heilinglechner sei nun vom Ratsgremium beauftragt worden, mit dem Investor noch einmal Gespräche aufzunehmen, um wenigstens eine verträglichere Fassadengestaltung zu erwirken. Falls dies nicht gelinge und die Stadt sich querlege, bestehe die Gefahr, dass die Kreisbehörde angesichts der rechtlichen Situation das Einvernehmen der Stadt ersetzen könnte.

Eibl begründete die aktuelle missliche Lage unter anderem damit, dass man es statt mit einem detaillierten Bauplan nur mit einem Exposé zu tun gehabt habe. Er räumt aber auch ein, dass die Stadt "ungeschickt agiert" habe. Die bei dem CSU-Treffen aufgeworfene Frage, ob man gegebenenfalls nicht ein Bürgerbegehren gegen den ungeliebten Klotz in die Wege leiten könnte, wurde mit dem Hinweis verworfen, dass dies im Fall des Falles für die Stadt nur für ein Jahr bindend wäre. Zudem könne die Kommune es dann schnell mit Schadensersatzforderungen des Investors zu tun bekommen. Zur Diskussion stand auch ein "Brandbrief" des Wolfratshauser Feuerwehrkommandanten Andreas Spohn, der eindringlich moniert hatte, dass sich mit dem Parkhaus die Situation beim Ausrücken der Einsatzfahrzeuge dramatisch verschlechtern würde. In diesem Kontext wurde die Frage laut, warum die Feuerwehr diesen Einwand nicht schon viel früher geltend gemacht habe. Auch wunderte sich ein Diskussionsteilnehmer, warum die Stadt das gesamte Parkdeck-Projekt nicht selbst umsetze. Dazu habe man leider nicht die nötigen Mittel zur Verfügung, versicherte Eibl.

Ein weiteres großes Thema, das die Stadt beschäftigt, ist die Sanierung und Erweiterung der Hammerschmied-Schule, ein auf insgesamt rund 30 Millionen Euro veranschlagtes Projekt, das einmal 36 Klassen im Grund- und Mittelschulbereich aufnehmen soll. Weil die Wolfratshauser Sportvereine seit langer Zeit immer wieder fehlende Hallenkapazitäten beklagen, ist man mittlerweile auf die laut Eibl "geniale Lösung" gekommen, den wegfallenden Tartan-Bereich auf dem Turnhallenkomplex anzulegen. Damit habe man die Tartanbahn gerettet, ohne auf die hier vorgesehene Turnhalle verzichten zu müssen. "Vielleicht machen wir so den großen Wurf und schaffen es, dass am Hammerschmiedweg ein Schul- und Sportzentrum entsteht", zeigte sich Eibl hoffnungsfroh. Das städtische Bauamt werde kurzfristig verschiedene Varianten auf ihre Machbarkeit hin überprüfen.

Zu den Fragen, mit denen sich die Wolfratshauser CSU auseinandersetzt, zählt auch die Reform der Grundsteuer, die dazu führen wird, dass Hausbesitzer - und wohl auch Mieter - mehr zahlen müssen, wenn nicht die Kommunen auf die zusätzlichen Mehreinnahmen verzichten. Drexl-Weile schlug vor, dass die Stadt so verfahren möge. Wenn dies jetzt geschehe, gewinne die Stadt Planungssicherheit, denn später gestalte es sich aller Voraussicht nach schwieriger, die Hebesätze anzupassen. Hans Werner Kuhlmann, der Vorsitzende des Gewerbeverbands Lebendig Altstadt Wolfratshausen (LAW), verwies darauf, dass die Stadt damit ja nicht auf alle Grundsteuer-Einnahmen verzichten würde, sondern nur auf den durch die Erhöhung anfallenden zusätzlichen Betrag. Auch aus Eibls Sicht ist es "sinnvoll, nicht bei jeder Erhöhung mitzumachen" - das Wohl und Wehe der Stadt hänge jedenfalls nicht davon ab. Denn die wichtigsten kommunalen Einnahmequellen seien die Einkommen- und die Gewerbesteuer.

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