Kommentar:Eine Chance, die Mut verlangt

Die Surfwelle ist eine Chance auf ein Alleinstellungsmerkmal von Wolfratshausen

Von Konstantin Kaip

Es ist wahrlich keine leichte Entscheidung, die der Wolfratshauser Stadtrat in ein paar Tagen treffen muss: ob die Surfwelle gebaut wird oder nicht. Für das innovative Projekt müsste die Stadt rund 350 000 Euro zahlen - eine Menge Geld für eine zwar spektakuläre Trendsportart, die jedoch unterm Strich noch von einem überschaubaren Kreis betrieben wird. Hinzu kommt, dass man eine weitere Steigerung nicht ausschließen kann. Und jährliche Betriebskosten von 50 000 Euro, die - wenn der Verein scheitern sollte - wiederum die Stadt tragen müsste. Die Skepsis einiger Stadträte ist daher nachvollziehbar. Schließlich hat das Gremium den ursprünglich zugesagten Anteil schon einmal großzügig erhöht und müsste ihn jetzt noch einmal verdoppeln. Kritiker fordern den Stopp des Projekts, auch weil sich andere Sportvereine übergangen fühlen könnten.

Der Vergleich aber hinkt. Riversurfing lässt sich einfach nicht mit Fußball oder anderen Breitensportarten vergleichen, für die die Stadt im Übrigen auch viel Geld ausgibt. Wolfratshausen würde mit der ersten Welle dieser Art in Deutschland Neuland betreten und könnte einen Boden schaffen für einen Sport, der gerade im Kommen ist und auch Leute begeistern kann, die sonst nicht in Vereine gehen. Erfahrungswerte, die eine Kosten-Nutzen-Rechnung ermöglichen, gibt es da nicht. Im Grunde ist es wie beim Surfen: Wer am Strand bleibt, geht zwar auf Nummer sicher, verpasst aber den Ritt in der Brandung. Sich für die Welle zu entscheiden, erfordert Mut, mehr als zuvor. Wer aber die Chance auf ein Alleinstellungsmerkmal ergreifen will, das nicht nur hervorragend zum Image der Flusserlebnisstadt passt, sondern auch junge Menschen aus der ganzen Region anziehen könnte, der sollte diesen Mut aufbringen. Dabei helfen könnte es, an die 2500 ehrenamtlichen Stunden zu denken, die die Mitglieder des Vereins schon in das Projekt gesteckt haben - und an die etwa 80 000 Euro , die die Stadt schon für Planungen und Gutachten ausgegeben hat.

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