Kommunalwahl in Bad Tölz-Wolfratshausen:Jünger sticht erfahrener

Bei der Aufstellungsversammlung der Kreis-Grünen werden altgediente Kommunalpolitiker hinten platziert

Von Susanne Hauck, Geretsried

Ein Wahlabend bei den Grünen, der braucht Sitzfleisch. Denn während andere Parteien mit vorgegebenen Listen und blockweise abstimmen lassen, wählen sie jeden Kandidaten in Einzelentscheidungen. Ein zeitaufwendiges Verfahren, aber halt basisdemokratisch und stets ein Garant für ein paar freudig überraschte, aber auch bitter enttäuschte Gesichter. Diesmal mussten einige erfahrene Kommunalpolitiker zusehen, wie politische Jungspunde scheinbar mühelos an ihnen vorbeizogen. "Wir haben das Luxusproblem, dass es mehr Bewerber als Plätze gibt", hatte Kreisverbands-Sprecher Alexander Müllejans eingangs gesagt und um Respekt für die Verlierer gebeten. Viereinhalb Stunden später waren die Wahlen zwar noch nicht abgeschlossen, aber es standen immerhin die ersten 24 Kandidaten nach insgesamt 35 Wahlgängen und zehn Stichwahlen fest. In der sehr gut besuchten Aufstellungsversammlung am Donnerstag in den Geretsrieder Ratsstuben haben die Grünen ihre Kreistagsliste für die Kommunalwahl 2020 gewählt.

Barbara Schwendner führt gemäß dem Reissverschlussverfahren die Kreistagsliste ihrer Partei an. "Ich habe im Kreistag viele Themen gesetzt und stehe für langen Atem und Durchsetzungskraft", erklärte die Kreisverbands-Sprecherin der Grünen, die unter anderem den Erhalt der Kreiskliniken, Verkehrswende und Inklusion auf ihre Agenda geschrieben hat. Auf Schwendner folgt Landratskandidat Klaus Koch, der mit 65 von 67 Stimmen das beste Ergebnis des Abends erzielte. Er machte auch gleich die Marschrichtung klar: Die Grünen wollen im nächsten Kreistag mehr erobern als die bisherigen neun Sitze. "Dass wir so einen Run auf die Listen haben, macht uns selbstbewusst", sagte er forsch angesichts des enormen Mitgliederzuwachses im Landkreis. "Aber damit wir im März was reißen, brauchen wir ein starkes Wahlergebnis und deshalb auf den ersten 15 Listenplätzen ein starkes Team."

Kommunalwahl 2020

Maria Demmel schaffte es auf Platz 5.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Auf drei und vier konnten sich Annelies Wiedenbauer-Schmidt aus Egling und Alexander Müllejans aus Eurasburg platzieren.

Dann begannen auch schon die Kampfabstimmungen. Bis zu vier Bewerber kandidierten um einen Listenplatz. Es trumpften vor allem die Vertreter aus den frisch gründeten Ortsvereinen wie Sachsenkam, Lenggries und Icking auf, die so manchen alten Hasen aus dem Rennen warfen und auch die Städte Geretsried und Wolfratshausen auf die hinteren Ränge verwiesen. Polit-Neuling Maria Demmel aus Sachsenkam schaffte es ohne Weiteres auf Platz fünf, die Ickinger Bürgermeisterkandidatin Laura von Beckerath-Leismüller verließ sich auf die Überzeugungskraft einer Videobotschaft, um Platz 11 zu erobern. Der Jung-Grüne Jakob Koch marschierte mit seinen 21 Jahren unter viel Applaus gleich bis auf Platz sechs vor. "Wir brauchen junge dynamische Gesichter in unserer Partei", sagte der Eurasburger Vertreter der Grünen Jugend selbstbewusst. "Und mehr Generationen als nur Ü 50 im Kreistag."

Dass die Grünen in Münsing traditionell stark sind, auch wenn der Ortsverband erst in diesem Sommer gegründet worden ist, bewiesen Mechthild Felsch, Lothhof-Bauer Nikolaus Mair und Diana Hesse auf den Plätzen sieben bis neun. Auf Platz zehn: der Ornithologe und Professor Wolfgang Goymann aus Königsdorf.

Für einige altgediente Kreisräte und Kommunalpolitiker verlief der Abend demütigend. Beate Paulerberg aus Geretsried etwa musste sich vier Mal zur Wahl stellen, ehe sie noch auf Platz 21 rutschte, Gabriele Riegel sechs Mal für Platz 23. Und wenn es nach den Mitgliedern geht, ist die Zeit für Volker Witte abgelaufen. Sechs Versuche machte der Geretsrieder Kreis- und Stadtrat, nur um dann im Kampf um Platz 24 noch gegen den Frischling Jimi Tammeleo zu verlieren.

Kommunalwahl 2020

Jakob Koch von der Grünen Jugend erhielt Platz 6.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Auffallend wenig Rückhalt gab es bei der Aufstellungsversammlung auch für den Wolfratshauser Stadtrat Hans Schmidt, der im fünften Anlauf auf Platz 18 kam. Doch schlussendlich entscheidet der Wähler an der Urne.

Die Kandidaten der Kreis-Grünen auf den ersten 20 Plätzen: 1. Barbara Schwendner, Bad Tölz; 2. Klaus Koch, Eurasburg; 3. Annelies Wiedenbauer-Schmidt, Egling; 4. Alexander Müllejans, Eurasburg; 5. Maria Demmel, Sachsenkam; 6. Jakob Koch, Eurasburg; 7. Mechthild Felsch, Münsing; 8. Nikolaus Mair, Münsing; 9. Diana Hesse, Münsing; 10. Wolfgang Goymann, Königsdorf; 11. Laura von Beckerath-Leismüller, Icking; 12. Peter Knoblich, Sachsenkam; 13. Daniela Werner, Lenggries; 14. Mathias Thumfart, Sachsenkam; 15. Teresa Wimmer, Dietramszell; 16. Felix Mattes, Gaißach; 17. Amanda Reiter, Lenggries; 18. Hans Schmidt, Wolfratshausen; 19. Lisa Busch, Lenggries; 20. Hans Urban, Eurasburg

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