Süddeutsche Zeitung

Kochel:Der dreifache Fischer

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Die Statue am See war nicht mehr zu restaurieren. Sie wurde originalgetreu nachgeschnitzt und gegossen.

Von Klaus Schieder

Seit mehr als 60 Jahren steht die Fischer-Statue an der Seepromenade in Kochel, wo sie Wind und Wetter trotzt. Aber mit dem Trotz ist es so eine Sache bei einer Figur, die aus diversen Materialien hergestellt ist, aus Stahl, Draht, Gips und Ton. Das Werk des Bildhauers Richard Miller litt unter Regen und Kälte, weshalb es immer wieder einmal restauriert werden musste. Die jüngste Sanierung war mit ungewöhnlichem Aufwand verbunden und führte am Ende dazu, dass der "Fischer" ganz neu gegossen wurde und sogar einen Zwilling aus Holz bekam. Die Gemeinde feiert die Rückkehr der Statue am Sonntag, 25. August, 11 Uhr, an der Seepromenade. Dazu sind Bürger und Gäste eingeladen.

Seit ihrer Aufstellung im Jahr 1952 diente die Statue - mit Kochelsee und Herzogstandmassiv im Hintergrund - als beliebtes Fotomotiv für Touristen. Die Gemeinde hatte mit dieser Ansicht einst die Jubiläumsmedaille zur 1250-Jahrfeier vor 24 Jahren verziert. Bildhauer Miller fertigte für das Denkmal zunächst ein Stahl- und Drahtgeflecht an, trug darauf Gips auf und überzog diesen mit Ton, um so die Figur zu modellieren. Wegen all dieser Materialien sei der "Fischer" sehr anfällig für Witterungseinflüsse, teilt Bürgermeister Thomas Holz mit. "Vor allem die Nässe und der Frost setzten ihm empfindlich zu."

Zuletzt wurde die Statue in den 1990er-Jahren durch eine ehrenamtliche Initiative aufwendig renoviert, was jedoch nicht allzu lange vorhielt. Dass sie nun abermals restauriert werden sollte, war in Kochel unstrittig. Sie habe "schon eine besondere Bedeutung", erklärt Holz. "Es war von vorneherein klar, dass sie wieder an ihren angestammten Platz kommt."

Die Suche nach einem Spezialisten gestaltete sich allerdings schwierig. "So richtig traute sich keiner an die Statue heran", erzählt Holz. Den richtigen Mann vermittelte schließlich Gemeinderat Johann Demleitner mit dem Bildhauer Oswald Rifesser aus Südtirol. Der schon ziemlich brüchige "Fischer" wurde zu ihm nach St. Ulrich bei Gröden geschickt. Der Auftrag: Rifesser sollte einen Negativabdruck des Werks machen und dann eine neue Figur aus wetterfestem Material gießen. Aber der Bildhauer musste alsbald feststellen, dass das Denkmal inzwischen viel zu porös ist, um einen solchen Abdruck herzustellen. Der Ausweg: Da Rifesser auch "die Schnitzkunst hervorragend beherrscht, haben wir kurzerhand vereinbart, dass er das Denkmal anhand der beschädigten Vorlage und von Fotografien nachschnitzt", berichtet der Bürgermeister. Die Holzfigur diente dann als Vorlage für den neuen Guss, der in Verona vorgenommen wurde.

So hat Kochel seinen Fischer jetzt gleich in drei Ausgaben - als gegossene Statue für die Promenade, als Holzskulptur und noch als Original. Die beiden neuen Figuren seien "wirklich hervorragend gelungen", findet der Bürgermeister. Davon können sich die Gäste am Sonntag ein Bild machen. Bis dahin soll auch das Original aus Südtirol heimgeholt werden.

Anschließend komme der alte Knabe ins Archiv, sagt Max Leutenbacher vom Verein für Heimatgeschichte im Zwei-Seen-Land Kochel. "Er ist schon sehr brüchig, um nicht zu sagen zerbrochen."

Musikalisch werden die Gäste am Sonntag von der Blaskapelle Kochel unterhalten. Der Verein für Heimatgeschichte tischt - passend zum Denkmal - Fischspezialitäten auf.

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Quelle:
SZ vom 21.08.2013
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