Kreisklinik Wolfratshausen:Neue Chance für die Geburtshilfe

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Fünf Hebammen kümmern sich künftig um die Gebärenden. Der Geschäftsführer zeigt sich zufrieden, ein neues Team gewonnen zu haben - sonst wäre die Abteilung wohl geschlossen worden.

Isabel Meixner

Die Zukunft der Geburtshilfeabteilung in der Kreisklinik Wolfratshausen ist gesichert. Von 1. August an betreuen fünf festangestellten Hebammen die entbindenden Mütter. Hinzu kommt ein aus sieben Hebammen bestehendes Netzwerk, das sich um die Geburtsvorbereitung, die Nachsorge, die Stillberatung und die Rückbildungskurse kümmert. "Wenn das nicht gelungen wäre, hätten wir sie schließen müssen", sagte Landrat Josef Niedermaier (Freie Wähler). Hubertus Hollmann, Geschäftsführer der Klinik, zeigte sich bei der Präsentation des neuen Teams am Freitag erleichtert: "Wir haben alles getan, was möglich war. Jetzt kommt es auf die Mütter an."

Eine Hebamme mit einem Neugeborenen in der Wolfratshauser Kreisklinik. Die Zahl der Geburten ist rückläufig. (Foto: Hartmut Pöstges)

Die Kreisklinik hat seit Jahren mit einer sinkenden Geburtenrate zu kämpfen. Niedermaier hatte Ende des vorigen Jahres sogar die Schließung der Abteilung angekündigt, sollten dort weiterhin nur 150 Entbindungen pro Jahr stattfinden. In der Starnberger Kinderklinik kommen jährlich 2000 Kinder zur Welt, in der Asklepios-Klinik in Bad Tölz sind es etwa 500.

Im Frühjahr verschärfte sich die Situation in der Wolfratshauser Geburtshilfeabteilung, als eine der zwei Hebammen ihren Vertrag für Ende Juli kündigte. Ein Erhalt der Abteilung wäre mit nur einer Geburtshelferin nicht möglich gewesen, sagte Hubertus Hollmann. Nun hofft der Geschäftsführer, die Zahl der Entbindungen steigern zu können: "Wir haben hier gute Voraussetzung und erfüllen alle Kriterien."

Er dankte besonders der Hebamme Monika Achermann-Weinert, die künftig als Stillberaterin tätig ist. Mit ihr hatte Hollmann erste Gespräche geführt, es kam zu einer "Kettenreaktion": Achermann-Weinert habe andere Geburtshelferinnen angesprochen, woraus sich dann das Netzwerk entwickelt habe. In den nächsten Wochen will Hollmann mit dem neuen Hebammenteam ein Konzept entwickeln, um die Attraktivität der Geburtshilfeabteilung und die Zahl der Entbindungen zu steigern. "Wir müssen Überzeugungsarbeit leisten", sagte der Geschäftsführer.

Landrat Josef Niedermaier sprach von einer "großen Kraftanstrengung", angesichts der eingeschränkten Verdienstmöglichkeiten an der Kreisklinik Wolfratshausen neue Hebammen zu gewinnen. Sie werden pro Entbindung bezahlt; wegen der niedrigen Geburtenrate sei die Einrichtung deshalb nicht sonderlich attraktiv. Um doch Hebammen zu gewinnen, hat der Aufsichtsrat einer Anschubfinanzierung zugestimmt: Künftig bekommen die Frauen Bereitschaftsdienste bezahlt, was eigentlich nicht üblich sei, sagte Niedermaier. Wie lange diese Anschubfinanzierung erfolgen soll, wollte Hubertus Hollmann, der mit den Geburtshelferinnen die Verträge ausgehandelt hat, nicht sagen.

Der Hebamme Monika Achermann-Weinert, selbst zweifache Mutter, schwebt eine Geburtshilfe vor, die die werdenden Mütter während der gesamten Schwangerschaft und über die Rückbildungskurse hinaus begleitet: "Wir wollen den Frauen ein guter Partner sein." Belegarzt Manfred Stumpfe freute sich, ein stabiles Team um sich zu haben, und den neuen Schwung. Cornelia Lüllmann, eine der fünf festangestellten Hebammen, sieht in der "familienorientieren Geburtshilfe im kleinen Rahmen" das große Plus des Wolfratshauser Krankenhauses.

Hubertus Hollmann betonte, dass auch ohne Kinderarzt in Wolfratshausen die medizinische Versorgung der entbindenden Frauen sichergestellt ist: Mit der Kinderklinik Starnberg habe man einen Kooperationsvertrag, sodass bei Komplikationen rund um die Uhr ein Kinderarzt gerufen werden kann.

© SZ vom 21.07.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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