Kommentar:Unsägliches gesagt

Die verbalen Entgleisungen von Penzbergs Bürgermeisterin Elke Zehetner waren nicht einfach nur ein rhetorischer Fauxpas. Sie offenbarten eine Entgrenzung - im Denken wie im Sprechen

Von Claudia Koestler

Verbale Entgleisungen sind sicher jedem schon einmal passiert. Vielleicht war man verärgert, überfordert, in einer Ausnahmesituation. Das kann Barrieren öffnen und Wörter, Sätze in die Welt bringen, die man so nicht gemeint hat oder für die man sich schämt und entschuldigt. Und nicht hinter jedem rhetorischen Ausrutscher in der Politik steht eine üble Absicht.

Doch es war eben keineswegs eine Ausnahmesituation, die in Penzberg zu einer verbalen Entgleisung führte. Schließlich hatte sich Bürgermeisterin Elke Zehetner nach eigener Aussage schon darauf vorbereitet, dass die Sprache auf die Kündigungen in der Stadtverwaltung kommen könnte. Hätte sie es doch nur bei dem völlig richtigen Satz belassen, dass Personalien nicht in der Öffentlichkeit diskutiert gehören! Punkt und Schluss. Dann wäre sie ihrem vorherigen Eindruck bei der Podiumsdiskussion treu geblieben, souverän und besonnen zu sein, auch unter Druck, gemeinsam mit anderen.

Ihr Nachtrag in Sachen Kündigungen aber war nicht einfach nur ein rhetorischer Fauxpas. Er offenbarte eine Entgrenzung - im Denken wie im Sprechen: Öffentlich Mitarbeiter in Leistungskategorien einzuteilen und mit Fußballern zu vergleichen, die "den Ball nicht treffen", geht zu weit. Solch eine Verächtlichmachung steht einem obersten politischen Repräsentanten einer Kommune und einem Chef - egal ob in der Verwaltung oder anderswo - nicht zu.

Lange sah es an diesem Abend so aus, als könnte es in der Penzberger Politik doch funktionieren mit einer Sprache und einem Umgang, der das Sagbare ins Licht rückt und nicht das Unsägliche. Diese Hoffnung wurde mit nur wenigen Sätzen zunichte gemacht.

© SZ vom 18.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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