Süddeutsche Zeitung

Kommunalwahl in Bad Tölz-Wolfratshausen:Grün und Gelb fordern Müller heraus

Der Geretsrieder Bürgermeister sieht sich mit zwei Gegenkandidaten konfrontiert. Martina Raschke tritt als Parteilose an. Larry Terwey ist für die FDP im Gespräch

Von Felicitas Amler

So schnell kann's gehen von null auf zwei: Zur Bürgermeisterwahl in Geretsried haben sich nach langen Monaten, in denen niemand dazu bereit war, zwei Bewerber gefunden, die Amtsinhaber Michael Müller (CSU) herausfordern wollen. Die Grünen treten mit der selbständigen Nachhaltigkeitsberaterin und Mediatorin Martina Raschke aus Gelting an. Die FDP hat bekannt gegeben, dass sie einen Kandidaten aufstellen wird - aber nicht, welchen. Die Anzeichen verdichten sich, dass es sich dabei um Larry Terwey handelt, Sales-Director eines Münchner IT-Unternehmens und Beisitzer im FDP-Ortsvorstand. Der Ortsvorsitzende Günther Fuhrmann bestätigt dies ebenso wenig wie Terwey selbst. Dieser gibt aber ausführlich zu seiner Person Auskunft. Zu den Themen, mit denen Grüne und FDP Müller im Wahlkampf konfrontieren wollen, haben sich beide Seiten geäußert: Klimaschutz, Verkehr und Soziales.

Die 57-jährige Martina Raschke ist bekannt als Mitbegründerin der Bürgerstiftung Energiewende Oberland (EWO), deren Vorsitzende sie bis 2010 war; anschließend war sie noch im Stiftungsrat und im Lenkungsteam der Energiewende-Plattform Inola tätig. Die dreifache Mutter, deren Kinder studieren, ist als ehrenamtliche Familienpatin engagiert. Raschke hat Industriekauffrau gelernt, sich weitergebildet und vier Jahre lang bei Tyczka Energy in der Personalentwicklung gearbeitet. Inzwischen ist sie selbständig für die Genossenschaft Zukunftswerk tätig. "Ich berate Organisationen, Kommunen und Unternehmen", sagt sie; darunter sei auch der Landkreis München. "Mein Bereich ist die soziale Nachhaltigkeit." Außerdem habe sie eine Spezialausbildung beim Kompetenzzentrum Naturschutz und Energiewende absolviert. Der letzte Berührungspunkt, den sie mit Geretsrieder Stadtpolitik hatte, war der Leitbildprozess zu Zeiten von Bürgermeisterin Cornelia Irmer.

Raschke möchte als Parteilose für die Grünen kandidieren. Zwei politische Ziele nennt sie: Energiewende/Klimaschutz und Bürgerbeteiligung. In beiden Fällen kritisiert Raschke die Stadtpolitik nicht explizit, sagt aber, es sei "noch Veränderungsbedarf da". Auf den Hinweis, die Grünen-Fraktion im Stadtrat habe das meiste, was in Geretsried in der Amtszeit von Bürgermeister Müller seit dessen Antritt 2014 geschehen ist, mitgetragen, erklärt Raschke: "Es sollte möglich sein, sich weiterzuentwickeln." Zum Umbau des Karl-Lederer-Platzes und der Egerlandstraße wolle sie sich noch nicht äußern, sagt sie. Grundsätzlich aber finde sie das Bestreben, ein Stadtzentrum zu schaffen, gut.

"Leidenschaft für IT"

Lorenz, genannt Larry Terwey hat mit 54 Jahren ein beruflich wie geografisch bewegtes Leben zwischen Berlin, wo er geboren wurde, München, dem Chiemgau und Wolfratshausen hinter sich. Er lebt seit zwei Jahren in Geretsried. Nach einer kaufmännischen Ausbildung und Jahren als Postbeamter hat er sich seiner, so sagt er, "Leidenschaft IT und Vertrieb" hingegeben und ist über verschiedene andere Stellen nun als Sales Director bei A 1 tätig, einem Unternehmen, das sich als "Partner für Digitalisierungslösungen" anbietet. Er habe noch in Wolfratshausen die Freie Waldorfschule Isartal mit aufgebaut, sagt Terwey. Und in der Loisachstadt hat er bei der vergangenen Kommunalwahl für die Bürgervereinigung zum Stadtrat kandidiert. Er habe damals schon nach der FDP gesucht, erklärt er. Diese hat aber erst heuer einen Ortsverband für Wolfratshausen und Geretsried gegründet.

Terwey hat zwei leibliche Kinder, fünf hat seine jetzige Ehefrau mit in die Familie gebracht. Mit Blick auf die kleinen Kinder sagt er, die Themen Familie, Bildung und allgemein Soziales seien seine Schwerpunkte. Und: "Digitalisierung schüttele ich mit meiner Erfahrung aus dem Handgelenk."

Warum die FDP mit einem eigenen Bürgermeisterkandidaten antritt, beantwortet der Vorsitzende Fuhrmann inhaltlich und formal. Er nennt den Führungsstil von Bürgermeister Müller "wenig demokratisch"; genauso habe sich die CSU auch bei ihrer Stadtratslistenaufstellung gezeigt. Er selbst sei "an verschiedenen Stellen ausgegrenzt" worden, sagt Fuhrmann. So erfahre er, der als einziger FDP-Stadtrat keiner Fraktion angehört, oft erst Monate später, was in den Fraktionssprechersitzungen beraten worden sei. Fuhrmanns zentrales Thema ist aktuell ein Gesamtverkehrsplan für Geretsried.

Die Freien Wähler werden laut ihrer Vorsitzenden Ann-Kathrin Güner, definitiv keinen eigenen Bürgermeister-Kandidaten präsentieren.

Aufstellung der Bürgermeister-Kandidaten: FDP am Donnerstag, 7. November, 19.30 Uhr, Restaurant Bibisee, Königsdorf; Grüne am Donnerstag, 21. November, 19 Uhr, Ratsstuben Geretsried

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SZ vom 29.10.2019
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