Süddeutsche Zeitung

Kommunalwahl:Mit "großem Rucksack" ins Rennen

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Von 145 Delegierten geben 142 Josef Niedermaier das Vertrauen für die Landratswahl. Der Amtsinhaber nennt Schulen, ärztliche Versorgung und Kliniken als Themen der nächsten Jahre.

Von Alexandra Vecchiato

Es ist keine Überraschung. Die Freien Wähler schicken 2014 erneut Josef Niedermaier als Landratskandidaten ins Rennen. Der amtierende Landrat wurde mit 142 von 145 Stimmen gewählt. Es sei ein "großer Rucksack", den er von den Mitgliedern gepackt bekomme, sagte Niedermaier nach der Wahl. Zudem wurden die übrigen 59 Kandidaten für den Kreistag am Freitagabend im Gaißacher Jägerwirt nominiert. Man habe sich sehr um eine gute Mischung bemüht, sagte Wahlleiter Reinhold Krämmel. Herausgekommen sei eine "phantastische Liste".

Vor der Nominierung ließ Niedermaier seine Amtszeit Revue passieren. Als er vor etwa sechs Jahren angetreten sei, habe er nicht mit seiner Wahl gerechnet. Er sei zur Kandidatur überredet worden und "in gewisser Weise erschrocken", als er bei der Stichwahl mit 1200 Stimmen vor seinem Konkurrenten Martin Bachhuber lag. Der Machtwechsel im Kreistag sei keine leichte Zeit gewesen. Sehr geholfen hätten ihm seine Kreistags-Mitstreiter, deren freundschaftliches und zugleich kritisches Feedback er schätze. Mittlerweile habe sich das Klima im Gremium verändert, Sachargumente stünden im Vordergrund. Niedermaier wertete es als Erfolg, dass in den vergangenen Jahren der Kreishaushalt stets einstimmig verabschiedet worden sei.

Die Realisierung großer Projekte wolle er für die kommende Amtszeit, sollte er wieder gewählt werden, nicht versprechen. Hauptthema seien sicherlich die Schulen. Während der Kreis die Realschulen und Gymnasien permanent ausbauen müsse, kaum dass eine Erweiterung fertiggestellt worden sei, stünden in den Gemeinden die Mittelschulen leer. "Darüber werden wir nachdenken müssen", sagte Niedermaier. Auch die Versorgung durch Ärzte im ländlichen Raum sei ein Thema wie überhaupt der Gesundheitssektor. Experten seien der Meinung, dass es zu viele Krankenhäuser in Bayern gebe. Ein Drittel davon müsse geschlossen werden. "Wir haben im Landkreis zwei Kliniken", sagte der Landrat, "es ist sinnvoll, zeitig über das Thema zu reden und nach vorne zu gehen."

Kritik übte er am Freistaat. Ministerpräsident Horst Seehofer könne leicht verkünden, dass es nicht mehr Staatsbeamte geben werde. Leidtragender sei in vielen Bereichen das Landratsamt als Untere Genehmigungsbehörde. Niedermaier nannte als Beispiel, dass 1,7 Mitarbeiter zur Verfügung stünden, um 4000 Waffenbesitzer im Landkreis zu kontrollieren. Insgesamt zwölf Mitarbeiter, die von den Kommunen bezahlt werden, erfüllten staatliche Aufgaben.

Mit großer Mehrheit wurde die vorbereitete Liste der Kreistagskandidaten bestätigt. Auf die drei Städte Bad Tölz, Wolfratshausen und Geretsried entfallen je sechs Kandidaten. Nach Niedermaier auf Platz zwei steht Geretsrieds Bürgermeisterin Cornelia Irmer als erste Frau. Sie sei eine von zwölf, sagte Krämmel. Mehr Kandidatinnen hätten sich nicht finden lassen. "Da müssen wir beim nächsten Mal vielleicht im Vorfeld intensiver nachdenken und aktiver sein", meinte der Wahlleiter.

Dennoch stünden die Freien Wähler so gut da wie nie zuvor. Angesichts von 145 Stimmberechtigten bekomme er "direkt eine Gänsehaut", sagte Krämmel. Die Freien Wähler seien schwer im Aufwind. Es sei offensichtlich, wie viel es ausmache, einen starken Landrat vorweisen zu können. Eurasburgs Bürgermeister Michael Bromberger ergänzte zu Niedermaiers Kandidatur: "Der ganze Landkreis ist neidig um unseren Kandidaten."

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Quelle:
SZ vom 18.11.2013
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