Konzert in Bad Tölz:Heimatsound und Poesie

Konzert in Bad Tölz: In Bad Tölz haben die "Reiwas" ihre erste CD vorgestellt.

In Bad Tölz haben die "Reiwas" ihre erste CD vorgestellt.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Das Trio "Reiwas" vereint auf der Bühne Schlager-Klassiker und nachdenkliche Eigenkompositionen. Bald treten sie wieder im Landkreis auf.

Von Quirin Hacker

Gleich beim ersten Lied "Santo Domingo" zeigen die Reiwas, was sie können: gleichzeitig dreistimmig singen und auf akustischen Instrumenten spielen, Georg Obermüller am Kontrabass, Andreas Winkler an der Gitarre, Josef Steinbacher am Akkordeon. Der Schlagerklassiker trifft den Geschmack des Publikums, es gibt begeisterten Applaus. Die drei jungen Musiker aus Reichersbeuern und Waakirchen haben kürzlich vor vollem Haus in der Alten Madlschule Bad Tölz ihre CD "Neben der Spur" vorgestellt. Jetzt ist das nächste Konzert angesagt.

Im Publikum sitzen viele in Tracht. Diese Garderobe passt zur Musik der Reiwas. "Wir nennen unser Genre Retro-Heimat-Sound", sagt Bassist Obermüller. "Das ist ein bisschen ein Kunstbegriff, weil es uns schwerfällt, unsere Musik einem Genre zuzuordnen." Die Reiwas kombinieren gecoverte Schlager-Klassiker mit stimmungsvollen Eigenkompositionen, die in Text und Klang einen Kontrast zu den Klassikern bilden. Der Begriff Schlager sei heute eher negativ besetzt, sagt Steinbacher, der die meisten Solopassagen singt. "Früher war das hochwertige und tatsächlich auch sehr ehrliche Musik." Mit zeitgenössischem Schlager könne die Band dagegen nicht viel anfangen, erklärt Obermüller: "Viele der heutigen Produktionen sind aus der Konserve." Diese Einstellung wird auch im Programm deutlich: In der Überleitung zwischen zwei Liedern machen sich die Reiwas über den Schlager-Showmaster Florian Silbereisen lustig.

In den unterhaltsamen Ankündigungen erklärt die Band häufig, wie sie zu dem nächsten Lied kam. Diese kleinen Geschichten geben dem Bühnenprogramm einen persönlichen Charakter. "On the Road again" lernten die drei auf einer Autoreise nach Portugal schätzen. Die einzige CD im Auto, "Truckerhits 1", lief rauf und runter, schließlich nahmen sie das Lied in ihr Repertoire auf. "Die Stücke fliegen uns eher zu, als dass wir sie auswählen", sagt Gitarrist Winkler. Nina Hagens "Du hast den Farbfilm vergessen" hörten die Musiker auf einer Hochzeit, auf der sie auftraten. "Wir spielen das, was uns gefällt. Das heißt jetzt nicht, dass wir keinen Achtziger-Rock oder moderne Musik hören, aber in unserem Bereich funktionieren einfach die Melodien der Zwanziger- bis Siebzigerjahre super", erklärt der Kontrabassist.

Die Eigenkompositionen der Reiwas setzen sich klar vom Klang der Schlager ab. Im ersten Stück der CD "Doch Dort" wirkt die Melodie nachdenklich und der Text poetisch. "Die eigenen Stücke machen unseren Sound speziell aus, weil wir sie auf unsere Fähigkeiten abgestimmt haben", erklärt Obermüller. Meistens bringe der Akkordeonspieler die Melodie und den Text für ein neues Lied in die Probe mit. "Und dann schaut man einfach zu dritt, wie man die Schlüsse und Solos gestaltet, und formt das, bis es bei jedem passt." Grundsätzlich könne aber jeder etwas Neues in die Probe mitbringen. "Bei uns funktioniert ganz viel mit Aufnehmen. Dann wird das rumgeschickt und in der nächsten Probe besprechen wir, ob das so in Ordnung ist", sagt Steinbacher. Die eigenen Lieder kamen mit der vielen freien Zeit während der Corona-Pandemie. Sie sollen die Coverversionen jedoch auch langfristig nicht komplett ersetzen. Es mache einfach Spaß, bekannte Melodien zu spielen, findet das Ensemble.

Ein Lied sorgte bei der CD-Präsentation für Lacher: Im Medley "Aladdin und die Gummibären im Dschungel" vermischen die Reiwas Titelmelodien bekannter Zeichentrickfilme. Die drei Musiker kennen einander schon lange. Winkler und Steinbacher gingen gemeinsam zum Musikunterricht. Seit 2009 spielen sie zu dritt. Angefangen haben sie mit zwei Steirischen Harmonikas, einem Bariton und instrumentaler Volksmusik, damals hießen sie noch Reiwa Buam und sangen im Dialekt. Die Band entwickelte ihre Musik zur aktuellen Instrumentierung mit dreistimmigem Gesang weiter. Kontrabass, Gitarre und Akkordeon passten gut zum Gesang und auch zu den alten Liedern.

Die nächste Gelegenheit, die Reiwas im Landkreis zu erleben, gibt es am Freitag, 17. Juni. Dann spielen sie von 19.30 Uhr an im Bürgergarten in Bad Tölz.

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