Kommunalwahl 2020:Der Engagierte

Konrad Specker Freie Wähler

"Nicht besser, aber anders" will Konrad Specker einige Themen in Bad Heilbrunn angehen.

(Foto: Manfred Neubauer)

Herausforderer Konrad Specker (FW) hat viele politische Ämter inne. Als Rathauschef will er manche Themen in Bad Heilbrunn anders angehen

Von Klaus Schieder, Bad Heilbrunn

Politik, sagt Konrad Specker, sei für ihn nicht bloß ein Hobby. "Sie ist meine Leidenschaft." Das klingt ein wenig phrasenhaft, dürfte allerdings stimmen, wie seine vielen Ämter zeigen: Der 47-Jährige ist Gemeinderat, er ist Kreisrat, er ist Bezirksrat, er ist Vorsitzender der Freien Wähler (FW) in Bad Heilbrunn, er ist Vorsitzender der FW-Kreisvereinigung. Stellt sich bloß die Frage, wie er auch noch seinen normalen Beruf als Bäckermeister und Chef des "Speckerbäck" mit mittlerweile zwei Standorten in dem kleinen Kurort meistert. Dies sei gar nicht mal so schwer, sagt er: "Weil wir in der Nacht arbeiten, kann ich tagsüber Politik betreiben." Diese Aufteilung, die sich nach wenig Schlaf anhört, wird nicht mehr funktionieren, falls er am 15. März zum Bürgermeister von Bad Heilbrunn gewählt wird. Dann, sagt Specker, benötige er einen Geschäftsführer für seine Bäckerei. Verpachten oder gar verkaufen will er seinen Betrieb jedoch nicht.

Warum er überhaupt gegen Amtsinhaber Thomas Gründl von der CSU antritt? "Ich kandidiere nicht gegen ihn", korrigiert der 47-Jährige. "Wir bewerben uns nur beide um das gleiche Amt." Ihm gehe es in erster Linie darum, dass die Bad Heilbrunner bei der Wahl des Bürgermeisters auch eine Auswahl haben. Und was er besser machen möchte als Gründl? "Nicht besser, aber anders", erwidert Specker. Und einige Dinge könne man in der Gemeinde mit ihren 34 Ortsteilen durchaus anders angehen.

Bei der Neugestaltung des Zentrums will sich Specker dafür stark machen, dass die Kommune so weit wie möglich Eigentümer der Grundstücke bleibt, die sie vor fünf Jahren der Kurfürstin Adelheid GmbH abgekauft hat. Ein Drittel für kleinteiliges Gewerbe, zwei Drittel für bezahlbare Wohnungen - so stellt sich der FW-Kandidat die Ansiedlungen vor. Auch eine neu zu gründende oder bestehende Baugenossenschaften möchte er zum Zug kommen lassen. "Ich will den Heilbrunnern ihre Ortsmitte zurückgeben", sagt er.

Vor allem drückt er aufs Tempo. In fünf Jahren sollen zwei der drei geplanten Bauphasen beendet, also auch das Ortszentrum fertiggestellt sein. Die Wohnhäuser, die am Parkweg in Bauphase drei vorgesehen sind, könnten seiner Ansicht nach bis 2030 bezugsfertig werden. In der neuen Mitte von Bad Heilbrunn sollen Specker zufolge nicht bloß Einheimische einziehen. Er denkt auch an Zuzügler, die von ansässigen Fachbetrieben angestellt wurden und kostspielige Mieten nicht bezahlen können. Ein eigenes Ärztehaus lehnt Specker denn auch ab, weil darin Wohnungen in den oberen Etagen nicht möglich wären und demzufolge verloren gingen. Drei Praxen oder zwei Praxen und eine Apotheke vermag er sich in einem Haus aber durchaus vorzustellen.

Nicht ganz glücklich ist er mit dem Wunsch, den Eltern in einer Umfrage der Gemeinde geäußert haben: Sie wollen den neuen Kindergarten für sechs Gruppen im neuen Zentrum haben. Dies bedeute eine Menge Hol- und Bringverkehr im Zentrum, sagt Specker. "Wir wollen eine lebendige Ortsmitte, aber doch nicht mit Autos." Besser wäre es für ihn gewesen, die gesamte Bürgerschaft in Heilbrunn zu befragen. Außerdem: "Die Fragestellung war dem Gemeinderat nicht bekannt", moniert er. Seine Vision geht in Richtung Dezentralisierung, also etwa zwei Gruppen in Mürnsee, zwei in Oberbuchen, zwei in einem anderen Ortsteil. Die Frage, ob dies rechtlich zulässig und für einen Träger überhaupt praktikabel sei, beantwortet er mit einem Verweis auf Geretsried: Dort sei ja auch ein Träger in drei Gebäuden.

Kritik übt er an Bürgermeister Gründl wegen des Containerbaus, der im Oktober 2019 für zwei Kindergarten-Gruppen auf dem alten Post-Gelände entstand. Den erhöhten Bedarf an Plätzen, der im Frühjahr dem Gemeinderat mitgeteilt worden sei, hätte man schon früher erkennen können, sagt Specker. Der Anregung, die beiden Gruppen eventuell im Haus des Gastes unterzubringen, sei die Gemeinde nicht gefolgt, "die Container waren alternativlos".

Damit verknüpft der Bewerber der Freien Wähler auch seine Einwände gegen einen Rathauschef, der zugleich als Kämmerer und Leiter der Gemeindewerke arbeitet. Das spare zwar Personalkosten, räumt Specker ein. Wichtig sei aber, "die Kommunalverwaltung und die politische Schiene zu trennen". Abgesehen davon, dass man durch einen eigenen Kämmerer und Werksleiter manch externe Experten nicht brauche, ergebe sich auch "eine andere Priorisierung" von Projekten. "Vielleicht wären dann die 600 000 Euro für das Kindergarten-Provisorium anders gelaufen."

Was den Klimaschutz angeht, setzt Specker auf eine konsequente Umsetzung des Energienutzungsplans der Energiewende Oberland. Blockheizkraftwerke und Solaranlagen - auch solche, an denen sich Bürger beteiligen können - müssten rasch entstehen, fordert er. Im Nahverkehr setzt er auf den Ausbau des Radwegenetzes, Veranstaltungstaxis oder auch einen Kindergartenbus. Durch die Ausdehnung des MVV-Gebiets auf den Landkreis werde es auch für Bad Heilbrunn zu einigen Taktverdichtungen im Busverkehr kommen, glaubt er. Außerdem möchte er Schleichwege für Autofahrer durch manche Heilbrunner Ortsteile unattraktiv gestalten, etwa auf der Strecke von Königsdorf nach Bad Tölz durch Unterbuchen. Alles in allem, so Specker: "Wir brauchen ein Mobilitätskonzept."

Und noch etwas liegt ihm am Herzen: Der Tourismus in dem kleinen Kurort benötige ein klares Ziel. Bei den acht Ortsteilbegehungen der Freien Wähler habe er erfahren, dass Gastgeber ratlos seien, ob die Gemeinde noch auf Tourismus setze oder nicht. "Ich halte klar daran fest", sagt Specker. "Denn das sind die Wurzeln von Bad Heilbrunn." Seine Ansätze: Wanderwochen, Radtourismus oder auch die Fortentwicklung des Kräutererlebnisparks. "In dieser Richtung passiert wenig", bemängelt er. Dabei biete Bad Heilbrunn "ortsnahe Highlights, wo wir punkten können".

Am Ende wird es wieder ein wenig plakativ. Als Bürgermeister, sagt Specker, werde er zwar der Chef der Verwaltung sein. Aber: "Der Bürger ist mein Chef." Fast genauso steht es auch auf seinem Wahlflyer. Und wenn er Gründl wie schon 2008 unterliegt und vom Beruf her Bäcker bleibt? "Im Unternehmen, da ist meine Frau der Chef", sagt er und lacht verschmitzt.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: