Königsdorf:Blick zu fernen Sternen

Nach einem langen Spendenmarathon wird ein Astronomen-Traum wahr. Die Arbeiten am Bau des neuen Observatoriums auf dem Gelände der Jugendsiedlung Hochland haben begonnen.

Von Ingrid Hügenell

Königsdorf: Bei der Grundsteinlegung für die Sternwarte in Königsdorf: Kurt Motl (links, halb verdeckt) und Christian Müller mit der Zeitkapsel.

Bei der Grundsteinlegung für die Sternwarte in Königsdorf: Kurt Motl (links, halb verdeckt) und Christian Müller mit der Zeitkapsel.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Der Grundstein für die Isartal-Sternwarte ist gelegt, die Bodenplatte betoniert. Am Donnerstagabend ist der offizielle Baubeginn auf dem Gelände der Jugendsiedlung Hochland in Königsdorf feierlich begangen worden. Schon im kommenden Winter sollen die Sternwarte fertig und das Teleskop installiert sein. Das besonders stabile Fundament für den Turm, der den 60-Zentimeter-Spiegel trage wird, ist ebenfalls schon betoniert, ein Ring von Armiereisen kennzeichnet den Platz auf der Bodenplatte. Das Teleskop selbst ist bereits bestellt.

Seit 2008 verfolgt der Verein Isartal-Sternwarte mit seinem Vorsitzenden Kurt Motl die Pläne, ein eigenes Observatorium zu errichten. Lange sah es aus, als seien die Pläne zu ehrgeizig. Nun hat es überraschend schnell doch geklappt. Zu verdanken ist das vor allem dem Leader-Förderprogramm der EU, aus dem die Anschubfinanzierung von 147 000 Euro kommt. "Anders wäre die Sternwarte kaum zu verwirklichen gewesen", sagt Leader-Manager Andreas Wüstefeld.

Dazu kommen musste ein Eigenanteil von 203 000 Euro. Die Städte Wolfratshausen und Geretsried beteiligten sich mit 10 000 beziehungsweise 20 000 Euro, die Gemeinde Königsdorf mit 1000. Drei Stiftungen gaben je 10 000 Euro: Die der Sparkasse, die Heidehofstiftung in Stuttgart dank der Vermittlung von Christoph Bosch und die Geretsrieder Ernst-Pelz-Stiftung. Motl konnte bei der Grundsteinlegung eine lange Liste von weiteren Spendern aus Königsdorf und Umgebung verlesen, darunter die Raiffeisenbank und die in Bad Tölz ansässige Firma Sitec Aerospace. "Da Sie das Space im Namen tragen, haben wir uns gedacht, Sie müssten eine Affinität zur Astronomie haben", sagte Motl zu dem anwesenden Sitec-Vertreter. Nicht namentlich genannt werden will eine Familie, die 70 000 Euro beisteuerte. Die Liste der Spender und Sponsoren liegt nun in der kupfernen Zeitkapsel, die im Grundstein eingemauert wurde. Darin findet sich auch eine Liste aller, die Anteile am Spiegel haben, ein Foto vom Spatenstich am 6. Juli 2013, zwei astronomische Zeitschriften, die Süddeutsche Zeitung und der Geretsrieder Merkur vom Donnerstag, ein Euro-Münzsatz sowie Sonne, Mond und Sterne als Spielfiguren aus Schokoladeneiern.

Neben der Finanzierung war auch die Suche nach dem Standort schwierig. Schließlich konnte nach mehreren vergeblichen Anläufen ein passender Ort gefunden werden, eben der beim Hochland-Lager. "Manchmal haben wir schon daran gezweifelt, dass wir hier im Landkreis einen Platz finden können", sagte Martin Bachhuber als Vorsitzender des Leader-Arbeitskreises im Landkreis. Mit "Beharrlichkeit, großem Engagement und unbändigem Glauben" sei es dem Verein gelungen, das Vorhaben zu verwirklichen. Bachhuber bezeichnete es als "Leuchtturm-Projekt".

"Ich wundere mich beinahe jeden Tag, wie wir das geschafft haben", sagte Kurt Motl, der dem Leader-Lenkungsausschuss dafür dankte, das Projekt einstimmig befürwortet zu haben. Motl beschäftigt sich schon fast sein ganzes Leben mit Astronomie und war lange für die Geretsrieder Schulsternwarte verantwortlich, die seit 1977 existiert.

Die neue Sternwarte wird über einen größeren Spiegel verfügen und vor allem in einer dunkleren Umgebung stehen, hat also bessere Beobachtungsbedingungen. Dabei nimmt sie nicht sehr viel Raum ein, denn realisiert wird eine abgespeckte Version. Die Bodenplatte ist 100 Quadratmeter groß, dazu kommen 30 Quadratmeter für den Teleskopturm und mit Nebenraum. Die Sternwarte wird zweistöckig sein, von einer Dachterrasse aus geht es in die Kuppel. Die Oberkante der Kuppel werde etwa 9,50 Meter über Grund liegen, sagte Architekt Christoph Otawa, der seit seiner Realschulzeit in Geretsried von der Astronomie begeistert und Mitglied im Verein ist. Da das Gebäude keinen Dachstuhl haben wird, wurde die Grundsteinlegung feierlich begangen, statt wie sonst üblich das Richtfest, erklärte Christian Müller vom Vorstand des Sternwarte-Vereins. Schon Anfang September soll der Rohbau stehen, für den 30. November ist "First Light" geplant, der erste Blick durchs Teleskop - wenn das Wetter mitmacht.

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