Kommunalwahl in Penzberg:Sachverstand gesucht

Die Penzberger Bürgermeisterkandidaten treffen zum zweiten Mal aufeinander

Von Alexandra Vecchiato, Penzberg

Stefan Korpan gleicht einem Überraschungsei. Außen eine irgendwie süß-harmlose Hülle, aber im Inneren gemacht, um in Staunen zu versetzen. Mag sein, dass es der Bürgermeisterkandidat der Penzberger CSU deshalb schafft, die amtierende Rathauschefin Elke Zehetner (SPD) aus dem Gleichgewicht zu bringen. Jüngstes Beispiel: die Podiumsdiskussion des Penzberger Merkur mit den Bürgermeisterkandidaten in der Stadthalle am Donnerstag.

Natürlich kommt das Gespräch an jenem Abend auf das Thema "bezahlbarer Wohnraum". Solchen zu schaffen haben sich alle Parteien und Gruppierungen im Wahlkampf auf die Fahnen geschrieben. Korpan erzählt, dass einige CSUler eine Baugenossenschaft in und für die Stadt Penzberg gründen möchten. Anstatt dies zur Kenntnis zu nehmen und dem ambitionierten Unterfangen Glück zu wünschen, verweist Bürgermeisterin Zehetner darauf, dass es bereits die Wohnbau Weilheim gebe. Mit ihr zusammen habe man in den vergangenen fast sechs Jahren acht Wohnungen an der Saalangerstraße geschaffen. Acht Wohnungen! Immerhin. Raunen im Publikum.

Eine neue Baugenossenschaft sei überflüssig, sagt Zehetner weiter. Aus ihrer Sicht verständlich, ist doch der Penzberger SPD-Stadtrat Markus Kleinen der Geschäftsführer der Wohnbau Weilheim. Außerdem gebe es den Bauverein in Penzberg und die Maro. So eine neue Genossenschaft brauche Personal und vor allem Grundstücke. Sollten Eigentümer ihre Flächen veräußern wollen, dann doch bitte an die Stadt, erklärt Zehetner. Buhrufe aus dem Publikum.

Es ist Korpan, der nachhakt. Als SPD-Mitglied müsse sie doch den "sozialen Gedanken" vertreten, richtet er das Wort an Zehetner: "Für Sie kommt eine vierte Genossenschaft also nicht in Frage?" "Das verstehen Sie richtig", erwidert die Bürgermeisterin. Man könne die Wohnraumprobleme mit vorhandenen Strukturen lösen. Nur wenige klatschen.

Nicht ganz vorbei kommt man an diesem Abend an dem Thema "Führungsstil". Bei der Podiumsdiskussion der SZ Bad Tölz-Wolfratshausen vor drei Wochen hatte es einen Eklat gegeben, weil die Bürgermeisterin die Mitarbeiter des Bauhofs als Club schwer in der Arbeitswelt vermittelbarer Herren darstellte. Bei dieser Veranstaltung, sagt Zehetner, hätte sie antworten sollen, dass dieses Thema nichts in einer öffentlichen Podiumsdiskussion verloren habe. Sie habe kein Problem mit den Mitarbeitern. Woher andere die Erkenntnis nähmen, es gebe atmosphärische Störungen in der Verwaltung, sei ihr schleierhaft.

Da ergreift Markus Bocksberger von "Penzberg Miteinander" die Gelegenheit, das Ergebnis seiner Recherche kundzutun. Von den 274 Angestellten der Stadt arbeiteten etwa 55 in der Kernverwaltung, also im Rathaus. In den vergangenen sechs Jahren hätten 40 Prozent dort gekündigt. Das sei viel, sagt er, und könne nur mit Zehetners Führungsstil zusammenhängen. Aber ohne in einen für das Publikum verständlichen Kontext gebracht zu werden, etwa wie es mit der Fluktuation in Rathäusern vergleichbarer Größe aussieht, verpufft diese Aussage.

Die Kandidaten - darunter auch Kerstin Engel (Grüne), Armin Jabs (Bürger für Penzberg) und Michael Kühberger (Freie Lokalpolitik Penzberg) - bieten einen Exkurs durch ihre Wahlprogramme. Sie mäandern durch die wichtigsten Themen wie Stadtentwicklung, Klima und ÖPNV.

Ebenfalls angesprochen wird die Zukunft des Bahnhofs. Diese solle erst im neuen Stadtrat thematisiert werden nach der Wahl, sagt Elke Zehetner, "wenn der Sachverstand wieder Vorrang hat". Korpan fragt verwundert nach, denn "wir gehen schon mit Sachverstand ran". Ja, antwortet die Bürgermeisterin, das habe sie deshalb so gerne gesagt, weil man sich voneinander abgrenzen müsse. Einen Schmusekurs würden die Wähler nicht goutieren.

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