Bei der Informationsveranstaltung, die Stadt und Planer zum Kraft-Areal gegeben haben, war das Interesse mit einer Handvoll Bürgern sehr überschaubar. Dennoch überrascht es wenig, dass im Rathaus nun Dutzende Einwände gegen das dort geplante Einkaufszentrum mit 6500 Quadratmetern Verkaufsfläche eingegangen sind. Diktiert haben sie die Wolfratshauser Grünen in einem Rundschreiben, das vor einem totalen Verkehrskollaps und einem endgültigen Ausbluten der Geschäfte in der Altstadt warnt, wenn das Vorhaben neben dem Bahnhof realisiert werden sollte.
Es ist legitim, das geplante 180 Meter lange "Loisachcenter" samt Tiefgarage mit 310 Stellplätzen auf Herz und Nieren zu prüfen. Zwar kann man den Stadträten nicht vorwerfen, die Sache nicht ernst zu nehmen. Das zeigt schon das umfangreiche Verkehrsgutachten, das sie in Auftrag gegeben haben. Aber es schadet sicher nicht, dass sich der Bauausschuss nun mit den Einwendungen und damit den Auswirkungen der Planung noch einmal dezidiert befassen muss. Aus dem Segen, den das Center mit seinen "Frequenzbringern" für die Mehrheit im Stadtrat darstellt, soll schließlich kein Fluch für Wolfratshausen werden.
Dabei aber sollte man sachlich bleiben. Ein einkalkulierter Verkehrskollaps kann schließlich kaum im Interesse des Investors sein, der einen zweistelligen Millionenbetrag in das Einkaufszentrum steckt. Genauso wenig übrigens wie Supermärkte, in denen man weder Zahnpasta noch Waschmittel kriegt, im Interesse der Wolfratshauser sein können. Den schnellen bequemen Großeinkauf mit dem Auto am Bahnhof zu verhindern, wird die Altstadt nicht stärken. Wer das will, muss dort schnell andere attraktive Erlebnisse schaffen. Und nicht nur auf die Angst vor mehr Staus und leeren Geschäften setzen, wie es die Grünen tun.