Kommentar:Freiwillige Selbstaufgabe

Gabriele Skiba hat ihrer Partei mit em Opfergang als SPD-Landratskandidatin nicht genützt.

Von Felicitas Amler

Das Schlimmste ist, dass Gabriele Skiba eigentlich alles selbst ganz genau weiß: Dass sie eine Not-Landratskandidatin war. Dass sie einen ziemlich mauen Wahlkampf geführt hat. Und dass die SPD im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen dringend Wiederbelebung braucht. Aber genau mit dieser beinahe entwaffnend ehrlichen Art hat sie ihrer Partei am Ende keinen Dienst erwiesen. Die SPD hat im Kreistag einen weiteren Sitz verloren. Und Skibas persönliches Ergebnis als Landratskandidatin ist mit 7,5 Prozent beinahe lächerlich. Fabian von Xylander, der sich dreimal für die SPD als Landrat bewarb, hatte noch im schlechtesten Fall wenigstens knapp die zehn Prozent überschritten.

"Ich war ja auch kein Schwergewicht als Landratskandidatin", sagte Skiba am Dienstag. Sie sei nur aus Solidarität zu ihrer Partei angetreten. Das mag man als gute alte sozialdemokratische Tugend sehen. Doch die allein führt zu nichts. Gerade weil Skiba sich vom ersten Tag ihrer Kandidatur an als Opfer präsentiert hat, ist sie wie ein solches behandelt worden. Sie hat nicht gekämpft. Sie hat keine Themen gesetzt. Sie hat den Amtsinhaber mit nichts bedrängt. Sie hat sich inhaltlich nicht abgehoben. Stattdessen hat sie Sätze wie diesen gesagt: "Der Fabian von Xylander wollte immer ganz, ganz wirklich und ganz ernsthaft Landrat werden - da unterscheiden wir uns." Warum um alles in der Welt hätte man sie wählen sollen?

Skiba hat damit keineswegs nur sich selbst geschadet. Sie hat - nicht aktiv, aber durch Unterlassung - die im schwarzen Oberland ohnehin schwachen Roten gedemütigt. Man muss schon ein sehr eingefleischter Sozi sein, um selbst dann noch SPD zu wählen, wenn die einem erklärt: Wir haben dir eigentlich nichts zu bieten.

Es ist wenig überzeugend, dass der vermeintliche Hoffnungsträger Paul Lehmann bei der ersten Niederlage gleich hinwirft. Aber bei ihm hat man wenigstens das Gefühl, es gehe ihm um etwas. Genau das sollte die SPD ihren Wählern vermitteln - wenn sie nicht im oberländischen Orkus verschwinden will.

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