Konzert zu Weihnachten:Zu Hause ist es am schönsten

Die Bananafishbones treten traditionell an Weihnachten in ihrer Heimatstadt Bad Tölz auf. Wie jedes Jahr erfinden sie sich und ihre Hits aufs Neue und begeistern damit ihre Fans

Von Barbara Szymanski

Konzert zu Weihnachten: Die Bananafishbones bei ihrem alljährlichen Konzert in Bad Tölz.

Die Bananafishbones bei ihrem alljährlichen Konzert in Bad Tölz.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Sebastian Horn wippt mit den Füßen und wischt sich die Hände an seiner Jeans ab. Aufgeregt sei er. Er, der Profi, mit der dunklen Stimme und der fein geführten Bassgitarre. Er, der Wortführer der Bananafishbones, die wiederum Hit-Macher, Film-Musik-Komponisten und Theater-Mitwirkende sind. Warum nur nach gut 1000 Auftritten? Stets frenetisch gefeiert in ihrer Heimatstadt Bad Tölz, aber auch in ganz Deutschland und dem benachbarten Ausland.

Das Publikum, die Kinder und Kindeskinder der BFB-Fans, Familien-Clans, die Frauen-Cliquen und Männer-Bünde. Sie sind aufgeregt, erwartungsfreudig, zu allem bereit am Freitag beim fast vollen Zusatzkonzert von drei ausverkauften Unplugged-Auftritten kurz vor Weihnachten im Tölzer Kurhaus. Vergessen die gründliche Taschenkontrolle mit Taschenlampe der Sicherheitsleute am Eingang. Verziehen auch die Platznummerierung. Immerhin kein Besetzen diesmal mit halben Kleiderschrankfüllungen. Gut so. Musik! Bananafishbones!

Na ja, vielleicht noch ein Weißbier geordert, weil der Glühwein von den Ständen draußen vor der Tür hier im dampfigen Saalrund nicht gebraucht wird. Doch alles bleibt im Rahmen. Und doch fehlt etwas. Die hundertprozentigen Fans sind heute nicht in Massen gekommen. Die, die viele Lieder mitsingen und schon scharf pfeifen bei den ersten Tönen von "Road to nowhere" und erst recht bei "Come to sin" und "Easy day", bei "Weedy Bong" oder dem stampfenden "Train" und "Croco Tears".

Es tanzt auch niemand am Freitag. Ab und zu allerdings meldet sich ein Eingeweihter. "No amol", schreit er aus der kopfnickenden, schmerzend pfeifenden, wippenden, in Stimmung gekommenen Menge. Er hat nicht genug gehört von einem absurden Stück um den Zirkus Halligalli, bei dem die Fishbones ihre ganze Gefühlswelt entfalten mit hauchzarten Tönen und ebensolcher Melodieführung am Piano und neckischem Xylofon-Geklingel. Bei dem typischen, nie angestrengt oder hudelig daherkommenden harten Einlagen und dem BFB-typischen Dauergroove, die den ganzen Körper erfassen.

Viele Songs sind bekannt. Doch bei jedem Konzert kommen musikalische Arabesken hinzu. Die Fishbones erfinden sich und ihre Hits immer wieder neu. Und sie schreiben frisch von der Leber weg neue wie "Rumblefish", ein eingängiges, fast glattes, aber sauber durchkomponiertes Lied, das Luke Goetze - spielt mit bei Claudia Koreck - an der Lap-Steel-Gitarre fiebrig und farbig umrahmt, ohne sich in den Vordergrund zu spielen. Goetze und das ziemlich sexy gekleidete String-Quartett sind Gäste dieser Konzertreihe. Diese geben den Songs noch mehr Wucht, liefern tolle Intros und fabelhafte, fast symphonische Klangfarben.

Und dann dieses "Weedy Bong", in das sich die halbe Welt des Rock einflechten lässt wie "Cocaine" oder "Celia" und ein wenig Reggae-Wiegen mit "I shot the sheriff" von Bob Marley. Dann greift der Percussion-Zauberer und Komponist Florian Rein zur Posaune. Trötet und spotzt knapp neben den Tönen und stimmt kurz "Ein Prosit" an. Eine Riesengaudi mit Pidgin-Englisch und allem Pipapo.

Und dennoch bleiben der Groove und die besondere Atmosphäre, die die Live-Konzerte der Bananafishbones auszeichnen und wofür sie gefeiert werden. Das werden sie auch, wenn sie Allwetter-Hits wie "Road to nowhere" von den Talking Heads anstimmen und daraus ihr eigenes Ding machen oder immer wieder für die gerade erschienene CD "Best of" werben.

Der Schluss-Applaus fällt grandios aus. Sebastian Horn, der Aufgeregte, hat sich längst entspannt. "No amol", schreit wieder wer. Ist ja wieder mal ein "Easy Day" oder eben eine solche "Night" gewesen mit den Bananafishbones und ihren klasse Gästen.

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