Konzertkritik:Wirbelwind an der Loisach

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Ein furioses und hervorragend eingespieltes Duo auf dem Flussfestival: Alexander Glöggler (li.) und Philipp Jungk. (Foto: Hartmut Pöstges)

Ein atemberaubendes Konzert der "Double Drums"

Von Christa Gebhardt, Wolfratshausen

Beethovens "Eroica" bricht ohrenbetäubend über die Zuhörer an der Loisach herein. Double Drums alias die preisgekrönten Perkussionisten Alexander Glöggler und Philipp Jungks, bekannt für ihre rasante Trommelkunst, starten am Mittwochabend beim Wolfratshauser Flussfestival ihr Programm "Groove Symphonies". Sie verfremden das berühmte Thema auf Vibrafon und Xylofon und garnieren es mit der Djembe und der vasenförmigen Udo. Das fetzt so richtig, und den Ausklang krönt frech ein klitzekleines Dingeln auf dem Kinder-Xylofon.

Wenn mal gerade die klassischen Percussioninstrumente nicht zu Hand sind, holen sich die Musiker was zum Spielen aus dem Baumarkt. Denn auch mit zwei Spateln, einer Säge, zwei Malerplatten und einem elektrischen Bohrer lässt sich ein ordentliches Klangfeuer erzeugen: Das klackert und rumst. Und macht den beiden drahtigen Männern offensichtlich großen Spaß. Ihr Körpereinsatz gleicht einem athletischen Ballet, die folgenden dumpfen Schläge im brasilianischen Bongo-Sound geschehen in einer perfekt eingespielten Choreografie. Bevor das Publikum zum Einsatz kommt, haben sie es längst im Griff. Die in zwei Hälften geteilten Zuhörer klatschen ebenso begeistert wie konzentriert den Fußballtakt gegeneinander, bis der Rhythmus wieder zusammenfindet.

Ein Vorspiel für das große trommlerische Gefecht zwischen Alex als Bayernfan und Philipp als Sechziger: Aufgeregt hämmert 60 sein Bemühen in die heiße Paukentrommel. Bayern bleibt gelassen und gibt den Ton an. Am Ende bekämpfen sich nur noch die Sticks: hohe asiatische Kampfkunst, in irrsinnigem Tempo. Athletisch auch das Ringen zwischen Klassik (Peer Gynt) und hartem Rock (Stones). Die Doppeltrommler wirbeln mit einer Luftnummer über die Bühne und zeigen, wie schnell und gelenkig Schlagzeuger sein können. Die Musik kommt als Play-back, die mitreißende Percussionshow liegt darüber. Mit "One more time" am Marimbafon zeigen die beiden, welch unglaubliche Fingerfertigkeit sie haben. Mit zwei Sticks in einer Hand haben sie für die konkurrierenden Rhythmen in wechselnden Tonhöhen und Klangfarben nicht nur doppelte, sondern vierfache Schlagkraft, und das in einem rasanten Tempo.

Double Drums kann aber auch elegisch: Bachs Präludium in c-Moll zaubert mit Geige und Cembalo vom Band meditative Stille am Fluss, findet sich im sanften Rhythmus in Membranofonen und Xylofonen wieder. Aber aufgewacht! Alex und Philipp bearbeiten je ein gesamtes Schlagwerkset nebst Töpfen und Verkehrsschildern, das an der Wand aufgehängt wird. Die Perspektive auf die beiden von hinten zeigt, dass sie nicht nur mit Händen und Sticks atemberaubende Rhythmuskaskaden hervorbringen können, sondern auch eine tolle Beinarbeit drauf haben. Auch auf Umzugskartons, Haushaltwaren und Lampenschirmen ist Trommeln möglich, und in einem letzten aufschwellendem Crescendo lassen die beiden Perkussionisten ihre Schlagstöcke in einem solch furiosen Tempo rotieren, das man glaubt, sie schlügen einen Fächer auf. Meisterliche Percussionkunst und witzig cooles Entertainment: Double Drums haben sich die Flussbühne erobert. Frenetischer Jubel.

© SZ vom 21.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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