Kommunalwahl in Bad Tölz-Wolfratshausen:"Unser höchstes demokratisches Gut"

Kommunalwahl 2020

Einiges Material hat Wahlleiterin Stephanie Dickel schon geordert und gelagert - die Wahlbriefe zum Beispiel.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Stephanie Dickel ist erstmals Wahlleiterin im Geretsrieder Rathaus. Die Verwaltungsfachwirtin überwacht das streng reglementierte Verfahren in der größten Stadt des Landkreises mit mehr als 20 000 Wahlberechtigten

Von Felicitas Amler, Geretsried

Eines weiß Stephanie Dickel schon ganz sicher: Sie wird ihre Stimme am 15. März nicht in einem Wahllokal abgeben. Denn den Tag der Kommunalwahl verbringt die 46-jährige Verwaltungsfachwirtin von frühmorgens bis spät in die Nacht im Geretsrieder Rathaus. Dickel ist die vom Stadtrat berufene Wahlleiterin. Zum ersten Mal und mit großer Freude. Was angesichts der Fülle an bürokratischen Anforderungen nicht jedem verständlich sein mag. Dickel, die im Geretsrieder Rathaus seit gut einem Jahr Fachbereichsleiterin Bürgerservice ist, strahlt dagegen, als sie sagt, wie spannend sie ihre Aufgabe finde: "Es ist so viel los, man lernt neue Sachen, und Wählen ist schließlich unser höchstes demokratischen Gut." Sie selbst wird per Briefwahl abstimmen, denn sie lebt im benachbarten Waldram.

Eine bayerische Kommunalwahl ist nicht erst beim Auszählen all der panaschierten und kumulierten Stimmen eine Herausforderung. Für Stephanie Dickel haben die Vorbereitungen schon im vergangenen September begonnen, da hat sie tausend Geretsrieder angeschrieben, ob sie Wahlhelfer werden möchten. Die Stadt habe zwar einen Pool von etwa 200 Personen, die dieses Ehrenamt schon geleistet haben. Aber die 26 000-Einwohner-Stadt wollte auf Nummer sicher gehen. Schließlich gebe es nach aktuellem Stand 20 284 Wahlberechtigte und 21 Wahllokale, von denen jedes mit einem Wahlleiter und seinem Stellvertreter, einem Schriftführer plus Stellvertreter und vier - im großen Stadtteil Stein sogar mit sechs - Beisitzern besetzt werden muss: 168 Leute sind also erforderlich. Die Wahlhelfer seien inzwischen eingeteilt, sagt Dickel.

Und auch der Wahlausschuss, oberstes Kontrollorgan, steht. Neben der Wahlleiterin und ihrem Stellvertreter Andreas Porer - ebenfalls Mitarbeiter im Rathaus - gehören dem Gremium vier Beisitzer aus dem Kreis der Parteien und politischen Gruppierungen an, sie dürfen aber keine Kandidaten sein. Der Geretsrieder Wahlausschuss hat am Dienstagabend getagt, um über die Zulässigkeit der eingereichten Wahlvorschläge zu befinden.

Diese Wahlvorschläge hat Dickel bereits akribisch geprüft. Bei sechs Listen und vier Bürgermeisterkandidat/innen ein durchaus aufwendiges Verfahren: "Das hat mich mit einem Mitarbeiter sechs Stunden gekostet." Denn schon für die Nominierungen gelten präzise Anforderungen, von der Art der Ladung bis zur Wahlberechtigung der einzelnen Bewerber.

Auf den Stimmzetteln werden die Parteien nach Sitzanteilen im Landtag gereiht: 1. CSU, 2. Grüne, 3. Freie Wähler, 4. AfD (bleibt in Geretsried leer), 5. SPD, 6. FDP. In Geretsried gibt es einen siebten Platz: die Geretsrieder Liste. Diese Gruppierung rund um den bisherigen CSU-Stadtrat Volker Reeh musste, da sie neu ist, mindestens 190 Unterstützer finden. Die Unterschriften konnten vom Tag nach Einreichung des Wahlvorschlags bis 3. Februar geleistet werden. Die Geretsrieder Liste nahm die Hürde mit 284 Unterstützern.

Seit Dienstag wird im Geretsrieder Rathaus das Wählerverzeichnis erstellt, von dem am Ende eine sogenannte Stapeldatei an die Anstalt für Kommunale Datenverarbeitung in Bayern (AKDB) gesendet wird, die ihrerseits die Wahlbenachrichtigungen druckt. Diese werden in Geretsried dann nicht per Post zugestellt, sondern von drei Dutzend Mitarbeitern, die von Briefkasten zu Briefkasten gehen. Bis 23. Februar muss alles verteilt sein.

Schon vorher, bis 18. Februar, muss der Druck der Stimmzettel in Auftrag gegeben sein. Die Unterlagen für die Briefwahl - Wahlscheine und Kuverts - hat Dickel bereits geordert. 6000 Stück, das sind 2000 mehr als bei der Kommunalwahl vor sechs Jahren. Sie hat dabei einerseits die Möglichkeit einer Bürgermeister-Stichwahl im Blick, andererseits auch den zunehmenden Trend zur Briefwahl. Ebenfalls bestellt: 55 Strichcode-Lesestifte und 50 Laptops, die eigens für die Wahl geleast werden. Denn wie schon vor sechs Jahren werden die Stimmen elektronisch eingelesen. Die Wahlhelfer, die nicht nur aus diesem Grund eine Schulung erhalten, seien bereits für die Wahllokale von Gelting bis Stein eingeteilt, sagt Dickel.

Am Tag der Wahl geht es für die erste Schicht um 7.30 Uhr los, um 13 Uhr wird gewechselt, zwischendurch kommen Boten mit Brotzeit und Erfrischungsgeld vorbei, und von 18 Uhr an wird ausgezählt. Sie selbst werde am 15. März genauso wie die Kollegen der IT-Abteilung um 7 Uhr im Rathaus antreten, sagt die Wahlleiterin. Bis wann Stadtrat und Kreistag ausgezählt sein werden? Da gibt sie keine Prognose. Nur dass das Ergebnis der Bürgermeisterwahl am Abend des 15. März stehe, das scheint ihr doch absehbar. Aber dann gebe es ja immer noch die Möglichkeit, dass 14 Tage später eine Stichwahl anstehe.

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