Kommunalwahl in Bad Tölz-Wolfratshausen:"Wohlfühlklima" ohne Surfwelle

Kommunalwahl 2020

Das Wahlprogramm der neuen "Wolfratshauser Liste" erläuterte Bürgermeisterkandidat Richard Kugler.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Die Wolfratshauser Liste will unter anderem für eine Dreifachturnhalle, eine neuen Volksfestplatz und ein besseres Stadtbuskonzept kämpfen. Andere Projekte lehnen Bürgermeisterkandidat Kugler und seine Mitstreiter ab

Von Wolfgang Schäl, Wolfratshausen

Erst dachte sich die Bürgervereinigung den Wahlkampf-Schlachtruf "WORwärts" aus, jetzt hält die Wolfratshauser Liste mit der etwas holprig anmutenden Variante "WORthalten!" dagegen. Die Gruppierung um den Bürgermeisterkandidaten Richard Kugler und Ex-Bürgermeister Helmut Forster tritt mit einer umfangreichen Sammlung von Wünschen und Versprechungen an, die sie in der Flößereigaststätte vor etwa 30 Gästen, darunter einige Stadtratsbewerber, präsentierte. Auf 24 Listenplätzen stellen sich 16 Kandidaten zur Verfügung, darunter fünf Frauen, die ersten acht Positionen sind doppelt belegt.

Übergeordnetes Ziel ist "Lebensqualität und Wohlfühlklima" in der Stadt, im Einzelnen positioniert sich der Verein Wolfratshauser Liste mit zum Teil ambitionierten Forderungen: "Dreifachturnhalle zeitnah bauen" heißt es da, "neuen Volksfestplatz eröffnen" und mit Blick auf das "Leuchtturmprojekt" Isarkaufhaus: "Ruine beseitigen". Auch um erschwinglichen Wohnraum, mehr Radwege und ein besseres Stadtbuskonzept will sich die Gruppierung bemühen.

Daneben formuliert sie aber auch, was sie ablehnt: Sie will "keine Verschmälerung und Verschwenkung der Durchfahrt durch die Altstadt" und keinen höhengleichen Ausbau der Marktstraße, weil dies die Fußgänger gefährde. Last but not least: "Keine Investition in eine geldfressende Surfwelle in Weidach".

Vorsitzender Forster betonte, dass alle Kandidaten einstimmig nominiert worden seien, die Gruppierung umfasse derzeit 41 Mitglieder, die notwendigen 180 Unterschriften für die Wahl habe man leicht zusammenbekommen. 256 Wolfratshauser haben sich Forster zufolge in die Liste eingetragen. Dass er und seine Mitstreiter Kugler und Manfred Fleischer ihre Fraktionen im Rathaus verlassen haben und jetzt selbständig antreten, begründete Forster mit dem gemeinsamen Wunsch nach einem Neubeginn.

Entscheidungen müssten wieder transparent sein, sagte Forster mit Blick auf die Entwicklung am umstrittenen Projekt Untermarkt 10. Ein Rede- und Denkverbot dürfe es nicht geben. Kugler beklagte, dass es in letzter Zeit im Stadtrat "Hetze" gegeben habe. Dies dürfe nicht auf Dauer so bleiben. Dass es schwierig ist, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, räumte Kugler ein. Dies liege in erster Linie daran, dass die Stadt kaum über die notwendigen Flächen verfüge. Die Bebauung des Kraft-Areals sieht Kugler gleichwohl mit Skepsis: "Wo ist da die notwendige Kita und wo sind die ausreichenden Parkplätze?" Wolfratshauser Familien könnten von den dort vorgesehenen Wohnungen ohnehin kaum profitieren. "In so einem Fall muss man doch rechtzeitig mit dem Bauträger verhandeln", kritisierte er.

Pessimistisch bewertete Kugler auch die geplante Verlängerung der S 7 nach Geretsried: Die werde nicht kommen, weil auf lange Sicht wegen der zweiten Stammstrecke in München alle Gelder gebunden seien. Ebenso unter der Rubrik "nicht bezahlbar" sieht er die allseits gewünschte, zusätzliche Dreifachturnhalle, nachdem sich die zunächst angenommenen Baukosten an der Hammerschmied-Schule auf 70 Millionen Euro verdoppelt hätten. Eine denkbare Lösung könnte es aus Sicht Kuglers sein, den Bau einer zusätzlichen Halle der städtischen Wohnbaugesellschaft Stäwo zu übertragen. Das Surfwellenprojekt sei "an einer völlig falschen Stelle geplant" und werde unter anderem den Zusammenbau der Flöße behindern und problematische Strömungen auslösen, sagte der Bürgermeisterkandidat. Den möglichen Programmpunkt Umgehungsstraße schließlich habe man von vornherein weggelassen. Denn dies sei nur mit einer Tunnellösung oder mit dem Einverständnis der Nachbargemeinden möglich. Beides aber sei völlig unrealistisch, so Kugler.

Bei den Wortmeldungen ging es um das Thema Lehrschwimmbecken - es sei Pflicht der Stadt, den Kindern das Schwimmen beizubringen und als Ort der Kommunikation auch für Senioren wichtig, hieß es. Schwerpunkt aber war wie so oft bei Wahlkampfveranstaltungen das Thema Sportstätten. Der Tenor: Es sei unerträglich, dass die großen Vereine mittlerweile in offener Konkurrenz zueinander stünden und Aufnahmesperren aussprechen müssten.

Die Liste mit den Kandidatinnen und Kandidaten der Wolfratshauser Liste für die Stadtratswahl sieht folgendermaßen aus: Richard Kugler (Platz 1 und 2; Swantje Suthmann (3 und 4); Helmut Forster (5 und 6); Sibylle Steckermaier (7 und 8); Manfred Fleischer (9 und 10); Lisa Herold (11 und 12); Hermann Paetzmann (13 und 14); Stephan Berger (15 und 16); Robert Freitag (17); Peter Schmidt (18); Matthias Graf von Schlieffen (19); Anton Hümpfner (20); Josef Egold (21); Hermann Ratte (22); Isabel Hofmann (23); Magdalena Demmel (24).

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: