Cristina Burkert ist seit einem Jahr Pfarrerin in der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Kochel, die auch die Gemeinden Schlehdorf, Benediktbeuern, Bichl, Großweil und Walchensee betreut. Für den Faschingssonntag, 2. März, hat sie sich etwas Besonderes ausgedacht: Auf der mit Luftschlangen geschmückten Kanzel der Kochler Kirche wird sie eine Reimpredigt halten.

SZ: Frau Burkert, haben Sie schon öfter in Reimen gepredigt?
Cristina Burkert: Nein, noch nie. Die Idee dazu hatte ich ganz spontan vor einigen Tagen. Ich bin keine große Dichterin.
Können wir es einmal zusammen probieren: Die Zeiten sind trübe...
... doch ich übe / mich in Zuversicht / und schaue auf Christus /der ist unser Licht.
Mir schwirrt der Kopf von zu viel Wein...
...darauf fällt spontan kein schöner Reim ein.
Daktylus oder Trochäus, welches Versmaß liegt Ihnen eher?
Oh, das mischt sich bei mir alles. Ich habe ja nicht nur einen Predigttext in Reimform zu erzählen, sondern will auch eine christliche Botschaft vermitteln. Die Reime habe ich genommen, wie sie mir in den Sinn kamen, und manchmal auch ein bisschen hingebogen.
Um welchen Bibeltext geht es?
Jesus ist zu Besuch bei zwei Schwestern. Die eine, Martha, g'schaftelt herum, die andere sitzt einfach ruhig zu seinen Füßen und hört ihm zu. Das ärgert Martha und sie fordert Jesus auf, ihre Schwester zum Mithelfen anzuhalten. Aber er sagt: Sie hat das Gute erwählt. Er sagt: das Gute, nicht das Bessere. Das passt perfekt zum Sonntag vor der Fastenzeit. Es wird in der Predigt ums Feiern und ums Fasten gehen. Um den Trubel und ums Innehalten. Alles hat seine Zeit.
Hätten Sie dazu gerade einen Vers parat?
Ich weiß nicht, wie es euch so geht? / Ob Ihr die Marta auch versteht? / Zeit für Besinnung ist oft nicht gegeben / stattdessen bestimmt die Arbeit das Leben / Und g'rade wenn die Zeit nicht reicht /ist Innezuhalten gar nicht leicht.
Haben Sie schon geübt?
Noch nicht. Aber ich werde jedem am Anfang ein Bonbon geben und versprechen: Wenn das Bonbon gelutscht ist, wird auch die Predigt zu Ende sein. Vielleicht brauche ich „Nimm 2“, das muss ich noch testen.
Nimmt das dem Gottesdienst den Ernst?
Mein Wunsch ist es, die Menschen in ihrer Lebenswelt abzuholen. Gottesdienst soll nichts Abstraktes sein, das irgendwie parallel läuft. In meinem Gemeindegebiet wird so viel Fasching gefeiert. Und wenn man auf der Kanzel steht, ist das ja auch ein bisschen wie in der Bütt. Ich möchte die Kirche ins Leben bringen und das Heitere mit dem Ernsten verbinden. Das Leben ist auch nicht immer bierernst, und es herrscht nicht immer Partystimmung.
Werden Sie sich verkleiden?
Nein. Wir feiern nach der Predigt Abendmahl, da braucht es dann wieder die Ernsthaftigkeit. Aber nach dem Gottesdienst gibt es ein Kirchen-Café mit Krapfen oder Faschingsgebäck. Und da wird es dann wieder fröhlich und gesellig.
Gottesdienst mit Reimpredigt, Sonntag, 2. März, 10 Uhr, evangelische Kirche Kochel