Süddeutsche Zeitung

Kommunalwahl in Münsing:Von Mair bis Bierbichler

Wen die Münsinger gerne noch als Bürgermeister gesehen hätten

Von Benjamin Engel, Münsing

Die Wahlarithmetik lässt manchmal Raum für Zahlenspielereien: So hat Bürgermeister Michael Grasl (Freie Wähler) exakt 1967 Stimmen bekommen. Das sei genau sein Geburtsjahrgang, hatte der 53-jährige Amtsinhaber noch am Wahlabend betont.

Das Ergebnis reichte diesmal nur noch für 81,65 Prozent der Stimmen. Somit erhielt Grasl gut zehn Prozent weniger als vor sechs Jahren. 2008 waren es noch 94,42 Prozent. Die Einbußen verstand er sportlich. Dreimal habe er nun keinen Gegenkandidaten gehabt. Es sei ganz normal, legitim und natürlich, dass er nicht mehr so viele Unterstützer habe. Das liege auch an umstrittenen Projekten wie dem Seniorenwohnstift in Ambach. Mehr als 80 Prozent seien eine deutliche "Rückenstärkung".

Mit nur einem einzigen Bürgermeister-Kandidaten kann jeder Wähler trotzdem einen anderen Namen auf den Stimmzettel schreiben. Im Holzhausen hätte wohl ein Bewohner gerne den Schauspieler Josef Bierbichler als Bürgermeister gesehen. 49 Münsinger votierten für die Spitzenkandidatin der Grünen, Christine Mair (Grüne). Die 54-jährige Bio-Bäuerin und Umweltreferentin war sogar die Stimmenkönigin unter allen Gemeinderäten. Als Bürgermeisterin hätte sie aber gar nicht kandidieren wollen, sagte sie. "Das ist eine Mammutaufgabe, das Leben ändert sich total." Hauptamtlich Bürgermeisterin sein wolle sie nicht. Am Tag nach der Wahl habe sie sich am Hof an der frischen Luft und den Kälbern gefreut.

Nur direkt im Degerndorfer Wahllokal votierte niemand für Umweltreferentin. 27 ihrer 49 Stimmen erhielt Mair übrigens in den drei Briefwahlbezirken. Bei Bürgermeister Grasl waren das 1004 von 1967 Stimmen.

Auf Unterstützer kann der Dritte Bürgermeister Ernst Grünwald in Ammerland zählen. Zehn seiner 22 Stimmen bekam er in dem Ortsteil, für dessen lokale Wählergruppe er wieder in den Gemeinderat einzog. Auf 16 Stimmen als Rathaus-Chef kam der Dritte Bürgermeister Josef Strobl (Wählergruppe Münsing). Jeweils ein paar Stimmen fielen auch auf weitere Gemeinderäte wie etwa Helge Strauß und Thomas Schurz ( beide CSU), Ursula Scriba (Bürgerliste), Regina Reitenhardt (Wählergruppe Münsing) oder Matthias Richter-Turtur (Grüne). Selbst die Frau des Bürgermeisters, Elisabeth Grasl, stand auf einem Stimmzettel.

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Quelle:
SZ vom 31.03.2020
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