Kommunalwahl 2014:Fraktionssprecher nimmt den Hut

Nach Nominierungs-Schlappe bei Penzberger SPD ist Richard Kreuzer tief enttäuscht.

Thekla Krausseneck

Die SPD Penzberg hat sich auf ihrer Mitgliederversammlung am Sonntag für eine parteilose Bürgermeisterkandidatin entschieden - und gegen ihr langjähriges Stadtratsmitglied und den Fraktionsvorsitzenden Richard Kreuzer. Für die Verwaltungsexpertin Elke Zehetner stimmten in einer geheimen Wahl 42 von 56 anwesenden Mitgliedern, die übrigen 14 entschieden sich für Kreuzer. Der zog noch am selben Tag Konsequenzen und trat als Fraktionsvorsitzender zurück.

Hans Mummert, SPD-Bürgermeister von Penzberg, spricht von einer Parteiverdrossenheit in der Bevölkerung: Zehetner soll als parteilose Kandidatin Stimmen anziehen, "auch aus anderen Lagern". Aus beruflichen Gründen könne sie der SPD jetzt noch nicht beitreten, sagt Zehetner. Dass sich das nach der Wahl noch ändere, sei nicht auszuschließen.

Zehetner ist Verwaltungswirtin, Oberverwaltungsrätin und Büroleiterin des Münchner Kreisverwaltungsreferenten Wilfried Blume-Beyerle, der zudem parteiloser Stadtrat ist. Träte Zehetner nun für den Wahlkampf der SPD Penzberg bei, müsste sie - falls die Wahl für sie erfolglos ausginge - danach wieder austreten. Dennoch verweist sie auf die rot-grüne Mehrheitsregierung in München, der sie angehöre: "Mein Herz schlägt rot." Nach der Wahl, so erklärt Zehetner mit offener Selbstverständlichkeit, werde sie der SPD weiter loyal sein, wenn sie ihr nicht sogar selbst beitreten werde.

Loyal will auch Richard Kreuzer bleiben - jedenfalls habe er nicht vor, der SPD gänzlich den Rücken zu kehren. Zwar werde er als Stadtrat nicht mehr kandidieren. Aber "SPD-Mitglied ist man ja auch aus bundespolitischen Gründen", so Kreuzer. Trotzdem sei er überrascht und enttäuscht gewesen: Seit 22 Jahren sitzt er Stadtrat, seit anderthalb Jahren als Fraktionsvorsitzender - das Ergebnis habe ihn "hart getroffen". SPD-Ortsvorsitzender Markus Kleinen sieht in der Nominierung der 44-jährigen Zehetner einen Beweis für die Bereitschaft seiner Partei, "auch gewohnte Pfade zu verlassen" und für Penzberg "das Parteibuch hintan zu stellen".

Kleinen und Bürgermeister Mummert, die sie als Kandidatin ursprünglich vorgeschlagen hatten, kannten Zehetner durch zwei Haushalts-Konsolidierungssitzungen im Jahr 2011, die von ihr moderiert worden war. Mummert glaubt, das Thema Partei werde in der Bevölkerung "in Frage gestellt", schlecht sei besonders der Ruf von SPD und CSU, die Zahl der Nichtwähler steige. Kreuzer finde in der Bevölkerung nicht den Anklang, den die SPD für ihren Kandidaten wünsche. Eine Partei dürfe sich nicht "verkrustet" darstellen. Für Zehetner spreche zudem, dass sie Verwaltungsexpertin sei. Zehetner kam vor 15 Jahren nach Penzberg, sie stammt aus Geretsried.

Kreuzer betrachte er als sehr versierten Stadtrat, erklärt Mummert, nur als Kandidat sei er nicht geeignet gewesen. Kreuzer sieht die Sache etwas anders: Zwar hätten er und Mummert unterschiedliche Herangehensweisen, "aber dass er so gegen mich agiert, hat mich überrascht".

BfP-Stadtrat Wolfgang Sacher verwundert die Tatsache, dass die SPD eine parteilose Kandidatin aufgestellt hat. 2011 hatte er als Stadtrat die SPD Penzberg verlassen - ein großer "Mandatszwang" innerhalb der Fraktion habe ihn daran gehindert, seine Meinung zu vertreten. "Es wurde eine Linie vorgegeben, der man treu bleiben sollte." Seither ist er bei der Bürgervereinigung "Bürger für Penzberg", wo er - anders als bei der SPD - "für Penzberg etwas tun kann".

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