Der Künstler ist entsetzt:Fiat lux für den Flößer!

Ein Bauhofmitarbeiter hat auf die Skulptur am Hans-Urmiller-Ring Scheinwerfer geschraubt.

Von Stephanie Schwaderer

Ein Handwerker hätte womöglich seine Freude an dieser grundsoliden Arbeit: Vier silberne Scheinwerfer beleuchten seit einigen Tagen die Flößerskulptur am Hans-Urmiller-Kreisel in Wolfratshausen. Zwei sind spiegelsymmetrisch auf den Boden montiert. Die beiden anderen bescheinen die Flößersilhouette aus erhöhter Position, wozu sie - und das muss man gesehen haben - auf die Skulptur geschraubt wurden. Der Monteur bohrte dazu beidseitig mittig einen der Eichenstämme an, die das Gefährt des Flößers symbolisieren, und verlegte die schwarzen Leitungen am Holz entlang fachgerecht mit Kabelschellen. Astrein, könnte man sagen. Oder aber: ein Werk vollendeter Kunst-Unsinnigkeit.

Der Künstler ist entsetzt: Dem Künstler ein Dorn im Auge: Die neuen Lichtspots, die auf das Kunstobjekt des Flößers angebracht wurden.

Dem Künstler ein Dorn im Auge: Die neuen Lichtspots, die auf das Kunstobjekt des Flößers angebracht wurden.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Der Memminger Bildhauer Jürgen Batscheider gehört zur zweiten Fraktion. Er ist entsetzt: "Ich kann das nur als schlechten Scherz empfinden", sagt der 56-Jährige, der den Flößer im Auftrag der Stadt vor zwei Jahren geschaffen hat. Zuvor hatte er sich mit seinem Entwurf in einem vom Verein Lebendige Altstadt (LAW) ausgeschriebenen Wettbewerb unter 15 Künstlern durchgesetzt. "Ich bin gelinde gesagt überrascht, dass es sich noch nicht herumgesprochen hat, dass man den Künstler bei einer Änderung am Kunstwerk informiert", erklärt Batscheider. Das gehöre sich nicht nur aus Gründen der Höflichkeit. "So ist es schlichtweg nicht in Ordnung."

Über eine Beleuchtung des Kunstwerks habe er schon 2017 mit der Stadt gesprochen, berichtet der Allgäuer. "Ich hatte sogar entsprechende Angebote eingeholt." Sein Vorschlag damals: Bodeneinbau-Leuchten mit autarker Solar-Strom-Einspeisung und dazu ein Panel auf einem der benachbarten Dächer. Mit einer solch "zeitgemäßen Lösung" habe er zum einen einer Diskussion über Energieverschwendung vorbeugen wollen, erklärt er. Vor allem aber sei es ihm ein Anliegen gewesen, einen "Schnellschuss" zu verhindern.

Wie also konnte es zwei Jahre später zu einem verzögerten Schnellschuss kommen? Ein Anruf bei Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW). Der ist offenbar schon auf Kritik gefasst. Er habe die Beleuchtung am Freitag entdeckt und sei darüber gar nicht glücklich gewesen, sagt er zähneknirschend. "Mir gefällt es nicht." Verantwortlich für die gewagte Lichtinstallation sei ein Elektromeister des Wolfratshauser Bauhofs, dem er vor geraumer Zeit den Auftrag erteilt habe, vier Bodenleuchten anzubringen. Für diese seien bei der Kreiselernerneuerung bereits Leerrohre verlegt worden. Unlängst habe er dann beim städtischen Bauhof noch einmal nachgehakt. Daraufhin sei der Meister wohl ans Werk gegangen. Was ihn dazu bewogen haben könnte, die Leuchtkörper eigenmächtig in die Kunstinstallation zu schrauben, weiß Heilinglechner auch nicht zu sagen: "Vielleicht war es nur provisorisch gedacht?"

Der Künstler ist entsetzt: Wo sans? Do sans, die Scheinwerfer.

Wo sans? Do sans, die Scheinwerfer.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Befragen lässt sich der Mann gerade nicht. Er hat bis nächste Woche Urlaub. Nach seiner Rückkehr will der Bürgermeister tätig werden. Was er schon heute verspricht: "So wird es definitiv nicht bleiben."

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