Kommentar:Rettung eines Kleinods

Dass das Hotel in der Villa Bellaria zum Jahresende geschlossen wird, ist ein Grund zur Freude. Denn als Teil der Schlemmer-Klinik bleibt das schöne Gebäude erhalten

Von Klaus Schieder

Das Hotel in der Villa Bellaria im Kurviertel wird zum Jahresende geschlossen, damit verliert Bad Tölz mal wieder ein paar Betten mehr. Normalerweise ist das alles andere als ein Grund zur Freude - zumal in dem 1860 erbauten Anwesen auch noch das älteste Hotel der Kurstadt verschwindet. In diesem Fall kann man sich darüber aber nur freuen: Die Gesundheitsgruppe Ideamed, zu der die psychosomatische CIP Klinik Dr. Schlemmer in Bad Tölz gehört, will ihre Patienten in dem hellgelben Haus unterbringen. Das bedeutet, dass diese wunderschöne Villa mit ihrem italienischen Stil erhalten bleibt.

Das Kurviertel hat in zwei Jahrzehnten zunehmend sein Gesicht verloren. Wo einst das alte Kursanatorium Otto und die Villa Fiori standen, prägen jetzt Wohnblocks das Bild, die trotz ihrer geschwungenen Fassaden wuchtig und plump wirken, beinahe wie Gefängnisbauten. An der Kurpromenade wurde ein ach so modernes und dennoch völlig nichtssagendes Wohnhaus gleich neben die altehrwürdige Villa Anna gepflanzt, und an der Buchener Straße ragen Wohnanlagen in die Höhe, die lediglich ein architektonisches Alleinstellungsmerkmal haben: Schießschartenfenster. Hätte sich die ehemalige Eigentümerin vor fünf Jahren mit ihrem Bauantrag durchgesetzt, wäre auch die Villa Bellaria abgerissen und durch irgendeinen Neubau ersetzt worden. Mit Eigentumswohnungen, versteht sich.

Das ist gottlob nicht geschehen. Mit der Umwandlung dieses Kleinods in einen Teil der Schlemmer-Klinik bekommen manche Patienten ein elegant-heiteres Ambiente für ihre Therapie. Das kann ihnen nur wohltun. Und Bad Tölz darf sich glücklich schätzen, dass ein solches Stück seiner Geschichte erhalten bleibt. Nachdem davon leider schon so viel verloren gegangen ist.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: