Kommunalwahl in Bad Tölz-Wolfratshausen:Verwaister Thron

Parlamentarischer Untersuchungsausschuss  zur Rockeraffäre

In vielen Sitzungssälen in der Region wird nach der Kommunalwahl jemand Neues auf dem Bürgermeistersitz Platz nehmen.

(Foto: dpa)

In mindestens neun Kommunen in der Region wird es dieses Jahr einen neuen Bürgermeister geben. Die jeweiligen Amtsinhaber treten aus verschiedenen Gründen nicht mehr zur Wahl an

Von Claudia Koestler, Klaus Schieder und Florian Zick, Bad Tölz-Wolfratshausen

Sie machen für Jüngere Platz, haben die zulässige Altersgrenze erreicht, wollen sich für höhere Aufgaben empfehlen oder haben persönliche Gründe: In gleich neun Kommunen in der Region tritt der amtierende Bürgermeister bei der Kommunalwahl im März nicht mehr an. Es gibt dort also niemanden mit Amtsbonus, keinen politischen Platzhirsch, der als Favorit in die Wahl geht. Der Wettstreit um die Chefsessel im Rathaus ist dort vollkommen offen - ein Überblick über die Situation in den einzelnen Ortschaften.

Wackersberg

Alois Bauer war 30 Jahre lang in der Kommunalpolitik engagiert, zwölf Jahre davon als Bürgermeister von Wackersberg für die Wählergemeinschaft Oberfischbach. Nun ist Bauer allerdings 65 Jahre alt und stellt sich deshalb im März nicht wieder zur Wahl. Trotz intensiver Bemühungen ist es der Wählergemeinschaft Oberfischbach nicht gelungen, einen eigenen Bürgermeisterkandidaten als Nachfolger für Bauer zu präsentieren. Einziger Bewerber ist Jan Göhzold von der zweiten Ortsliste, der Wählergemeinschaft Wackersberg-Arzbach. Göhzold, der aus Sachsen stammt und seit 2008 in der Gemeinde lebt, arbeitet derzeit als Geschäftsleiter und Kämmerer im Wackersberger Rathaus.

Sachsenkam

Das Alter ist der Grund, warum auch Hans Schneil in Sachsenkam sein Amt als Rathauschef nach der Wahl 2020 nicht weiterführen wird. Schneil hatte 2008 die Nachfolge von Max Gast angetreten und saß seither für die gemeinsame Liste der CSU und der Unabhängigen Wählerschaft Sachsenkam auf dem Chefsessel der Verwaltung. Die Listenverbindung hat auch als einzige einen Nachfolgekandidaten präsentiert: den Sparkassen-Angestellten Andreas Rammler. Der 41-Jährige ist kein Unbekannter in der Gemeinde - und weit darüber hinaus. Denn er ist Gründer und Bassist der Punkrockband Scorefor, Gründer und Vorsitzender des FC-Bayern-Fanklubs Bavaria Oberland und des neu gegründeten Dachverbands der Bayern-Fanklubs im Oberland.

Icking

Auch in Icking steht eine Zäsur an. Seit 14 Jahren steht dort Margit Menrad für die Unabhängige Bürgerliste (UBI) an der Spitze des Rathauses, nachdem sie 2006 die Nachfolge des verstorbenen Hubert Guggenmos antrat. 2012 war sie dann für acht Jahre wiedergewählt worden, um die Kommunalwahltermine wieder anzupassen. Jetzt tritt die 1957 geborene Menrad nicht wieder an, weil sie Jüngeren den Vortritt lassen will. Um ihren Posten bewerben sich gleich vier Frauen: Verena Reithmann von der UBI, Cornelia Zechmeister für die Parteifreie Wählergemeinschaft Icking, Beatrice Wagner von der SPD und Laura Leismüller-von Beckerath für die Grünen.

ABITUR 2018

Margit Menrad tritt in Icking nicht noch einmal zur Wahl an.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Königsdorf

Königsdorf steht vor einem Umbruch, egal wie die Landratskandidatur des dortigen Bürgermeisters Anton Demmel (CSU) ausgehen wird. Denn wer sich wie Demmel als Landrat bewirbt, darf nicht gleichzeitig auch als Bürgermeister kandidieren. Als neuen Spitzenkandidaten setzt die Königsdorfer CSU deshalb auf Rainer Kopnicky, der Demmel im Amt beerben soll. Und tatsächlich: Die Zeichen stehen auf Amtsübergabe, denn Kopnicky hat keinen Gegenkandidaten.

Bad Tölz

Nach zwölf Jahren geht auch in Bad Tölz eine Ära zu Ende. Bürgermeister Josef Janker (CSU) kann aus Altersgründen nicht wieder kandidieren. 2008 hatte der inzwischen 67-Jährige die Nachfolge des derzeitigen Landrats Josef Niedermaier (Freie Wähler) in der früheren Kurstadt angetreten. Schon zuvor war er sechs Jahre lang als Zweiter Bürgermeister aktiv gewesen. 2014 hatte er mit 59,2 Prozent der Stimmen gegen seinen Herausforderer Andreas Wiedemann von der Freien Wähler Gemeinschaft (FWG) gewonnen. Um seine Nachfolge bewerben sich nun gleich vier Kandidaten: Ingo Mehner (CSU), Michael Lindmair (FWG), Franz Mayer-Schwendner (Grüne) und Michael Ernst (SPD).

Schäftlarn

Matthias Ruhdorfer (CSU) ist seit 2002 Bürgermeister in Schäftlarn - eine halbe Ewigkeit also schon. Mitte vergangenen Jahres ist er 65 Jahre alt geworden. Antreten dürfte er also eigentlich noch einmal. Aber schon vergangenes Jahr hat Ruhdorfer damit kokettiert, seinen Stuhl frei zu machen - sofern er in CSU-Kreisen denn jemanden findet, den er für geeignet hält, seine Nachfolge anzutreten. Mit Christian Fürst, dem Leiter des Stimmkreisbüros der künftigen Bauministerin Kerstin Schreyer, glaubt er da jemanden gefunden zu haben. Ruhdorfer selbst begnügt sich nun mit dem hintersten Platz auf der CSU-Liste für den Gemeinderat. Den Bürgermeisterwahlkampf überlässt er Fürst, der sich nun mit Christine Keller von der Gemeindeunion und dem parteifreien Marcel Tonnar messen muss, den Grüne und SPD gemeinsam als Kandidaten unterstützen.

Lenggries

Auch in Lenggries wird ein neuer Rathauschef gesucht. Amtsinhaber Werner Weindl (CSU) hat vergangenen September am Rande einer Bürgerversammlung überraschend erklärt, dass er nicht für eine weitere Amtsperiode zur Verfügung steht. Der 59-Jährige führte gesundheitliche Gründe an. Er habe sich die Entscheidung nicht leicht gemacht und diese auch nur auf ärztliche Empfehlung hin getroffen, erklärte Weindl damals. Nun streiten sich in der Voralpengemeinde vier Kandidaten um das Bürgermeisterbüro: Christine Rinner von der CSU, SPD-Mann Tobias Raphelt, Markus Landthaler von den Freien Wählern und Wolfgang Morlang, der für die Bayernpartei antritt.

Kommunalwahl in Bad Tölz-Wolfratshausen: Werner Weindl macht in Lenggries Schluss - der Gesundheit zu Liebe.

Werner Weindl macht in Lenggries Schluss - der Gesundheit zu Liebe.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Dietramszell

An Leni Gröbmaier als Chefin des Rathauses in Dietramszell hatte man sich fast schon gewöhnt. Zwei Mal hintereinander hat die inzwischen 62-Jährige dort für die Bürgerliste Dietramszell die Bürgermeisterwahlen gewonnen. Nun will Gröbmaier jedoch mehr Zeit für ihre Familie haben. Zumindest im Fall von Neffe Ludwig könnte es jedoch sein, dass diese Rechnung nicht aufgeht. Denn Ludwig Gröbmaier will als CSU-Kandidat seiner Tante gerne im Rathaus nachfolgen. Der 33-Jährige hat allerdings durchaus namhafte Konkurrenz. Der frühere SPD-Landratskandidat Fabian von Xylander will sich wieder in seiner alten Heimat Dietramszell niederlassen - und mit Unterstützung von SPD und Grünen am besten auch gleich ins Rathaus einziehen. Und auch Josef Hauser von den Freien Wählern wird sich nicht so leicht geschlagen geben.

Jachenau

Auch in Jachenau, der kleinsten selbständigen Gemeinde in Bayern, wird ein neuer Bürgermeister gesucht. Auf der Bürgerversammlung im August vergangenen Jahres rechnete Amtsinhaber Georg Riesch (parteilos) vor: Er werde bald 64, nach noch einer Amtsperiode wäre er bereits 70 - das sei schon ein bisschen alt. Er werde seinen Stuhl deshalb räumen. Wer den Platz des seit 2008 im Amt befindlichen Riesch einnimmt, ist so gut wie ausgemacht: Der Landwirt Nikolaus Rauchenberger, bisher Zweiter Bürgermeister, ist der einzige Kandidat. Er vertritt im Gemeinderat bisher die Freie Wählergemeinschaft.

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