Die Bürgerbeteiligung bei der Umgestaltung der Wolfratshauser Marktstraße, die von allen Fraktionen im Stadtrat beschlossen wurde, war eine gute Idee. Das zeigt die rege Teilnahme am Prozess. Zum Auftakt war die Loisachhalle gut gefüllt, beim Stadtspaziergang und auf der Online-Plattform gingen mehr als 150 Vorschläge ein, wie die Altstadt attraktiver werden könnte. Und am Samstag beim entscheidenden "Kreativtag" beugten sich etwa 50 Bürger über Arbeitstische, um ihre Visionen mit Fachplanern auszuarbeiten und zu verorten. Ihre Wünschen zeigten gemeinsame Nenner: Der Marienplatz soll besser nutzbar, der Brunnen dafür versetzt, der Verkehr am Schwankleck entschleunigt werden; die Bordsteinkanten sollen verschwinden und nur optisch von der Fahrbahn abgegrenzt werden; Fußgänger sollen auf den Gehsteigen am Untermarkt mehr Platz bekommen, und die Wege zum Bergwald und zur Loisach besser sichtbar werden. Der anfangs etwas abstrakte "Dialogprozess" hat somit zu einem konkreten Ergebnis geführt. Das muss zwar noch auf Machbarkeit überprüft werden. Es lassen sich aber schon klare Wünsche erkennen, die der Stadtrat dann mit einem Beschluss im April in einen Planungsauftrag übersetzen muss.
Daran und an einer raschen Umsetzung entscheidet sich die Glaubwürdigkeit des ganzen Prozesses. Die Bürger, die trotz Stillstandsfrust der vergangenen Jahre am Samstag mehr als sechs Stunden ihrer Freizeit geopfert haben, um ihre Altstadt mitzugestalten, haben ihre Arbeit getan. Für die Stadträte aber beginnt sie erst. Sie müssen die artikulierten Wünsche als klaren Auftrag begreifen und dafür sorgen, dass sie transparent und zügig verwirklicht werden. Das Ergebnis der Beteiligung gehört nicht in die Schublade. Es muss bald auf der Straße sichtbar werden - und nicht nur auf einer Schautafel wie der, die seit mehr als vier Jahren am Loisachufer steht.