Kommunalwahl 2020:Der Ortsentwickler

Thomas Gründl Bürgermeister

Bürgermeister sein - dies ist für Thomas Gründl nicht nur ein Beruf. "Das liebe ich", sagt er.

(Foto: Manfred Neubauer)

Nach Jahren der Gerichtsprozesse und der Vorbereitungen will Bad Heilbrunns amtierender Bürgermeister Thomas Gründl (CSU) das neue Zentrum auch weiter gestalten

Von Klaus Schieder, Bad Heilbrunn

Damit hatte Thomas Gründl nicht gerechnet. Als Bäckermeister Konrad Specker von den Freien Wählern vor vier Monaten ankündigte, sich um das Amt des Bürgermeisters von Bad Heilbrunn zu bewerben, war der Amtsinhaber von der CSU alles andere als amüsiert. Das würde er selbst zwar niemals so formulieren, er sagt lieber: "Das war schon überraschend". Sollte er die Wahl am 15. März jedoch verlieren, wäre dies für ihn ein Schlag ins Kontor. Zwölf Jahre lang hat er darum gekämpft, das brach liegende Ortszentrum des kleinen Kurortes neu zu gestalten. Und nun, da er den ganzen Prozess ins Rollen gebracht hat, soll er womöglich das Lenkrad aus der Hand geben? Aber so ist eben Demokratie. Das weiß auch Gründl. "Ich glaube, dass man im Grunde damit rechnen muss, dass sich, wenn eine dritte Amtszeit ansteht, die mitbewerbenden Fraktionen Gedanken um einen Kandidaten machen", sagt der Bürgermeister.

Als er 2008 ins Chefzimmer des Rathauses gewählt wurde, sah er vor dem Fenster das mit schwarzen Fensterkreuzen vernagelte Kurhotel der Kurfürstin Adelheid GmbH - ein unansehnliches Symbol für den jahrzehntelangen Stillstand in Bad Heilbrunn. Unter Gründl kam Bewegung in die verfahrene Situation. Die Gemeinde gewann den Prozess gegen Eigentümer Max Hoefter, der lediglich Wohngebäude in der Ortsmitte errichten wollte und gegen den Bebauungsplan geklagt hatte. Zwei Jahre später kaufte sie ihm die rund 81 000 Quadratmeter Grundbesitz für knapp elf Millionen Euro ab. 2015 liefen gleich die Planungen für das neue Zentrum an, wobei es immer wieder Bürgerwerkstätten gab. Die Teilnehmer trugen dort Ideen oder auch Korrekturen vor, die oft in die Entwürfe einflossen. Auch jetzt noch wird der Plan des Architektinnen-Büros "Lemme Locke Lührs" aus Berlin verfeinert. So soll die neue Kindertagesstätte, die den im Oktober vorigen Jahres eingeweihten Modulbau auf dem Gelände der Alten Post ersetzen wird, ebenfalls in der Ortsmitte angesiedelt werden, vermutlich entlang des Malachias-Geiger-Wegs.

Nach all dieser Zeit der Gerichtsverhandlungen und der Vorbereitungen "würde ich mich hoch motiviert freuen, das Ortszentrum weiter gestalten zu dürfen", sagt Gründl. Das Amt des Bürgermeisters sei für ihn nicht bloß ein Beruf - "das liebe ich, damit bin ich ja fast sieben Tage die Woche beschäftigt". Ein Großteil seiner Zeit dürfte im Fall der Wiederwahl auch künftig der neuen Ortsmitte gehören. Die Gestaltung soll in drei Phasen vonstatten gehen: die Parkflächen am Malachias-Geiger-Weg, die Ortsmitte selbst, der Parkweg. Das werde sich über Jahre hinziehen, avisiert Gründl. "Wenn wir es zu schnell angehen, dann überrollen uns die Infrastruktur und das gesamte Gebührengefüge." Zum Beispiel für neue Leitungen und Kanalrohre. Wegen dieser Arbeiten müssten dann die Beiträge auf einmal erhöht werden, schließlich habe eine Gemeinde kostendeckend zu arbeiten, erklärt der Bürgermeister.

Aber das Ortszentrum ist beileibe nicht das einzige Sujet im Heilbrunner Wahlkampf. Auch in dem kleinen Kurort geht es um bezahlbare Wohnungen, die Gründl unter anderem über Erbbaurecht, städtebauliche Verträge mit Investoren oder auch Bauherrenmodelle schaffen möchte. Was das Bauen angelangt, kann sich die Gemeinde selbst nach seinem Dafürhalten nicht völlig aus der Pflicht nehmen. Das gilt für ihn zum Beispiel auch für ein Ärztehaus im Zentrum. "Es gibt da keinen verlässlicheren Partner als die Gemeinde", sagt er. Gäbe es keine Ärzte, dann auch bald keine Apotheken und schlussendlich keine gesundheitliche Grundversorgung mehr. "Das ist ein wichtiges Thema für die Zukunft von Bad Heilbrunn."

Und weiter geht es in der langen Liste von Projekten, die sich Gründl vorgenommen hat: eine Sozialstation und alternative Wohnformen für Senioren, die sonst vereinsamen; einen Runden Tisch mit Vereinen und Institutionen zu Klimaschutz-Maßnahmen, der Ausbau von Solaranlagen, die Umsetzung des Energienutzungsplans, den die Energiewende Oberland für Bad Heilbrunn erstellt hat; eine stärkere Unterstützung für die 43 Vereine und der vier Ortsfeuerwehren; vielleicht auch ein neuer Wohnmobilplatz. "Es sind viele Vorhaben, in denen mein Herz steckt und die ich über die nächste Amtsperiode wahnsinnig gerne begleiten möchte", sagt er.

Zurückgestellt hat er zunächst die Pläne für ein neues Hotel. Eine Luxusherberge im Sterne-Segment soll es in dem kleinen Kurort ohnehin nicht geben, eher ein familiäres Haus wie die Reindlschmiede oder das Posthotel Hofherr in Königsdorf. Den Fremdenverkehr will er mit Blick auf die ansässige Stiftung Nantesbuch und das nahe Franz-Marc-Museum auf Kunst und Kultur ausrichten, ebenso auf das Thema Gesundheit, Stichwort: Kräutererlebnispark. Die etwa 30 Gastgeber im Ort will er vor allem baurechtlich unterstützen. Ein großes Anliegen ist ihm auch eine bessere Anbindung von Bad Heilbrunn mit seinen insgesamt 34 Ortsteilen an den öffentlichen Nahverkehr. "Man kann um 19 Uhr mit dem Bus aus Bad Heilbrunn rausfahren, aber zurück kommt man nicht mehr", sagt er. Deshalb habe er seine Forderungen für den neuen Nahverkehrsplan an den Landkreis herangetragen. Zum Beispiel für Hohenbirken, mit 350 Einwohnern einer der größten Ortsteile der Gemeinde. Nichts ändern soll sich an der Struktur der Gemeindeverwaltung: Gründl ist in Personalunion Bürgermeister, Kämmerer und Leiter der Gemeindewerke. "Ich beziehe aber nur ein Gehalt", sagt er. Andernfalls müsste die Kommune zwei zusätzliche Gehälter zahlen, die für Führungskräfte nicht gerade niedrig sind.

"Wir haben viel geschaffen in den zwölf Jahren", bilanziert Gründl seine beiden Amtszeiten: "Jetzt geht es darum, das Geschaffene auch umzusetzen." Das würde er eben gerne selbst tun. Wenn er in 20 Jahren einmal zurückblicke, möchte er sagen können, "dass die Entscheidungen, die von der Gemeinde mit dem Gemeinderat und den Bürgern getroffen wurden, die richtigen Entscheidungen waren." So wie beim neuen Supermarkt an der Bundesstraße 472. Der hat Ende 2018 zwar um ein Jahr später eröffnet als ursprünglich geplant. "Aber wenn man reingeht, kann man sagen: Wir haben alles richtig gemacht."

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