Die Wolfratshauser Kreisklinik steht vor einer ungewissen Zukunft. Am 20. Mai soll der Kreistag erstmals öffentlich über Umstrukturierungspläne beraten, die auf einer Studie der Unternehmensberatung Vicondo beruhen. Gerhard Hasreiter hat als Vorsitzender der "Freunde der Kreisklinik Wolfratshausen" das Krankenhaus immer unterstützt. Er sieht die Klinik auf einem guten Weg. Umso überraschter ist er davon, wie das Haus in den nächsten Jahren verkleinert werden soll.
Herr Hasreiter, die Kreisklinik Wolfratshausen - wie es ausschaut, gibt es da bald nicht mehr so viel zu unterstützen.
Gerhard Hasreiter: Jetzt liegt die Sache erst einmal beim Kreistag, dessen Mitglieder werden am 20. Mai beraten, wie es mit der Kreisklinik weitergeht. Und es kann ja sein, dass die Politik sagt, dieses Krankenhaus ist uns etwas wert. Die Klinik hat sich in den vergangenen Jahren gut aufgestellt. Man kann jetzt also nicht einfach sagen: Aus und vorbei - die Klinik kommt weg.
Der Vorschlag für den Kreistag lautet aber, die Kreisklinik zu einem Gesundheitscampus herabzustufen.
Das ist eine der Möglichkeiten. Aber wir haben keine normalen Zeiten. Während der Corona-Pandemie solche weitreichenden Entscheidungen treffen zu müssen, ist deshalb auch nicht ganz fair. Ich würde vorschlagen, bis 2025 eine Übergangszeit vorzusehen - und dann in so fünf Jahren noch einmal über das Thema zu reden. In der jetzigen Lage redet man da vieles zu leichtfertig einfach kaputt.
Von der Vicondo-Studie kursieren inzwischen mehrere Versionen. Einmal wird vorgeschlagen, die Geburtsklinik nach Bad Tölz zu verlagern.
Ein unmöglicher Vorgang. Das macht das Klinikum Starnberg auch nicht mit. Von Starnberg zur Außenstelle nach Wolfratshausen - das funktioniert für den Notdienst noch. Aber Bad Tölz geht nicht, das ist einfach zu weit.
Theoretisch könnte ja auch Asklepios die Geburtsklinik wieder betreiben.
Die haben das ja schon einmal versucht - dann aber festgestellt: Wir lassen's besser. Das Problem mit den privaten Klinikbetreibern ist diese Geheimnistuerei. Man kann in derer Geschäfte nicht reinschauen, das ist fast schon unheimlich. Man hat da auch keinerlei Einwirkungsmöglichkeit. Bei einem kommunal geführten Krankenhaus kann man darauf hinwirken, was die machen sollen.
Haben Sie das Vicondo-Gutachten mal gesehen?
Nein, das ist Hinterzimmerpolitik. Niemand darf was wissen. Es ist alleine schon schwierig herauszufinden, wer in diesem Lenkungskreis sitzt, der unter Ausschluss der Öffentlichkeit bislang die Zukunft der Gesundheitsversorgung im Landkreis vorberaten hat.
In der Studie sind ein paar Trostpflaster enthalten. Es ist von Portalkliniken an den Standorten Geretsried und Lenggries die Rede, Kochel soll einen Gesundheitskiosk bekommen.
Das ist aber nicht nachvollziehbar. Uns geht es einzig und allein um die Kreisklinik. Der Förderverein hat in den vergangenen Jahren viel Geld aufgebracht, aus Nachlässen sind 50 000 Euro zur Unterstützung der Klinik geflossen. Was soll ich den Leuten sagen? Dass sie ihr Geld künftig behalten können? Einfach zumachen und das war's - das geht nicht.
Die Beschlussvorlage für den Kreistag ist äußerst schwammig: Da ist von ambulanten Strukturen die Rede, von einer 24/7-Anlaufstelle, von einem stationären Basisangebot. Können Sie sich erklären, was das heißen soll?
Für mich zählt da nur eines, nämlich der Weiterbestand des Kreisklinikums in seiner jetzigen Form.
Was hätte ein Abbau des Leistungsangebots Ihrer Meinung nach denn für Folgen für die medizinische Versorgung im Nordlandkreis?
Die kleinen Kliniken haben den Auftrag, die Regelversorgung der Bevölkerung sicher zu stellen. Da kann man sich die Folgen also ausmalen. Von dieser Regelversorgung können die Kliniken aber nicht leben. Das Kreisklinikum hat in den vergangenen Jahren deshalb viele Projekte angestoßen. Das Demenzzentrum, die Weaning- und die Palliativstation, die Schlaganfall-Abteilung - das sind die Einrichtungen, die einem Krankenhaus Geld bringen. Und jetzt soll das alles weg? Das kann nicht sein.
Der Beschlussvorschlag für den Kreistag spricht unter anderem auch von Synergien im Bereich Personal. Landrat Josef Niedermaier hat in einer E-Mail an die Belegschaft vergangene Woche aber versichert, dass die 400 Arbeitsplätze so gut wie möglich erhalten werden sollen.
Ich kenne diese E-Mail. Ich weiß aber auch, dass die Chefärzte sie aus Protest nicht unterzeichnet haben.
Die finanzielle Lage indes scheint gar nicht so schlecht zu sein: Statt der prognostizierten zwei Millionen Euro stand Ende vergangenen Jahres nur ein Minus von rund 500 000 Euro.
Und selbst diese 500 000 Euro hat es nur wegen Corona gegeben. Zwischenzeitlich waren ja nur die nötigsten Operationen zugelassen. Auch heuer wird kein normales Jahr werden. Viele Betten müssen für Pandemie-Patienten freigelassen werden. Aber Ingo Kühn ist ein guter Geschäftsführer. Der schaut schon darauf, dass der Laden läuft.
Bislang ist die Klinik-Zukunft nur nicht öffentlich verhandelt worden.
Absolut unmöglich, so etwas kann man doch nicht hinter verschlossenen Türen verhandeln. Jetzt die Leute vor vollendete Tatsachen zu stellen, das ist keine feine Art.
Was bekommen Sie von der Stimmung im Krankenhaus mit?
Alle sind sehr enttäuscht. Das ist ein harter Schlag für die Leute, die sich dort engagieren - ein richtiger Nackenschlag.
Der Betriebsrat plant schon verschiedene Aktionen - eine Mahnwache, eine Demo.
Da sind wir auf jeden Fall dabei.