Kommentar:Der Steuerzahler soll es richten

Bad Tölz diskutiert über einen Kulturetat. Profitieren sollen auch private Veranstalter, deren Event ein Minus macht. Steuergelder, mit denen das wirtschafliche Risiko getragen wird? Es darf beim Tölzer Etat kein "Gschmäckle" geben. Das würde der Kultur sehr schaden.

Von Claudia Koestler

Damit von Anfang an eines klar ist: Kultur ist wunderbar. Es kann ihrer nicht zuviel geben, nur zu wenig. Sie ist Mehrwert für Lebensqualität und sollte sich so facettenreich wie möglich präsentieren. Ihre existenzielle Bedeutung für den gesellschaftlichen Zusammenhang kann man gar nicht genug betonen. Und das zarte Pflänzchen, das sich im Landkreis langsam entwickelt mit Konzerten, Ausstellungen und Aufführungen darf nicht welken. Kurzum: Kultur und Kunst sind jede Förderung wert. Punkt. Aber auch zu jedem Preis?

Mit seiner Beratung über einen Kulturetat bewegte sich der Tölzer Stadtrat am Dienstag nämlich auf dünnes, sehr dünnes Eis zu. Nicht mit dem letztlich gefassten Beschluss, sondern mit den vorgelegten Ideen, wer alles von einem solchen Etat profitieren solle: auch private Veranstalter, deren Großevent ein Minus macht. Steuergelder, mit denen das wirtschaftliche Risiko von privaten Veranstaltern getragen wird? Da zuckten zu Recht einige, wenn auch nicht alle Stadträte zusammen. Denn wo lässt sich hier eine - auch rechtlich - vertretbare Grenze ziehen? Ist das Minus einer Jugendgruppe oder eines Vereins Pech, der eines Wirts aber wird aufgefangen? Warum sollte der kulturbesuchende Steuerzahler doppelt zahlen - einmal den Eintritt, dann noch den Verlust? Und wie will man solche Ausfallbürgschaften gewerblichen Veranstaltern erklären, die seit Jahren Programme in Tölz aufstellen und dafür nicht nur das Risiko selbst tragen, sondern vom etwaigen Gewinn auch Steuern zahlen? Die wahre Herausforderung also kommt noch: Die Richtlinien so setzen, dass sich Tölz keiner Ungleichbehandlung schuldig macht. Noch dazu, wo im Stadtrat selbst Veranstalter sitzen, die davon profitieren könnten. Es darf beim Tölzer Etat kein "Gschmäckle" geben. Das würde der Kultur nicht nur schaden - es würde sie nachhaltig vergiften.

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