Konzert der Partnerstädte:Klang der Freundschaft

Konzert der Partnerstädte: Deutsch-französische Harmonie: Das gut fünfzigköpfige "Orchestre Jumelage", das von Christian Tomsu dirigiert wird, hat sein Repertoire im Griff.

Deutsch-französische Harmonie: Das gut fünfzigköpfige "Orchestre Jumelage", das von Christian Tomsu dirigiert wird, hat sein Repertoire im Griff.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Das "Orchestre Jumelage" überzeugt bei seinem Auftritt in Geretsried

Von Paul Schäufele, Geretsried

Dass Musik Brücken bauen kann, über sprachliche, politische, ethnische, religiöse Konflikte hinweg, ist als Thema versöhnlicher Sonntagsreden schon gut abgearbeitet worden. Wer aber am vergangenen Samstagnachmittag das Gemeinschaftskonzert der Musikerinnen und Musiker aus Geretsried und seiner Partnerstadt Chamalières in der Aula des Gymnasiums miterleben durfte, konnte sehen und hören, dass die so bieder daherkommende Rede von der Völkerverständigung durch Musik echte Überzeugungskraft gewinnen kann: Wenn sie nämlich mit solchem Temperament gelebt wird wie in dem Zusammenspiel von Young Brass - dem jungen Blechbläserensemble der Musikschule -, der Bläserklasse des Gymnasiums und der Big Band Harmonie de Chamalières. In dieser Kombination gaben sie sich berechtigterweise einen eigenen Namen: Orchestre Jumelage - Orchester der Partnerschaft.

Und mit diesem gut fünzigköpfigen deutsch-französischen Orchester unter Leitung von Christophe Pereira, dem Maestro aus Chamalières, begann das Konzert: Das Publikum erhob sich zu den Nationalhymnen Frankreichs und Deutschlands. Dem gemeinsamen Auftakt folgte der Auftritt von Young Brass. Der Name verpflichtet: Die Musikerinnen und Musiker boten unter Gerd Fink effektvolle, flotte Musik, etwa den jazzigen "Beetle Boogie" oder Musik aus dem James-Bond-Film "Skyfall". Mit Filmmusik setzte die Bläserklasse das Programm fort und präsentierte eine Auswahl aus dem mittlerweile zum Big Band-Klassiker gewordenen Soundtrack von "Pirates of the Caribbean". Christian Tomsu dirigierte die seit zwei Jahren bestehende Gruppe und sprang damit für Alfred Menzinger ein.

Die Gäste der Ecole Municipale de Musique de Chamalières setzten Maßstäbe mit der Darbietung eines Medleys aus dem Musical "Chicago". Kein wackelnder Einsatz, keine unsaubere Tongebung, nur runder Klang und Schwung, der das Publikum in die Roaring Twenties beförderte. Mit dem häufig gecoverten Standard "Fever" brachte die Band die ohnehin nicht unter Niedrigtemperaturen leidende Aula zum Kochen. Mit einem anspruchsvollen Arrangement aus Songs der Santana Blues endete dieser Programmteil.

Inoffizielles Zentrum des Freundschaftskonzerts war der nun folgende und mit großer Spannung erwartete "Marche á Gam", eine Auftragskomposition des Vorsitzenden des Partnerschaftsvereins und Dritten Bürgermeisters von Geretsried, Gerhard Anton Meinl. Der selbst im Instrumentenbau tätige Meinl hatte Thierry Caens, international renommierter Komponist und Trompeter sowie Professor am Konservatorium von Lyon, darum gebeten, die Partnerschaft der beiden Städte in Musik zu übersetzen. Die Besonderheit dieser Uraufführung lag darin, dass hier nicht nur die schöne Geste des gemeinsamen Musizierens zweier Geretsrieder Orchester und der Harmonie de Chamalières den Zusammenhalt der Städte demonstrierte, sondern auch musikalisch klar wurde, wie eng Geretsried und Chamalières, Bayern und Auvergne, Deutschland und Frankreich im Laufe der vergangenen 35 Jahre zusammengewachsen sind. Das Stück zitiert auf humorvolle Weise Musik, die jeweils einem der beiden Orte zugeordnet werden kann: Bayern- und Deutschland-Hymne gesellen sich zur Marseillaise, bayerische Volkslieder werden über abenteuerliche Modulationen mit denen der Auvergne kombiniert. Entstanden ist ein harmonisches Ganzes, das die Unterschiede der beiden musikalischen Traditionen nicht verleugnet.

Das Publikum ist begeistert und verblüfft, auf welch einleuchtende und schöne Weise Verbundenheit hergestellt werden kann, ohne ein Wort zu sagen. Vielfalt in Einheit: Da war es nur richtig, das vor der Auftragskomposition die Perspektive auf ganz Europa eröffnet wurde mit der als Europa-Hymne verwendeten Musik aus Beethovens neunter Symphonie. Und so steht das Gemeinschaftskonzert im Kern nicht nur für die gelungene Entfaltung deutsch-französischer Beziehungen, sondern auch für die Überzeugung, dass die Freundschaft zwischen Deutschland und Frankreich nur ein einzelnes, wenn auch sehr wichtiges Beispiel dafür ist, wie sich Kooperation in Europa zu echter Verbundenheit entwickeln kann.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: