Kreative Erfinderin:Wollene Isarkiesel

Kreative Erfinderin: Die Isarsteine aus Filz kommen auch bei Kunden in den USA gut an. Leider passen sie nicht in Heike Schneiders Werkstatt in Waldram.

Die Isarsteine aus Filz kommen auch bei Kunden in den USA gut an. Leider passen sie nicht in Heike Schneiders Werkstatt in Waldram.

(Foto: Helko Schneider/oh)

Unter dem Label "Schafenskraft" verkauft die Filzkünstlerin Heike Schneider Unikate aus Wolle. Ihre Werkstatt befindet sich in einem winzigen Keller in Waldram, Aufträge bekommt sie aus der ganzen Welt.

Von Anja Brandstäter, Wolfratshausen

"Leonardo" ist 40 Zentimeter groß und hat zwei lange Ohren. Was ihn so besonders macht, ist die Spieluhr in seinem Bauch. Der patentierte Kuschelhase beruhigt sowohl Babys als auch Erwachsene. Seine Erfinderin ist Heike Schneider, die sich seit Jahren dem Filzen verschrieben hat. Sie arbeitet in einem winzigen, fensterlosen Kellerraum in ihrem Haus in Waldram. Ihre Kunden sitzen in der ganzen Welt.

Auf einer kleinen Arbeitsfläche entstehen ihre wollenen Kunstwerke. Der Spieluhr-Hase ist derzeit das meist verkaufte Objekt, sagt sie. Gerade fertig sie ein Exemplar in Blaugrau. Dafür legt sie feine Wolle in den entsprechenden Farben auf eine Schablone. "Beim Filzen muss der Schrumpffaktor beachtet werden, denn durch das heiße Wasser und die Seife, schrumpft die Wolle zu Filz", erklärt sie.

Ihre meisten Aufträge bekomme sie "durch Mundpropaganda", erzählt die 46-Jährige. Leonardo ist CE-zertifiziert, und sowohl die Merinowolle als auch das Füllmaterial aus Polyesterwatte sind nach Ökotex 100 geprüft. Ist der Hase dreckig, kann er problemlos mit der Hand und Wollwaschmittel gewaschen werden, da die Spieluhr wasserfest ist. "Dabei sollte man einen Schuss Lavendelöl hinzugeben, weil die Motten Filz zum Fressen gern haben", sagt die Expertin. Den Hasen hat sie sich beim Patentamt schützen lassen - ein Alleinstellungsmerkmal. Ihre Arbeiten verkauft Schneider unter dem Label "Schafenskraft" auf Textilmärkten und im Internet.

Schneider verkauft ihre Kissen auch nach USA und Kanada

Dass ihrer Kreativität kaum Grenzen gesetzt sind, beweist ein Blick in all die Schachteln, in denen die Filzkünstlerin ihre Werke aufbewahrt: Da gibt es hauchdünne Kleidungsstücke und Filzbilder, Sitzkissen und Schlüsselanhänger. Ihre Meditationskissen, die wie Isarsteine aussehen, kann sie in ihrer Werkstatt nicht unterbringen - zu groß. Sie liegen in einem Nebenraum. Die großen grauen Filzkugeln sehen Steinen zum Verwechseln ähnlich. "Sechs Steine hat eine Dame aus den USA bestellt. Ich habe auch schon welche nach Kanada verkauft", erzählt sie. Durch die internationale Internet-Plattform "etsy" ist es ihr gelungen, Kunden auf der ganzen Welt zu erreichen.

Etsy ist eine Plattform für Kunsthandwerker. Die Qualität der Warte muss zertifiziert sein. Schneider hat sich zudem durch einen "Zoll-Dschungel" geschlagen. Der Käufer übernimmt die Versandgebühren, die er der Beschreibung im Internet entnimmt, genauso wie Gewicht und Materialbeschaffenheit. Nach etwa 15 Arbeitstagen komme ein Paket auf der anderen Seite der Erde an, sagt Schneider.

Die Internet-Plattform besucht sie jeden Tag: Stellt neue Fotos und Beschreibungen ein, prüft eingegangene Bestellungen. "Weihnachten ist Hochsaison für das Online-Shopping", sagt sie. "Ich produziere Unikate, und das schätzen die Käufer". Neben Spieluhr-Hasen und den Isarsteinen hat sie Röcke, Westen, Stulpen und aufwendige Schals im Angebot.

Die Wolle bezieht die Waldramerin von der Firma "Wollknoll". Ihrer Filz-Leidenschaft kann sie jedoch immer nur montags nachgehen, hauptberuflich ist sie bei Linde beschäftigt. "Das Filzen ist ein altes Handwerk, das immer mehr in Vergessenheit gerät, so wie es auch kaum mehr Schäfer gibt", sagt sie. "Beim Filzen kann ich meine Fantasie ausleben. Ich liebe es, mit den Händen zu arbeiten."

Mit ihrem Label "Schafenskraft" war sie zusammen mit Lorella Selvi-Wendt auf der diesjährigen Wolfratshauser Kunstmeile vertreten. "Leider ist ein eigener Laden nicht finanzierbar", bedauert Schneider. Einen großen Raum, in dem sie arbeiten und ihre Werke anbieten könnte - das wäre ihr Traum. "Vielleicht ließen sich die leer stehenden Geschäfte in Wolfratshausen ja mit Kunsthandwerk beleben", sagt sie. "Wolfratshausen war schließlich früher eine Handwerkerstadt."

Mehr Infos unter www.schafenskraft.de

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