Königsdorf:Wahlkampf mit Ministerin

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Herzlicher Empfang: Kerstin Schreyer mit dem Kochler Bürgermeister Thomas Holz und dem Landtagsabgeordneten Martin Bachhuber (von links). (Foto: Manfred Neubauer)

Beim Neujahrsempfang der Frauenunion feiert sich die Kreis-CSU. Besucherin Kerstin Schreyer nutzt die Gelegenheit, sich politisch zu positionieren

Von Arnold Zimprich, Königsdorf

"Es ist eine große Ehre, dass du heute in Königsdorf bist", begrüßt die Kreisvorsitzende der Frauenunion Sabine Lorenz die bayerische Ministerin für Familie, Arbeit und Soziales, Kerstin Schreyer, im Königsdorfer Posthotel Hofherr. Beim Neujahrsempfang der Kreisverbände von Frauen-Union, Senioren-Union und Arbeitnehmerunion, sowie des CSU-Ortsverbands Königsdorf gibt sich jedoch nicht nur die Ministerin die Ehre, sondern alles, was in der Kreis-CSU Rang und Namen hat. Altlandrat Manfred Nagler ist dabei, Bundestagsmitglied Alexander Radwan, die Tölzer und Lenggrieser Noch-Bürgermeister Josef Janker und Werner Weindl sowie zahlreiche Listenkandidatinnen und -kandidaten. Gekommen sind auch der Königsdorfer CSU-Altbürgermeister Alfred Stangler, Bürgermeister und Landratskandidat Anton Demmel und Bürgermeisterkandidat Rainer Kopnicky. Auch eine Bürgermeistarkandidatin ist dabei: Christine Rinner kandidiert in Lenggries für die CSU.

"Als Integrationsbeauftragte hast Du wahnsinnig viel bewegt", lobt die FU-Vorsitzende Lorenz Ministerin Schreyer. Besonders um die Inklusion habe sich die 48-jährige verdient gemacht. "In Deinem Ministerium arbeiten Menschen mit psychischer Behinderung", sagt Lorenz anerkennend, die sich selbst seit Jahren für Menschen mit psychischen Schweirigkeiten engagiert. Zudem höre Schreyer auch "auf kleine Kreisvorsitzende der Frauenunion", sagt Lorenz und verspricht: Wir werden weiter bei Dir auf der Matte stehen."

Die Jugendabordnung der Königsdorfer Blasmusik spielt "Hans bleib do", danach wünscht sich Anton Demmel hinsichtlich der Kreisfinanzen eine Ist-Analyse. "Wollen wir den Bus auf Kredit fahren lassen?", fragt er. Es gehe "nicht darum, das System zu verändern" sondern "darum, im System besser zu werden".

Schreyer nutzt die Bühne, um ihre Positionen klar zu machen - und zwar die als Ministerin für Familie, Arbeit und Soziales und nicht für Wohnen, Bau und Verkehr. Denn das sei sie erst von Februar an. Als studierte Sozialpädagogin habe sie jedoch in beiden Ressorts eine "besondere Brille" für die Bedürfnisse der Menschen. Daher sei es "nicht ganz so schlimm, wenn ich wechsle", sagt Schreyer. Zur Frage, ob im Politikbetrieb bei Frauen und Männern mit zweierlei Maß gemessen wird, sagt die Ministerin: "Die Frage ist eher, kann man führen, ist man durchsetzungsfähig." Ihre aktuelle Position sei nicht ganz leicht, da sie wie kein anderer bayerischer Staatsminister "gleich zwei SPD-Bundesminister bespaßen darf", gemeint sind Franziska Giffey und Hubertus Heil.

Schreyer fordert in ihrer launigen Rede, neben der klassischen auch andere Familienformen zu akzeptieren. "Wer lebt wie glücklich?" Man müsse lernen, andere Modelle nebenan anzunehmen. Politik müsse zudem "Anwalt der Kinder" sein. Die hätten "ein Recht darauf, keinen längeren Arbeitstag zu haben als ihre Eltern". Der digitale Wandel stelle Erzieher derweil vor besondere Herausforderungen. Man müsse trotz aller digitaler Verlockungen Kindern und Mitmenschen "face to face" gegenübertreten und "auch immer schauen: Was leben wir selber vor." Die letzte Verantwortung für den Nachwuchs hätten jedoch nicht die Kita oder die Schule, sondern die Eltern. Was die Bezahlung im Erziehungs- und Pflegesektor angeht, findet Kerstin Schreyer eindringliche Worte: "Wir werden uns überlegen müssen, was uns die Arbeit am Menschen wert ist."

In der Landtagsarbeit sieht sich Kerstin Schreyer zwischen einer "grünen Welle" und der AFD "eingezwickt". Die Grünen propagierten ein Lebensgefühl, dem mit Argumenten nicht beizukommen sei, auf der anderen Seite "sind die Meistflieger die Grünen". Die AFD kanzelt Schreyer im finalen Teil ihrer Rede ab. Die Rechtsaußen-Partei nutze eine "Sprache, die an eine sehr dunkle Phase der Geschichte erinnert". Schreyer zitiert AFD-Politiker wie Uli Henkel und Anne Cyron, die sich gar einer "völkischen Sprache" bedienten. Besonders was den Umgang mit Behinderten angehe, sei die AFD eine im Dunkel der Geschichte tappende Partei, derweil könne man von Menschen mit Behinderung so viel lernen, einzelne Firmen würden gezielt auf sogenannte Behinderte als Arbeitskräfte setzen, so wie die Firma Auticon in Berlin, die nur Bewerber mit Autismus-Spektrum-Störungen einstelle.

"Du bist ein Breitbandantibiotikum" lobt Lorenz die Ministerin nach ihrer Rede und stellt anschließend noch die "Kreismannschaft" der CSU vor. Der Stimmkreisabgeordnete Martin Bachhuber gibt dem Königsdorfer Landratskandidaten Anton Demmel Schützenhilfe: "Toni hat jede Unterstützung verdient!", sagt er. Der JU-Kreisvorsitzende Josef Rohrmoser freut sich, dass nicht die Grünen, sondern die CSU den geringsten Altersdurchschnitt aller Listenkandidaten hat, und Werner Weindl sehnt die Zeit herbei, als Manfred Nagler noch Landrat war: "In zwölf Jahren mit Nagler wurde der Landkreis gestaltet, seit zwölf Jahren wird der Landkreis verwaltet."

© SZ vom 27.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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