Süddeutsche Zeitung

Kommunalwahl in Bad Tölz-Wolfratshausen:Jodeln für den Klimaschutz

Beim "Lichtmessempfang" der Grünen sprechen Katharina Schulze und Klaus Koch - und Barbara Schwendner singt

Von Sandra Freudenberg, Bad Tölz

Beim "Lichtmessempfang" am Sonntag haben die Grünen des Kreisverbands Bad Tölz-Wolfratshausen nicht nur "wohltätig engagierte Bürger", sondern auch markante Redner begrüßt: Die Landtagsabgeordnete Katharina Schulze und der Dritte Landrat Klaus Koch unterstrichen die Bedeutung kommunaler Politik als Anstoß für globale Veränderungen. Franz Mayer-Schwendner, Bürgermeisterkandidat der Grünen in Bad Tölz, nutzte den Abend im voll besetzten Saal des Kolberbräus, um zu erklären, wie er die Dinge in Bad Tölz anzupacken gedenkt. Landrat Josef Niedermaier (Freie Wähler) verfolgte die Veranstaltung vom Ehrenplatz am Tisch von Katharina Schulze aus.

Schulze, derzeit täglich in einer anderen Kommune als Wahlhelferin unterwegs ("Morgen werde ich in Wasserburg sein und danach in Ingolstadt"), war mit der Bahn gekommen und erklärte: "Ein Auto besitze ich gar nicht mehr." Mayer-Schwendner ging darauf ein: "Wenn Sie mit dem Zug angereist sind, dann werden Sie schnell sehen, dass es bei uns viele Baustellen gibt." Bahnhof, Alpamare und die ehemalige Moraltfabrik seien Schandflecken in Bad Tölz, sagte er. Um hier etwas zu verändern, brauche es harte Bandagen. "Und die habe ich", sagte der Ingenieur und Vater zweier Kinder. Zu einem der Hauptthemen des Wahlkampfs - bezahlbarer Wohnraum - hatte Mayer-Schwender einen konkreten Vorschlag: Er möchte den Wohnbaugenossenschaften mehr Grundstücke bereitstellen.

Die eingeladenen Gäste, darunter vor allem ehrenamtlich Tätige, applaudierten begeistert. Bodo Kloiber und Martin Regnat spielten mit Gitarre und Diatonischer zur Pause auf. Das Personal des Kolberbräu-Hotels, in roten Gilets, legte üppig vegetarische Häppchen nach. Unter den Gästen herrschte lebhafter Austausch. Schulze musste kräftig gegen ihr Glas klopfen, um Ruhe für den nächsten Redner zu schaffen.

Der Eurasburger Klaus Koch begann so: "Ich liebe unseren Prospekt vom Tölzer Land, aber wollen wir guten Gewissens in Zukunft wirklich noch Bilder von glitzernden schneebedeckten Landschaften zeigen?" Seiner Ansicht nach müsste der Mangel an Schnee dazu führen, dass neue attraktive Angebote für Touristen entstünden. Koch wies auf die massiven Klimaveränderungen hin, die sich lokal stark bemerkbar machten. Der Verlust des Permafrosts in den Alpenregionen, die Stürme und Starkregen erforderten schnelles Handeln. "Nur mit massivem kommunalem Druck auf die Staatsregierung können Veränderungen geschaffen werden", sagte Koch.

Landrat Niedermaier applaudierte stark, als die Landtagsabgeordnete zu reden begann. Ihre Themen: Klimaschutz, Emanzipation, Widerstand gegen rechte Gewalttäter. Bei diesem letzten Problem, so sagte sie, "würde ich selbst zur Law-and-Order-Politikerin". In ihrer lebhaften Art zu sprechen ballte sie mal die Fäuste, mal lief im Saal auf und ab. Als Schulze einen öffentlichen Nahverkehr "von fünf Uhr früh bis 23 Uhr im Stundentakt für jeden Ort ab 200 Einwohner im Land" forderte, staunte der Landrat sichtlich.

Grünen-Kreisrätin Barbara Schwendner beendete den Abend mit einem Jodler und hatte eine einfache Antwort auf die Frage, warum sie das beherrsche: "Weil ich von da bin."

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SZ vom 04.02.2020
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