Konzert in der Tenne:Bitte nicht abholen!

Tollhub-Festival 2019

Spaß für Groß und Klein: Das "Café Unterzucker" schmettert in der Tenne auf Gut Hub alte und neue freche Lieder.

(Foto: Manfred Neubauer)

Das "Café Unterzucker" erfreut auf dem Tollhub-Festival Kinder und Erwachsene

Von Arnold Zimprich, Penzberg

Die kleine Luise ist voller Vorfreude - für die fast Dreijährige ist es das erste Konzert in ihrem Leben. Mit etwa 40 anderen Kindern und Erwachsenen steht sie auf Gut Hub der Formation Café Unterzucker gegenüber, der kongenialen Musikgruppe um die Wahl-Münchner Richard Oehmann und Tobias Weber. "Ihr dürft bei allen Liedern mitsingen", begrüßt Oehmann das Publikum, "nur sollten es auch die richtigen Texte sein." Café Unterzucker ist eine Abspaltung von Dr. Döblingers geschmackvollem Kasperltheater, einem erfolgreichen Theater- und Hörspielprojekt.

Mit ihren meist humorvollen und frechen Texten heben sich Oehmann und Weber, die sich von verschiedenen Musikern begleiten lassen, angenehm vom gängigen, oftmals weichgewaschenen Kindermusikangebot ab. Dass die Lieder auch Erwachsene ansprechen, ist durchaus gewollt - so sind die CDs bei Jung und Alt gleichermaßen beliebt.

Die Musik ist allerdings nichts für Zartbesaitete, was schon ein Blick auf die Größe der Lautsprecher verdeutlicht. So startet Café Unterzucker dann auch recht lautstark. "Bitte, Mammi hol mich ab!" erzählt von einem Kind, das schleunigst aus einem Ferienlager abgeholt werden möchte, in dem es sich nicht wohlfühlt. "Die Trennung von zu Haus hab ich bis jetzt nicht überwunden!"

Schlagzeuger Gerald "Greulix" Schrank ist "seit sieben, acht Jahren" mit von der Partie. "Meist spielen wir im München in ausverkauften Häusern, da tut es gut, wenn man mal ein bisschen Landluft schnuppert", sagt er. Noch im Juni wird das Café Unterzucker nach "Leiser" und "Bitte, Mammi hol mich ab" seine dritte Platte aufnehmen, und so sind ein gutes Drittel der auf Gut Hub gespielten Lieder neue Werke.

"Ihr seid's herrlich anspruchslos", sagt Oehmann mit Blick auf das Publikum. Lautes Gelächter. Luise kennt einige Lieder schon ganz gut, so auch "Sonnenbrand", in dem es um den verzweifelten Versuch geht, die sich anbahnende Hautrötung mit allerlei Hausmitteln in den Griff zu bekommen.

Schließlich verwandelt sich das Café Unterzucker in den "Chor der Romantiker", der "sensibel und verschämt" zarte Seemannslieder zum Besten gibt und sich Gedanken macht, was wohl das grusligste Tier der Welt ist: "Ein Gespenst!" ruft ein Junge aus dem Publikum. Dass dabei nur "Chorleiter" Tobias Weber um sanfte Töne bemüht ist, wird schon nach den ersten Takten klar, denn Oehmann, Schrank und der Gitarrist Anton Gruber geben ausschließlich Derbes von sich: "Ahoi!" Das junge Publikum ist begeistert - auch davon, wie Oehmann immer wieder vergeblich versucht, den Bommel seiner geringelten Zipfelmütze in den Griff zu bekommen.

Viel zu schnell ist eine Stunde rum - und das Café Unterzucker spielt mit "Autogrill" ein Lied über das Reisen auf italienischen Autobahnen und die damit verbundene Ungeduld. "Wann samma denn do, samma do, samma denn do, samma do?" Zwei Zugaben noch, dann strömen die Gäste wieder hinaus zu den sonnenbeschienenen Ständen auf dem diesjährigen Tollhub - und freuen sich auf die nächste CD des Café Unterzucker.

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