Süddeutsche Zeitung

Kommunalwahl in Wolfratshausen:Nach der Wahl ist in der Krise

Mit der Bestätigung von Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW) haben sich die Wolfratshauser für Kontinuität entschieden. Die Fraktionen beschwören nun Zusammenhalt und fordern Beschlüsse im Sinne der Stadt.

Von Konstantin Kaip

Am Sonntag haben die Wolfratshauser Bürger entschieden, dass die Rathausführung in der Hand der Bürgervereinigung (BVW) bleibt. In der Stichwahl haben sie Bürgermeister Klaus Heilinglechner laut vorläufigem Endergebnis mit 55,7 Prozent der Stimmen im Amt bestätigt, Herausforderer Günther Eibl (CSU) kam auf 44,3 Prozent. Damit bleibt die parteifreie Gruppierung die dritte Amtsperiode in Folge an der Macht in der Loisachstadt, und Maximilian Schwarz rückt als fünfter BVW-Stadtrat nach. Vom Stimmengewicht zieht die Bürgervereinigung mit den Grünen gleich, die mit sechs Mandaten die stärkste Stadtratsfraktion stellen.

"Für mich ist das ein gutes Ergebnis", sagt der Vorsitzende der Gruppierung Thomas Eichberger, "auch in Hinblick auf die ganzen Störfeuer, die wir als BVW gehabt haben, ohne aktiven Wahlkampf." Damit meint er die Wahlempfehlungen für Eibl, die Ende vergangener Woche von sechs Stadträten ausgesprochen wurden.

Helmut Forster, der 2008 als erster BVW-Bürgermeister die Erfolgswelle der Gruppierung eingeleitet hatte, war einer von ihnen. Wegen "unüberbrückbarer Differenzen" mit Heilinglechner hatte er sich im Herbst überraschend von der BVW losgesagt und die Wolfratshauser Liste gegründet, für die er nun mit Richard Kugler und Manfred Fleischer, mit denen er auch die Wahlempfehlung ausgesprochen hat, im neuen Stadtrat sitzen wird. Mit dem "doch relativ deutlichen Ergebnis" für den Amtsinhaber müsse und könne seine neue Fraktion umgehen, sagt Forster. "Wir werden im Interesse der Stadt arbeiten und Sachentscheidungen für Wolfratshausen treffen." Wegen der Coronakrise und ihrer wirtschaftlichen Folgen müssten nun aber viele bereits beschlossene Investitionen "noch einmal auf den Prüfstand".

Auch SPD-Fraktionssprecher Fritz Meixner hatte sich mit seinen Fraktionskollegen Manfred Menke und Fritz Schnaller zuletzt für eine Wahl Eibls ausgesprochen. Von Heilinglechner hatte er schon zuvor immer wieder ein besseres Projektmanagement gefordert. "Ob das weiter ein Thema bleibt, muss sich herausstellen", sagt Meixner. Erwartungen an den Bürgermeister wolle er aber nicht formulieren. "Jetzt haben wir mit der Wahl endlich einen Punkt erreicht", sagt er. "Es wird so etwas geben wie eine Findungsphase, und dann muss man schauen, wie man gut miteinander arbeitet. Es muss jeder seinen Beitrag leisten."

Claudia Drexl-Weile, die bei einer Wahl Eibls für die CSU in den Stadtrat nachgerückt wäre, bleibt nun ohne Mandat. "Ich gratuliere Herrn Heilinglechner zur Wahl und wünsche ihm für die künftige Arbeit alles Gute", erklärt die Friseurmeisterin, die mit Eibl kommissarisch den CSU-Ortsverband führt. Dessen Abschneiden bei der Stichwahl wertet sie als "achtbares Ergebnis". Beide Kandidaten hätten erklärt, dass man nun erst einmal aus der Krise herauskommen müsse. "Es wird eine schwierige Zeit", sagt Drexl-Weile. "Wir müssen gemeinsam weiterarbeiten."

Annette Heinloth von den Grünen, die die meisten Stimmen bei der Stadtratswahl erhalten hat, bewertet das Ergebnis der Stichwahl positiv. "Die Bürgerinnen und Bürger wollen Kontinuität und geben Klaus Heilinglechner noch eine Chance, einige Sachen voranzutreiben." Mit dem Bürgermeister, der "eine große Offenheit für grüne Themen" zeige, könne ihre Fraktion gut zusammenarbeiten, sagt Heinloth. Im Stadtrat müsse man dann darüber sprechen, an welchen Investitionen man festhalte. Das sei "keine schöne Situation", sagt Heinloth. "Viele Dinge im Bereich der freiwilligen Ausgaben werden hintangestellt werden müssen."

Der neue FDP-Stadtrat Patrick Lechner sagt, er hätte mit beiden Kandidaten als Bürgermeister leben können. Und: "Es ist ganz wichtig, dass der Stadtrat jetzt Zusammenhalt zeigt." Nach Gesprächen deute sich an, dass er eine Fraktionsgemeinschaft eingehen werde. Mit wem, könne er erst sagen, wenn die Sache spruchreif sei.

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SZ vom 31.03.2020/aip
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