Konzert in Iffeldorf:Haydns "Schöpfung" zum Neubeginn

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Andrea Fessmann und der Klangkunstchor treten am kommenden Sonntag wieder auf, bis dahin wird fleißig im Iffeldorfer Gemeindezentrum geprobt. (Foto: Manfred Neubauer)

Andrea Fessmann und der Klangkunst-Chor laden am Sonntag zu einem Open-Air-Konzert ein

Von Paul Schäufele, Iffeldorf

Welches Werk wäre besser geeignet als das? Und zu diesem Anlass: Nach schier nicht enden wollender Konzert-Pause darf der Iffeldorfer Klangkunst-Chor am Sonntag, 13. Juni, endlich wieder vor ein Publikum, von 19.30 Uhr an, live und in Farbe und vor allem in echt. Die Kulisse bildet, wie auch schon für die gefeierte Aufführung von Carl Orffs "Carmina Burana" im vergangenen Sommer, der Gemeindestadl in Iffeldorf. Angesichts dieses Ambientes inmitten schönster Natur und aufgrund der entfesselten Gesangsfreude eines reaktivierten Chors kam für die musikalische Leiterin Andrea Fessmann nur ein Werk in Frage. "Nun schwanden vor dem heiligen Strahle des schwarzen Dunkels gräuliche Schatten" heißt es in Joseph Haydns "Schöpfung".

Das große Pathos, das in Haydns Oratorium steckt, reflektiert den besonderen Anlass. Andrea Fessmann kann kaum glauben, dass nach so langer Zeit, in der die Chorsängerinnen und -sänger sich bei Laune gehalten haben durch digitale Proben und sängerische Demonstrations-Veranstaltungen etwa auf dem Münchner Königsplatz, nun endlich ein veritables Konzert vor Publikum stattfinden kann. "Das war für uns wie Weihnachten, ein einziges Beschenktwerden", freut sich Fessmann, die für ihre Kreativität und ihren unbeirrbaren Einsatz für die (Chor-)Musik dieses Jahr mit dem Tassilo-Kulturpreis geehrt wird. Die neu gewonnenen Freiheiten empfindet sie als einen Ausbruch aus der Winterstarre.

Haydns 1798 uraufgeführte Monumental-Komposition scheint daher aus verschiedenen Gründen ein geeignetes Werk, um den Start einer neuen Konzert-Saison zu feiern. Zum einen ist in den geistlichen Texten viel vom Anfangen und Entstehen die Rede. Doch ist darum der Stil des Werks nicht durchgängig vor Feierlichkeit zitternd. Es erhält seinen Charme durch die Mischung mit dem anmutigen Charakter der liedhaft einfachen Nummern, die Haydn mit den Teilen im hohen Ton kombinierte. Einen "charakterlosen Mischmasch" nannte Friedrich Schiller das Stück, weil es sich über die Regeln des Komponierens in der Affektlage des rein Erhabenen hinwegsetzt. Inzwischen dürfte die "Schöpfung" auch deshalb als Meisterwerk gefeiert und geliebt werden. Hier geht es um die freie Feier des Naturgenusses, womit das Stück prädestiniert erscheint für den Aufführungsort unter hoffentlich blauem Himmel.

Und schließlich ist der Iffeldorfer Chor ein konzerterprobter Projektchor, der sich gerne Großes vornimmt. Unterstützt wird er dabei vom Iffeldorfer Bach-Orchester und einer vielversprechenden Solisten-Trias: Anna Karmasin (Sopran), Markus Zapp (Tenor), Burkhard Mayer (Bass). Da kann also eigentlich nichts schiefgehen. "Nun beut die Flur das frische Grün dem Auge zur Ergötzung dar." Welcher Schöpfer würde solche Verse im Regen untergehen lassen?

Joseph Haydn: Die Schöpfung, Sonntag, 13. Juni, 19.30 Uhr, Gemeindestadl Iffeldorf, Karten zu 25/30 Euro per Telefon 08856/3695 oder E-Mail an christa-clauss@t-online.de

© SZ vom 10.06.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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