Michael Forster freut sich. Denn der Leiter der Schäftlarner Konzerte darf nach langer Vorbereitungszeit wieder die Konzertreihe südlich von München eröffnen – und das mit einem ungewöhnlich facettenreichen Programm. Die spektakuläre Klosterkirche wird in fünf über das Jahr verteilten Konzerten zum Klangraum, in dem sich unterschiedlichste Werke treffen: Opernhaftes, Frühklassisches, Jazz. Und mit dem künstlerischen Leiter freut sich das Publikum.
Doch so facettenreich das Programm auch wird, ein Fixstern bleibt. So spielt Joseph Haydn auch heuer eine wichtige Rolle, gleich im ersten Konzert, das am 10. Mai stattfinden wird (wie jedes der Schäftlarner Konzerte samstags um 19 Uhr). Das Schäftlarner Orchester, eine handverlesene Gruppe aus Mitgliedern der drei großen Münchner Orchester, wird unter Michael Forsters Leitung Haydns Symphonie Nummer 94 spielen. Besser bekannt ist sie als „Symphonie mit dem Paukenschlag“, weil Haydn im langsamen Satz einen seiner volkstümlicheren Späße untergebracht hat, der eingeschlafene Zuhörerinnen und Zuhörer mit musikalischen Mitteln aufwecken soll. Neben dem symphonischen Programm werden auch Arien und Duette des 18. Jahrhunderts zu hören sein. Dafür konnten zwei vielversprechende Solisten gewonnen werden: Der wandelbare Bariton Alejandro Marco-Burmester und die glänzende Sopranistin Jihyun Cecilia Lee. Die südkoreanische Sängerin hat als Ensemblemitglied des Staatstheaters Augsburg schon häufiger mit treffsicherem, brillantem Gesang von sich reden gemacht.
„So hoch, so schnell, das hat schon was“
Im Frühsommer richten die Schäftlarner Konzerte den Blick auf den Nachthimmel und entdecken dort interessante Instrumente. „Sternzeichen: Klarinette!“ ist das Motto des Konzerts am 28. Juni. „Wir Oboisten sind ja immer ein bisschen neidisch auf die Klarinette. So hoch, so schnell, das hat schon was“, gibt Forster zu. Doch die Klarinette, gespielt vom Augsburger Professor Harald Harrer, wird an diesem Abend nicht alleine erklingen. Zur Seite steht ihr ein naher Verwandter, das Bassetthorn. Den dunkleren, weicheren Klang des Instruments kennt man – wenn überhaupt – aus Mozarts Requiem. Aber auch die beiden Konzertstücke Felix Mendelssohns, in denen Harald Harrer und Andreas Schablas die Solo-Parts übernehmen, bieten attraktive Möglichkeiten, das Instrument kennenzulernen. Melodische, hochoriginelle Werke sind es, die Mendelssohn für den legendären Klarinettisten Heinrich Joseph Baermann und dessen Sohn komponiert hat. Kombiniert werden sie im Juni mit Franz Schuberts wenig gespielter dritter Symphonie.
Doch egal, wer spielt, eines haben alle Konzerte in Schäftlarn gemein: den atemberaubend schönen Veranstaltungsort. „Der Star ist die Kirche“, fasst Forster zusammen. Das wird auch beim dritten Konzert so sein, das folgerichtig nach Stimme und Holzbläsern die Blechbläser ins Zentrum rückt. Wes10brass heißt die Gruppe, weil sie sich vor allem aus Musikern zusammensetzt, deren Heim-Orchester ihren Sitz im Westen der Republik haben, in Köln etwa oder in Bochum. Die Kirche im Isartal werden sie am 19. Juli mit sonst eher selten dort gehörten Klängen fluten. Denn nicht nur werden Renaissance-Standards von Giovanni Gabrieli geblasen, sondern auch Musik von Mendelssohn und die Brass-Arrangements des Großmeisters Philip Jones. Forsters Anspruch, auch bislang weniger Kirchentypisches in die Kirche zu bringen, erfüllt sich damit. Von seinem Wunsch, auch einmal elektronische Klänge einzubringen, ist man damit zwar noch entfernt. Aber man tastet sich vorwärts.
Auch im Programm: eine Rarität
Zumindest epochenmäßig klassischer gestaltet sich das Konzert am 20. September. Hier erwartet das Publikum neben Joseph Haydns kontrastreicher Symphonie Nummer 101 („Die Uhr“) und Ottorino Respighis Barock-Bearbeitungen („Die Vögel“) eine Rarität. Dabei verdiente das Harfenkonzert von Carl Ditters von Dittersdorf Aufmerksamkeit. Es ist charmante, originelle Musik, für die keine bessere Solistin gefunden werden könnte als Gaël Gandino, die Soloharfenistin des Bayerischen Staatsorchesters.
Einer ihrer Kollegen wird den Konzertkreis abschließen. Am 11. Oktober bringt Emanuel Graf, Solo-Cellist des Bayerischen Staatsorchesters, Haydns famoses C-Dur-Konzert zur Aufführung. Eingerahmt wird das lichte Virtuosenstück von Arvo Pärts Klangmassen bewegendem „Cantus in memoriam Benjamin Britten“ und Schuberts gar nicht so tragischer Symphonie Nummer 4.
Genügend Haydn, aber auch ein bisschen mehr
Vielleicht gewinnt Michael Forster mit diesem Jahres-Programm auch einen vergrämten Ex-Abonnenten zurück. Denn, so erzählt der Dirigent, nach einer der letzten Saisons habe ihm ein ehemaliger Zuhörer geschrieben, um ihm die Kündigung seines Abos mitzuteilen. „Weil er fand, dass wir zu wenig Haydn im Programm hatten! Also ich finde ja toll, dass wir so ein Publikum haben, das weiß, was es möchte“, sagt Forster. Genügend Haydn, aber auch ein bisschen Ditters, Mendelssohn und Philip Jones. Was will man mehr?
Schäftlarner Konzerte, Karten je nach Kategorie zu 25/39/49 Euro unter www.muenchenticket.de. Abonnements zu 99/155/195 Euro unter anderem per E-Mail an kontakt@schaeftlarner-konzerte.de. Weitere Informationen unter www.schaeftlarner-konzerte.de