Kommentar:Wunschkonzert abgesagt

Von den Baukostensteigerungen zur Sanierung und Erweiterung der Hammerschmiedschule sollte sich der Stadtrat nicht lähmen lassen. Für eine zukunftsfähige Bildungseinrichtung muss Wolfratshausen so viel ausgeben wie es eben kann

Von Konstantin Kaip

Grund- und Mittelschulen gehören zu den Pflichtaufgaben einer Kommune. Deshalb muss Wolfratshausen die Schule am Hammerschmiedweg dringend sanieren. Der Stadtrat wollte jedoch mehr als seine Pflicht tun und die Gelegenheit nutzen, dort einen zukunftsfähigen zentralen Mittelschulstandort zu schaffen - mit Mensa, modernen Klassenzimmern und Fachräumen, die auch künftigen Generationen einen zeitgemäßen Unterricht ermöglichen. Das ist wichtig, schließlich spielt die im öffentlichen Diskurs und in der Bildungspolitik oft vernachlässigte Schulform eine essenzielle Rolle in der Gesellschaft. Das Handwerk, oft deutlich lukrativer als ein Studium, braucht schließlich dringend mehr Fachkräfte. Zudem ist die Mittelschule dank M-Zweig und anderer Möglichkeiten inzwischen sehr vielfältig.

Der Wolfratshauser Stadtrat wollte das angemessen zum Ausdruck bringen und gleich eine "Schule der Zukunft" bauen lassen. Nach einer Machbarkeitsstudie kamen in der Vorplanung immer mehr Module hinzu: ein Lehrschwimmbecken, um das marode Bad in Weidach zu ersetzen, eine neue Aula, eine Tiefgarage für die Lehrer. 30 Millionen Euro sollte das Ganze noch bis vor Kurzem kosten. Teuer, aber machbar - schließlich gibt es für vieles eine Förderung. Nun aber der Schock: Die Baukosten haben sich nach neuester Berechnung verdoppelt, aus der Super-Schule wurde eine Art Elbphilharmonie mit Klassenzimmern. 60 Millionen Euro, das ist mehr als ein Gymnasiums-Neubau in Geretsried gekostet hätte, den das Landratsamt als zu teuer verworfen hat. Eine Investition, die sich Wolfratshausen beim besten Willen nicht leisten kann.

Die Ernüchterung ist hart, aber sie darf den Stadtrat nicht lähmen. Denn nach wie vor besteht dringender Bedarf für eine Sanierung. Die Planung muss nun anders vorangetrieben werden, um möglichst zügig mehr Raum für die künftigen Schüler zu schaffen - und um mit Augenmaß und Blick auf das Ganze die Fördermöglichkeiten zu nutzen und teure Interimslösungen zu vermeiden. Auch wenn das Wunschkonzert am Hammerschmiedweg jetzt ausfällt, sollte der über Jahre ausgearbeitete Grundgedanke als Ziel erhalten bleiben: eine zukunftsfähige Schule zu schaffen und mehr zu tun, als nur die Pflichtaufgabe zu erfüllen - so viel, wie sich Wolfratshausen eben leisten kann.

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