Kommentar:Der Fall wird zur Farce

Die Straße in Icking ist nach einer NS-Gestalt benannt. Statt symbolisch-politischer Debatten ist endlich eine klare Benennung nötig

Von Claudia Koestler

Ach, Icking. Sie hatten dort die Chance - eine im wahrsten Sinne des Wortes historische Chance -, zu zeigen, wie man mit Altlasten aus der Vergangenheit umgeht. Schlechte Beispiele gibt es schließlich schon genug. Das haben die unrühmlichen Herangehensweisen an die Hindenburg- und Hitler-Ehrenbürgerschaften im Landkreis gezeigt. In der in Icking imminenten Frage, was mit dem Wenzberg passieren soll, der nach einer NS-Gestalt benannt ist, wollen sich manche Räte aber offenbar lieber profilieren statt positionieren. Und laufen damit Gefahr, dass der eigentlich so klare Fall zur Farce wird.

Auch wenn es lobenswert ist, wenn die Ickinger nun die gesamte Ortshistorie in der Zeit des Nationalsozialismus beleuchten wollen: Dass sich derweil in der konkreten Frage des Wenzbergs wieder keine unmissverständliche Haltung im Rat abzeichnete, ist unverständlich. Und es wächst die Sorge, dass die stattdessen geführten, mäandernden Debatten, in denen alles gesagt scheint, nur nicht von jedem, dazu dienen könnten, zu kaschieren, dass man sich doch vor einer Entscheidung drückt. Wie sonst ist zu erklären, dass weder die umfassenden Dokumente über Wenz, noch Sondersitzung, noch der Aufruf zur Entscheidung durch zwei renommierte Historiker etwas daran änderten, dass am Montag nur eine Entscheidung für eine spätere Entscheidung fiel? Bei diesem sensiblen Thema braucht es statt symbolischpolitischer Diskussionen und Spiegelfechtereien endlich klare Benennung.

Der Wenzberg muss den Anfang der Aufarbeitung bilden, nicht das Ende. Ein Ruck der Tatkraft und Entscheidungsfreude müsste durch den Gemeinderat gehen. Wer groß denken will, darf keine Angst vor kleinen Schritten haben: Ein erklärendes Schild jetzt etwa, wie empfohlen, könnte man auch wieder abnehmen, wenn der Wenzberg irgendwann später doch anders heißen soll.

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