Kommunalwahl in Dietramszell:Wie viel anders darf es werden?

Beim ersten direkten Aufeinandertreffen der Bürgermeisterkandidaten in Dietramszell äußern die drei potenziellen Rathaus-Chefs sehr unterschiedliche Ansichten dazu, wie viel Erneuerung der Ort verträgt

Von Petra Schneider, Dietramszell

Kommunalwahl in Dietramszell: Nach dem Ausscheiden von Leni Gröbmaier wird in Dietramszell auf jeden Fall ein Mann den Chefposten im Rathaus übernehmen. Im Bild Josef Hauser von den Freien Wählern.

Nach dem Ausscheiden von Leni Gröbmaier wird in Dietramszell auf jeden Fall ein Mann den Chefposten im Rathaus übernehmen. Im Bild Josef Hauser von den Freien Wählern.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Die Dietramszeller haben Lust auf die Bürgermeisterwahl: Bereits eine halbe Stunde vor Beginn der Podiumsdiskussion musste der Saal des Gasthofs Peiß wegen Überfüllung geschlossen werden. Der Zulauf hatte aber auch einen Grund: Ein Wechsel steht an. Nach zwölf Jahren Leni Gröbmaier (BLD) wird künftig ein Mann an der Rathausspitze stehen. Ludwig Gröbmaier (CSU), Josef Hauser (FW) und Fabian von Xylander (SPD/Grüne/Parteifreie) treten an und haben sich am Dienstag den Fragen von Carl-Christian Eick vom Isar-Loisachboten  gestellt.

Hauser, streitbarerer Gemeinderat und Dritter Bürgermeister, erwies sich als der konservativste Kandidat, dem die Bewahrung des dörflichen Charakters besonders wichtig ist. Die Dorferneuerung in der beschlossenen Form lehnt er aus Kostengründen ab. Hauser hält eine Sanierung des Kirchenvorplatzes für ausreichend. Seine vorrangigen Ziele seien "Wohnraum für Ältere" und das "Energiethema". Gröbmaier ist mit 33 Jahren der jüngste Kandidat. Er will sich gegen eine Verödung der Ortskerne einsetzen. Die Ausweisung weiterer Gewerbegebiete hält er für wichtig, um Arbeitsplätze im Ort zu schaffen und den Pendlerverkehr zu verringern. Von Xylander, der seinen Heimatort in den vergangenen zehn Jahren als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bundestag von Berlin aus beobachtet hat, sprach sich für ein "langsames und begrenztes Wachstum" aus und nannte den Ausbau von Mobilfunk und Breitband als vorrangige Ziele.

Kommunalwahl in Dietramszell: Ebenso zur Wahl steht CSU-Mann Ludwig Gröbmaier.

Ebenso zur Wahl steht CSU-Mann Ludwig Gröbmaier.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Beim Thema Wohnen wurden die üblichen Rezepte genannt: Einheimischenmodelle und kommunale Mietwohnungen, wie sie die Gemeinde durch den Umbau von Schule und Kindergarten in Linden und Ascholding plant. Von Xylander schlug Erbpachtmodelle und den Umbau von ungenutzten landwirtschaftlichen Gebäuden zu Wohnungen oder Gewerbeflächen vor. Nachverdichtung sei wichtig, Ortsteile dürften aber "nicht zu eng werden."

Unterschiedliche Meinungen gab es zum Dachausbau: Von Xylander sprach sich dafür aus, warnte aber vor einer "Scheindebatte", "denn damit alleine werden wir unsere Wohnungsprobleme nicht lösen". Hauser sieht Dachausbauten nicht unkritisch: "Ich möchte keine Hochhäuser in Dietramszell." Gröbmaier nannte sie eine sinnvolle Möglichkeit, um Wohnraum ohne Flächenfraß zu schaffen und neue Wohnformen wie Mehrgenerationenhäuser zu ermöglichen.

Kommunalwahl in Dietramszell: Fabian von Xylander wird von SPD und Grünen unterstützt.

Fabian von Xylander wird von SPD und Grünen unterstützt.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Beim Thema Klimaschutz hoben alle die Vorbildfunktion von Kommunen hervor, etwa in Bezug auf Photovoltaikanlagen auf öffentlichen Gebäuden. Hauser könnte sich eine Wasserstofftankstelle in der Gemeinde vorstellen, um "Vorreiter zu sein". Von Xylander will sich für einen mindestens stündlichen Takt beim Busverkehr in Richtung Otterfing und Wolfratshausen einsetzen. Wenn es ein attraktives Nahverkehrsangebot gebe, würden Autofahrer auch umsteigen. Das sieht auch Gröbmaier so: "Es muss drauf hinauslaufen, dass das Zweitauto wegfallen kann." Zunächst müsse aber der Bedarf ermittelt werden.

Photovoltaik-Freiflächenanlagen kann sich Hauser in Dietramszell nicht vorstellen, "solange nicht alle Dächer bestückt sind". Seine Kontrahenten sehen das anders: Wenn Bauern Grund, der nicht landwirtschaftlich genutzt werde, als Solarfelder verpachten, sei das ein möglicher Zuerwerb, "den ich begrüße", sagte Gröbmaier. Von Xylander meinte: Wer den Klimawandel ernst nehme, müsse auch über Dinge nachdenken, "die man vielleicht anfangs nicht schön findet".

Die Frage, ob das Ascholdinger Hallenbad schließen soll, wenn das Interkommunale Hallenbad in Geretsried eröffnet, beantworteten alle zustimmend. Die CSU könnte sich vorstellen, der Wasserwacht das Bad für einen symbolischen Betrag zur Verfügung zu stellen, bis eine Nachnutzung gefunden sei. Um einen Abriss werde man aber nicht herumkommen, sagte Gröbmaier. Den Vorschlag eines Bürgers, das Bad in der Zwischenzeit für die Kultur zur Verfügung zu stellen, nannte Gröbmaier "eine wunderbare Idee." Hauser war skeptisch: Kultur im Hallenbad? "Das könnte baden gehen."

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