Süddeutsche Zeitung

Tierquälerei:Unbekannter erschießt Lämmer in Königsdorf

Lesezeit: 2 min

Vier Tiere sind spurlos verschwunden, ein fünftes lag tödlich verletzt auf der Weide. Die Besitzerin hat Anzeige erstattet und will die Öffentlichkeit warnen.

Von Arnold Zimprich, Königsdorf

Die Gemeinde Königsdorf und Schafe, sie haben eine nicht immer friedvolle gemeinsame Geschichte. "Schafköpfe" wurden die Königsdorfer in der Vergangenheit manchmal von anderen Landkreisbewohnern gerufen. Die Dorfbewohner waren darob nicht wenig erbost, der Grund für die Verunglimpfung ist umstritten und ihn zu ergründen hier fehl am Platz. Trotzdem oder gerade deswegen hat sich in der 3300-Einwohner-Gemeinde eine besondere Verbindung zu Schafen entwickelt, die nun um ein schreckliches Kapital erweitert wurde. Denn vor etwa zwei Wochen verschwanden in der Gemeinde vier Lämmer, ein fünftes lag tot auf der Weide - niedergestreckt offenbar durch eine Schusswaffe.

Nicht nur Königsdorfer Tierliebhaber hatten sich noch gefreut, als vor dreieinhalb Jahren die in Unterherrnhausen auf Eurasburger Flur ansässige Sabrina Urban rund 25 Jakobs- und Guteschafe auf einem Grundstück ihres Mannes zwischen den Königsdorfer Ortsteilen Zellwies und Sonnenhofen ansiedelte. Zwar musste dafür eine beliebte, in exponierter Lage aufgestellte Sitzbank und ein Teil eines uralten Kletterbaums weichen - aber das ist eben der Wandel der Welt. Etwas weiter östlich steht inzwischen eine neue Bank, nicht nur Spaziergängern bieten die Schafe, die in diesen Tagen Nachwuchs bekommen, ein liebliches Bild, man gewöhnte sich auch an den etwas grob behauenen Stall.

Was Sabrina Urban indes vor gut zwei Wochen entdeckte, lässt sie nicht mehr ruhen. "Vier Lämmer sind in der Nacht vom 23. auf den 24. April spurlos verschwunden", sagt die 38-Jährige, "ein totes Lamm lag noch auf der Weide." Urban fotografierte den Kadaver, an dem eine Wunde zu erkennen war, und legte ihn hinter den Stall. "Ich zeigte die Fotos einem befreundeten Jäger sowie einem Polizisten. Deren Aussagen gingen in die gleiche Richtung - Schussverletzung." Urban erstattete Anzeige bei der Polizei und brachte die gesamte Herde in Sicherheit. Der zurückgelassene Kadaver verschwand allerdings über Nacht spurlos. "Das war wahrscheinlich ein hungriger Fuchs", vermutet Urban.

Eine Ahnung, wer die Tat begangen haben könnte, habe sie nicht. "Ich habe wirklich nicht den geringsten Verdacht. Ganz im Gegenteil, ich habe vorher viel positive Rückmeldung zu den Schafen bekommen. Es riefen mich schon Leute an, deren Kinder die Tiere vermisst haben." Mit den Nachbarn sei sie im friedvollen Austausch. Außerdem liege die Schafweide auch nicht unmittelbar neben bewohnten Grundstücken.

Urban will nun vor allem die Öffentlichkeit sensibilisieren. "Falls so etwas woanders noch einmal passieren sollte, sollen die Leute wissen, was hier los war." In Unterherrnhausen hat Urban inzwischen wieder 16 Lämmer, weitere Schafe sind hochträchtig.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4903313
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 11.05.2020
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.