Kommentar zu den Arbeitsverboten:Integration auf Bayerisch

Bislang hat das Landratsamt die jüngste Volte der Staatsregierung nibelungentreu ausgeführt. Die Schicksale dahinter zeigen, wer die Verlierer sind

Von David Costanzo

Der junge Afghane aus Eurasburg, der eine Ausbildung beginnen will. Der angehende Kfz-Mechatroniker aus Pakistan in einem Eglinger Autohaus. Die Nigerianerin in Wolfratshausen, die ihre Kinder in die Krippe schickt, damit sie eine Ausbildung zur Altenpflegerin beginnen kann. Sie alle haben Deutsch gelernt, Freunde gefunden - und eine Stelle. Sie wollen niemandem auf der Tasche liegen, nehmen niemandem einen Job weg, sondern vielen Arbeit ab. Wenn sie nur dürften. Doch: Sie dürfen nicht.

Das sind die Schicksale, die hinter den Arbeitsverboten stecken. Und sie zeigen, wer die Verlierer der jüngsten Volte der Staatsregierung sind, die das Landratsamt zumindest bislang so nibelungentreu ausführte: Es sind ausgerechnet die aktiven Asylbewerber, die rührigen, die in ihrer Heimat Vertreibung und Armut erlebt haben - und die ein neues Leben anfangen wollen. Es sind die integrationswilligen oder längst integrierten Flüchtlinge. Stattdessen sollen sie zum Nichtstun verdammt in den Großunterkünften hocken. Integration auf Bayerisch?

Die "geringe Bleibeperspektive" mancher Nationalitäten ist doch in Wahrheit immer noch die, dass Jahre zwischen Ankunft und Asylentscheidung vergehen können. Warum sollen die Menschen in dieser Zeit nicht arbeiten dürfen, etwa in der Altenpflege? Und warum sollen diejenigen dann nicht bleiben dürfen? Helferkreise und Arbeitgeber zwischen Icking und Lenggries haben doch längst vorgemacht, wie Integration geht. Auch sie zählen nun zu den Verlierern.

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